Achtzylinder-Saugmotor, fünf Liter Hubraum, 464 PS – und jetzt kommt’s: Wir haben 2025. Während die meisten Dinosauger aus der Power-Mittelklasse längst ausgestorben sind, hält vor allem einer bis heute durch: der Lexus RC F, den wir heute in der beflügelten Track Edition feiern. Leider wird es zeitgleich auch eine Abschiedsparty, denn Ende November 2025 wird die Produktion des Lexus-Coupés eingestellt.
Let’s get the party started. Erstmals Volllast, erstmals das Ansauggeräusch genießen – akustisch ähnelt die Stimme des Lexus-Fünfliters ein bisschen einem anderen Saugmotor-Klassiker, dem Vierliter-V8-Sauger des BMW M3 Coupés der Baureihe E92.
Nicht nur akustisch katapultiert dich der RC F Track Edition mit seinem emotionalen Charakter in ein anderes Jahrzehnt zurück. Die Cockpit-Gestaltung mit den übersichtlich angeordneten Tasten sowie dem Mix aus Alcantara und blau-schwarzen Carbon-Applikationen fühlt sich direkt nach Zeitreise zurück in die 2010er-Jahre an.
Angesichts der von Digitaldisplays und Touchflächen heute oft überfrachteten Cockpits wünsche ich mir so eine Schaltzentrale zurück wie die des Radical Coupé (Abkürzung RC), das erstmals 2015 das Licht der Automobilwelt erblickte. Traditionell tragen alle High-Performance-Modelle von Lexus das F-Kürzel im Namen.
Erinnert an legendären LFA
Von 2015 bis 2017 ging der RC F mit 477 PS starkem V8-Sauger an den Start. Um die Emissionen zu senken und die Einhaltung strengerer Abgasnormen zu gewährleisten, leistet der Achtzylinder seit dem Facelift 2018 "nur" noch 464 PS. Seit 2019 ist das Sondermodell Track Edition auf dem Markt.

Von 2015 bis 2017 ging der RC F mit 477 PS starkem V8-Sauger an den Start. Um die Emissionen zu senken und die Einhaltung strengerer Abgasnormen zu gewährleisten, leistet der Achtzylinder seit dem Facelift 2018 „nur“ noch 464 PS. Seit 2019 ist das Sondermodell Track Edition auf dem Markt.
Schon das Kombiinstrument des RC F Track Edition lässt sofort ein Lächeln übers Gesicht huschen. Der mittig positionierte Digital-Drehzahlmesser, der in drei unterschiedlichen Grafiken konfigurierbar ist, erinnert stark an eine ganz große Lexus-Sportwagenlegende. Richtig, den V10-Supersportler Lexus LFA (Bauzeit 2010 bis 2012).
Als ich beim Supertest noch nicht in Amt und Würden war, durfte ich damals als Jungredakteur den LFA einmal von unserem Redaktionssitz in Stuttgart über die Autobahn nach Hockenheim überführen. 116 Autobahn-Kilometer, die im Charaktersportwagen LFA einprägsamer waren als manch schnelle Nordschleifen-Runde in meinen Supertests später.

Zählt der Lexus RC F Track Edition zum harten Nordschleifen-Kern? Klares Ja! Nicht wegen seiner Rundenzeit, sondern wegen seines emotionalen V8-Saugers.
Was bringt dir eine schnelle Rundenzeit, wenn dich ein Auto nicht emotional fesselt? Und genau da sind wir bei dem Punkt, der für mich bei einem sportlichen Fahrzeug vor allem aus Käufersicht alles entscheidend ist: dem Charakter eines Fahrzeugs. Der Lexus RC F Track Edition ist auch einer dieser Charakterdarsteller, die du nie vergessen wirst.
Direkt neben dem prägnanten Drehzahlmesser findet sich beim RC F Track Edition ein analoger Tacho, der gefühlt nicht größer als eine herkömmliche Armbanduhr ist. Für ein Kombiinstrument ist er eigentlich zu winzig, aber er hat das gewisse Etwas. Die analoge Tachonadel startet beispielsweise auf der 6-Uhr-Position. Der kleine Tacho ist zwar suboptimal ablesbar, aber auf der anderen Seite übertreibt er herrlich sympathisch. Oder warum trägt ein Fahrzeug mit einer Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h eine Tachoskalierung bis 340 km/h? Macht natürlich keinen Sinn, fühlt sich aber bei jedem Blick auf den Tacho ein bisschen nach Supersportwagen an.
Track Edition 61 kg leichter
Und was steckt eigentlich hinter dem Namenszusatz "Track Edition"? Punkt eins: eine knackigere Aerodynamik mit einem modifizierten Frontsplitter und einem fest stehenden Heckflügel. Laut Lexus soll der Heckflügel an der Hinterachse zu einem Abtrieb von 26 Kilogramm bei 270 km/h führen.

Einen Lexus RC F Track Edition wird man in Deutschland in freier Wildbahn nur sehr selten treffen.
Nicht nur der Splitter und der Heckflügel, sondern auch die Motorhaube sowie das Dach der Track Edition bestehen aus schwarzem Sichtcarbon. Optisch sieht das RC-F-Sondermodell auf jeden Fall schon mal nach Trackdayheld aus. Ziel des großflächigen Carbon-Einsatzes ist eine Gewichtsreduktion. Außerdem trägt die Track Edition eine Keramik-Bremsanlage von Brembo sowie geschmiedete 19-Zoll-Felgen von BBS.
Laut Lexus konnten die ungefederten Massen an der Vorderachse durch die Bremsscheiben, die Bremsbeläge und die Räder bei der Track Edition um 25 Kilogramm reduziert werden. Insgesamt versprechen die japanischen Entwickler für das Sondermodell eine Gewichtsreduktion zwischen 70 und 80 Kilogramm.

Der RC F Track Edition ist ein Charakter-Darsteller, den du nie vergessen wirst.
So viel sind es bei uns auf der Radlastwaage dann nicht ganz. Im Vergleich zum letzten RC-F-Testwagen liegt die Gewichtseinsparung der Track Edition bei 61 Kilogramm. Fakt bleibt aber: Mit einem Gesamtgewicht von 1.744 Kilogramm ist auch der RC F Track Edition immer noch alles andere als ein Leichtgewicht.
Drehregler auf der Mittelkonsole nach rechts in den Modus "Sport S+" drehen und die ESP-Taste drücken. Attacke, raus auf die Nordschleife. Selten war der Blick auf die Rundenzeiten-Anzeige der Messtechnik bei einem Supertest so nebensächlich wie heute beim Supertest des Lexus RC F Track Edition.
Gefühlt schneller, als er ist
Ja, am Ende dieser Nordschleifen-Runde wird der Lexus deutlich langsamer als die versammelte Mittelklasse-Konkurrenz oder als so mancher Kompaktsportler sein, aber das ist eigentlich egal. Der RC F Track Edition passt trotzdem perfekt zu einem meiner Lieblingsfußballersprüche: "Vom Feeling her hatte ich ein gutes Gefühl."
Gefühl ist, was der Lexus richtig gut kann. Im RC F Track Edition fühlst du dich auf der Nordschleife wesentlich schneller, als du es eigentlich bist. Warum das so ist? Punkt eins: sein Sound. Kurz bevor ein Piepen zum Hochschalten nahe der Drehzahlgrenze bei 7.300/min mahnt, klingt die kernige V8-Saugmotorstimme des intern 2UR-GSE genannten Fünfliters nach großem Sportwagen-Kino.

Laut Lexus soll der Heckflügel an der Hinterachse zu einem Abtrieb von 26 Kilogramm bei 270 km/h führen.
Der RC F verdeutlicht einmal mehr, was Sound im Grenzbereich mit uns macht. In unserer Wahrnehmung ist ein prägnantes Motorengeräusch mit dem Attribut Schnelligkeit verbunden. Ein flüsterleises Elektrofahrzeug fühlt sich im Grenzbereich automatisch langsamer an, als es eigentlich ist. Wenn es um Emotionen geht, müssen wir nicht diskutieren: Lieber eine langsame Rundenzeit mit grandiosem Saugmotor-Sound als eine schnelle Elektro-Runde mit Windgeräuschen ohne Motorsound.
Nicht nur in puncto Sound fühlt sich der RC F Track Edition nach einem Hecktriebler alter Schule an, sondern auch mit seinem Fahrverhalten im Grenzbereich. Während moderne Fahrwerke die Topografie der Nordschleife mit ausgeklügelter Feder-Dämpfer-Abstimmung immer mehr wegfiltern und dich mit hoher Fahrstabilität automatisch schneller machen, bewegt sich der RC F Track Edition wie manch anderer Sportler vor einem Jahrzehnt über die Nordschleife.
Gutmütiger Hecktriebler
Modernere Entwicklungskonzepte mögen zwar querdynamisch schneller sein, aber der Grenzbereich wird dadurch auch immer schmaler. Der RC F Track Edition präsentiert sich mit einem vergleichsweise weiten Grenzbereich und mit gutmütigem Fahrverhalten am Limit. Damit eignet sich der RC F auch gut für Einsteiger, die erstmals auf einen Hecktriebler wechseln. Vorausgesetzt, das nötige Kleingeld stimmt.

Mittelklasse-Coupés mit V8-Saugmotor sind nahezu ausgestorben. Der RC F ist eine der wenigen emotionalen Ausnahmen.
Insgesamt gibt dir der RC F Track Edition am Limit ein ehrliches Feedback. Angefangen bei der Lenkung, die frei von Synthetik ist und mit einer guten Rückmeldung punktet. Im Modus "Sport S+" geht’s zudem mit einem strafferen Handmoment als im Normal-Modus an den Start. Egal ob auf Curbs, Bodenwellen oder den Betonplatten des Karussells – die Lenkung vermittelt ein weitgehend ungefiltertes Feedback.
In lang gezogenen Kurvenradien bewegt sich das japanische Coupé am Limit zunächst weitgehend neutral. Gen Kurvenausgang der lang gezogenen Kurvenradien tendiert die Vorderachse des RC F dann zu einem leichten Auswischen ins Untersteuern und limitiert dadurch die maximal möglichen Kurvengeschwindigkeiten. Mit –0°40' Negativsturz an der Vorderachse war der Toleranzbereich der Herstellervorgaben (Sturz Vorderachse: –1°13' bis 0°17') nicht ausgereizt. Da tritt die vergleichbare Mittelklasse-Konkurrenz mit deutlich aggressiveren Sturzwerten an.

Beim Blick auf die Messwerte ist sofort klar, warum der RC F im Grenzbereich nicht besser performen konnte. Die Achseinstellwerte sind sehr zahm und bewegen sich alle klar innerhalb der Toleranzen. Für den Rennstreckenbesuch hätten aggressivere Einstellungen geholfen.
Gen Kurvenausgang von engen Kurvenradien (Adenauer Forst, Kallenhard) drückt der RC F dann unter Last auch schon mal mit dem Heck. Das leichte und gut kontrollierbare Leistungsübersteuern zaubert wieder ein Lächeln unter dem Rennhelm aufs Gesicht, wohl wissend, dass hier wertvolle Zehntelsekunden auf der Ideallinie verpuffen.
Die Topografie der Nordschleife animiert den RC F auch immer wieder zu Aufbaubewegungen, die einen beispielsweise davon abhalten, in der Fuchsröhre das Gaspedal durch die Kompression "voll" stehen zu lassen oder sich noch schneller über den großen Sprunghügel ins Bellof-S zu stürzen. Unter dem Namen "Track Edition" hätte man sich nicht nur fahrwerkseitig, sondern auch reifentechnisch mehr Biss erhofft. Statt des Michelin Pilot Sport 5 wäre beispielsweise ein gripfreudigerer Cupreifen empfehlenswert.
Die Keramikbremsanlage arbeitet auch im Rennstrecken-Betrieb standfest mit. Von Fading keine Spur. Sowohl auf der Rennstrecke als auch bei der Warmbremsmessung bewegen sich die Verzögerungswerte allerdings auf einem sehr mäßigen Niveau. Irgendwo ist da der Abstimmungswurm zwischen Keramikbremsanlage, ABS-Regelung und dem Michelin Pilot Sport 5 drin. An späte Bremspunkte beim Rennstrecken-Besuch sollte der RC-F-Pilot daher gar nicht erst denken, ansonsten schiebt das Coupé beim Anbremsen stumpf über die Vorderachse.

Verrät den RC F Track Edition: Keramikbremsanlage von Brembo und 19-Zoll-Schmiedefelgen von BBS.
253 km/h am Schwedenkreuz, 224 km/h im Kesselchen, 214 km/h Anfahrt Schwalbenschwanz und 272 km/h auf der Döttinger Höhe sind auf den Topspeed-Passagen der Nordschleife jetzt auch kein Schritttempo, aber im Vergleich zur heutigen Turbo-Konkurrenz kann der RC F Track Edition nicht richtig mithalten. Eine Beschleunigung in 16,4 Sekunden von null auf 200 km/h ist heutzutage natürlich keine Heldentat mehr für ein Coupé der Power-Mittelklasse. Kein Wunder, bei der Leistungsmessung bei Maha fehlen dem Fünfliter-V8 27 PS auf seine Nennleistung.
Auch wenn der RC F Track Edition im Vergleich mit der modernen Mittelklasse-Konkurrenz auf der Nordschleife nicht mithalten kann, ist er immerhin 11 Sekunden schneller als einst die Sportlimousine Lexus IS-F im Supertest.

Bei der Leistungsmessung bei Maha in Haldenwang erreicht der V8-Saugmotor seine Nennleistung nicht. Mit 436,7 PS bei 7.352/min verfehlt der V8-Saugmotor seine Nennleistung um 27 PS.
Am Ende ist es sein Charakter, der für ihn als sportives Alltagsauto spricht. Und: Wer einen Lexus RC F Track Edition fährt, kann sich ziemlich sicher sein, dass er kein Massenprodukt, sondern etwas sehr Seltenes fährt. 2021 wurden insgesamt nur 28 RC-Modelle in Deutschland zugelassen. Seit 2022 weist das Kraftfahrt-Bundesamt keine modellspezifischen Zulassungszahlen mehr für das Coupé aus.