Wann er denn bitte auch das noch hätte erledigen sollen, fragte Brian Ferry, Sänger von "Roxy Music", bei einem Interview ein Stück vor seinem 80. Geburtstag zurück. Auf die Frage, ob er im Rahmen seiner Erwerbstätigkeit als Rockstar den Erwartungen gerecht geworden sei, auch mal ein Hotelzimmer zu verwüsten.
Nun, ist es nicht beruhigend, dass doch allen in diesen berufs- und familiengedrängten Jahren Zeit und Raum fehlen? Wobei wir mit Raum nun nicht meinen: nie ein Hotelzimmer frei, wenn man Zeit hätte, eines zu verwüsten. Sondern eher, dass der Kofferraum schon mit anderem Urlaubsgepäck vollgestopft ist, bevor man selbst dazu käme, eigene Extravaganzen (ein Falt-Paddelboot/zwei günstig erworbene Golfschlägersets/drei Jahrgänge AUTO zum gemütlichen Nochmal-Durchschmökern) ins Auto zu wuchten.
Immense Größe auf mittlerem Format
Womit wir bei den selbst für ausschweifende Urlaubspacker kaum ausnutzbaren 885 Liter Volumen wären, welche der Tayron sich schon unter das Laderaumrollo packen kann. Und die sich vom Neigungsverstellen der Rückbanklehne über ihr Längsverschieben und dreiteiliges Klappen bis hin zum Einebnen der Beifahrersitzlehne auf weit über zwei Kubikmeter Gesamtvolumen und fast drei Meter Ladelänge bis ans Armaturenbrett hochvariieren lassen.

Der Kofferraum des Tayron ist ein wahres Platzwunder.
Wobei all das nicht neu ist im Vergleich zum Tiguan Allspace, den der Tayron ersetzt. Und auch nicht ausgefuchster als das, was der Skoda Kodiaq an Variabilität und Raumreichtum zusammentrickst. Die Konzerncousins unterscheiden sich nur im Millimeterbereich bei Länge, Breite, Höhe und Radstand. Obwohl sich die Maße der Proportionen nur wenig unterscheiden, soll sich durch die Höhe der Positionierung ein nennens-und geldwerter Unterschied ergeben. So strebt der in der Basis rund 2.500 Euro teurere VW an die Unterkante der Oberklasse, der Skoda bleibt an der Oberkante der Mittelklasse. Klingt etwas dahererfunden. Ja, fanden wir erst auch. Aber nach dem Test nicht mehr so sehr.
Auch Tyron macht Abstriche
Denn tatsächlich gelang es den Technikern in Wolfsburg, wo sie den Tayron nicht nur entwickelt haben, sondern auch bauen, dem SUV Weitgehenderes einzukonstruieren als nur 25,3 cm mehr Länge und 3,4 cm mehr Radstand im Vergleich zum Tiguan. So richtet sich der 4,79 m lange Allradler innen mit soliden und hochwertigeren Materialien ein. An die gehobene Eleganz und Qualität kommt die Außenfassade aber noch nicht heran, mit stufigen Übergängen von Türen zu Karosserie und breiten Spalten zwischen Radkästen und Radlauf-Umrandung.
So ganz fugenlos gelingt auch die Bedienung noch immer nicht, trotz aller Verbesserungen, welche die Weiterentwicklung des Infotainments, der Tastenverteilung und -betastbarkeit verschaffte. Insgesamt jedoch klappt der Umgang mit dem Tayron trotz hoher Funktionsfülle nach kurzer Eingewöhnung schnell und eingängig.

Trotz der Weiterentwicklung des Infotainment, fällt die Bedienung manchmal noch etwas schwer.
Klar, man muss sich schon mal ein halbes Stündchen Zeit nehmen, um sich das alles anzuschauen – auch um zu verstehen, wie die breit aufgestellte Assistenz funktioniert und wie rasch sie über ein Schnellmenü auf die eigenen Wünsche zurechtkonfiguriert ist. Aber dann wiederum darf man von einem Käufer, der fast 70.000 Euro für einen Tayron wie unseren Testwagen ausgibt, auch annehmen, dass er sich ein bisschen in das teure Auto reinfuchst.
Schließlich lassen sich auch nur dann die ganzen Talente des Wagens ausnutzen, die eben weit über die Variabilität und den Alltagsnutzen von bequemem Einstieg, Ablagenmenge oder Sitzkomfort hinausgehen. Nämlich bis hin zu Details wie der Parkkamera mit anwählbaren Perspektiven, dem HD-LED-Licht, das in Engstellen sogar Fahrspuren auf die Straße projizieren kann, oder der 15-stufigen Einstellbarkeit der Dämpferkennlinie für Zug- und Druckstufe.
Wobei VW dafür wie für die Kennlinien der sehr präzisen, variablen Progressivlenkung, den Antrieb und das stets serienmäßige Doppelkupplungsgetriebe natürlich schon Fahrmodi bereitprogrammiert hat. Überaus treffsicher zudem, denn in Comfort überflauscht der Tayron selbst grobe Unebenheiten. In Sport strafft er Dämpfer, Motoransprache und Getriebeemsigkeit, aber nur so weit, dass es beschwingter, dabei ohne Härte oder Hektik vorangeht. Und immer mit trittfestem Allradgrip und souveräner Fahrsicherheit. Trotz des für die Größe gewandten Handlings brilliert der dämmverglast-leise VW mehr noch auf weiten Strecken. Da drückt ihn der Zweiliter-TDI selbst mit viel Zuladung drangvoll voran – überaus effizient dazu.

Fahrmodi für jeden Moment: Der Tayron passt sich an, ob komfortables Cruisen oder sportliche Dynamik mit souveränem Allradgriff.
Ein effizientes Auto, aber kein sparsames
So genügen dem Tayron im Testschnitt 6,5 Liter Diesel pro 100 km, minimal kommt er gar mit nur 5,3 l aus. Wobei das schon der einzige Beitrag zur Sparsamkeit ist, die sich bei diesem Volkswagen findet. Obgleich bereits in der Basis reich ausstaffiert, lässt sich sein Preis mit durchaus sinnvollen Extras wie Adaptivfahrwerk, Anhängekupplung oder zwei Zusatzsitzen noch locker deutlich steigern.
Auf gesteigertem Niveau liegen schließlich auch die Unterhaltskosten. Und so verlangt der Besitz des sehr komfortablen und platzreichen Tayron eine besondere Art von Raum: großen finanziellen Spielraum.
Fazit
| VW Tayron 2.0 TDI 4Motion Elegance | |
| Außenmaße | 4792 x 1853 x 1666 mm |
| Kofferraumvolumen | 885 bis 2090 l |
| Hubraum / Motor | 1968 cm³ / 4-Zylinder |
| Leistung | 142 kW / 193 PS bei 3500 U/min |
| Höchstgeschwindigkeit | 221 km/h |
| 0-100 km/h | 7,9 s |
| Verbrauch | 6,8 l/100 km |
| Testverbrauch | 6,5 l/100 km |
