US-Batterie-Spezialisten übernehmen Northvolt: Heide atmet auf

Lyten und Northvolt Schweden/Deutschland
US-Batterie-Spezialisten übernehmen Northvolt

ArtikeldatumVeröffentlicht am 08.08.2025
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Northvolt
Foto: Northvolt

Das US-amerikanische Batterieunternehmen Lyten mit Hauptsitz in San Jose (Kalifornien) hat eine verbindliche Vereinbarung zum Kauf sämtlicher verbleibender Vermögenswerte des insolventen schwedischen Batterieherstellers Northvolt in Schweden und Deutschland unterzeichnet. Die Übernahme umfasst die Stammfabrik Northvolt Ett und das Expansionswerk in Skellefteå, das Forschungs- und Entwicklungszentrum Northvolt Labs in Västerås sowie das im Bau befindliche Werk Northvolt Drei in Heide (Schleswig-Holstein). Ebenfalls Teil des Deals sind sämtliche geistigen Eigentumsrechte (IP) von Northvolt.

Produktion in Schweden geht weiter

Lyten übernimmt damit Anlagen und Infrastruktur mit einem geschätzten Gesamtwert von rund fünf Milliarden US-Dollar. Dazu gehören 16 Gigawattstunden (GWh) bestehende Produktionskapazität, mehr als 15 GWh im Bau befindliche Kapazität sowie Ausbaupläne auf über 100 GWh. Das Entwicklungszentrum in Västerås gilt als eines der modernsten seiner Art in Europa. Die finanziellen Details der Transaktion wurden nicht veröffentlicht.

Lyten kündigte an, einen Großteil der zuvor bei Northvolt entlassenen Beschäftigten wieder einzustellen. In Skellefteå und Västerås soll die Produktion unmittelbar nach Abschluss der Transaktion wieder anlaufen. Auch in Heide will das Unternehmen den Bau der Batteriefabrik mit einer geplanten Anfangskapazität von 15 GWh fortsetzen. Gemeinsam mit der Bundesregierung arbeitet Lyten daran, das Projekt im Sinne des ursprünglichen Förderprogramms umzusetzen.

Werksbau in Deutschland soll weiterlaufen

Die geplante Fabrik in Schleswig-Holstein ist auch aus finanzieller Sicht von großer Bedeutung: Für das Bauvorhaben hatte Northvolt eine Wandelanleihe der staatlichen Förderbank KfW in Höhe von rund 600 Millionen Euro erhalten, für die Bund und Land jeweils zur Hälfte bürgen. Hinzu kamen 20 Millionen Euro für Zinsen und Verfahrenskosten. Ein Teil dieser Mittel soll noch verfügbar sein.

Die schwedische Vize-Ministerpräsidentin Ebba Busch bezeichnete die Übernahme als "Gewinn für Schweden, die ehemaligen Mitarbeiter von Northvolt und für die Positionierung des Landes als Schlüsselstandort für Europas Energieunabhängigkeit". Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther begrüßte die Vereinbarung, verwies jedoch auf noch zu klärende Details und Genehmigungen, bevor die Übernahme endgültig abgeschlossen werden kann.

Expansionsstrategie von Lyten

Lyten ist auf Lithium-Schwefel-Batterien spezialisiert, die ohne Nickel, Kobalt oder Mangan auskommen und nach eigenen Angaben eine höhere Energiedichte bei geringeren Kosten bieten. Die Firma entwickelt die Technologie auf Basis ihrer proprietären "Lyten 3D Graphene"-Materialplattform und produziert derzeit in den USA. Neben Anwendungen in Drohnen, der Verteidigungsindustrie und der Raumfahrt strebt Lyten auch den Einsatz seiner Batterien in Energiespeichersystemen (BESS) und Elektrofahrzeugen an.

Die Übernahme der Northvolt-Standorte in Schweden und Deutschland ist Teil einer umfassenden "Einkaufstour":

  • Im November 2024 erwarb Lyten Northvolts Werk in San Leandro (Kalifornien).
  • Anfang Juli 2025 folgte die Ankündigung, Europas größte BESS-Fabrik in Danzig (Polen) zu übernehmen – der Abschluss ist für August 2025 geplant.
  • Ende Juli 2025 kaufte Lyten Northvolts BESS-Produkt- und IP-Portfolio.
  • Darüber hinaus führt Lyten Gespräche über den Erwerb von Northvolt Six in Quebec (Kanada), wo eine 15-GWh-Batteriefabrik entsteht.

Hintergrund zur Northvolt-Insolvenz

Northvolt galt lange als europäische Hoffnung im Bereich E-Auto-Batterien. Doch Produktionsverzögerungen, steigende Schulden und der Verlust eines Milliardenauftrags von BMW setzten das Unternehmen unter Druck. Ende 2023 kündigte Northvolt den Abbau von rund 1.600 Arbeitsplätzen in Schweden an. Nach einem gescheiterten Restrukturierungsverfahren in den USA meldete der Hersteller im März 2025 in Schweden Insolvenz an.

Lyten rechnet mit dem Abschluss der aktuellen Transaktionen im vierten Quartal 2025, vorbehaltlich der Genehmigungen in Schweden, Deutschland und durch EU-Behörden.

Fazit