Was gibt es Ärgerlicheres als das? Sie kommen gerade aus der Waschanlage und stellen Ihr Auto ab, um noch einen Kaffee an der Tankstelle zu kaufen. Beim Zurückkommen entdecken Sie, dass ein Vogel scheinbar gezielt sein Geschäft auf Ihr frisch poliertes Dach gemacht hat? Das erste Mal ist es Pech, beim zweiten Mal Zufall. Geschieht das allerdings häufiger, drängt sich die Frage auf, ob manche Autos öfter als "Vogeltoilette" benutzt werden, als andere.
Alan’s Factory Outlet, ein Hersteller von Garagen und Carports, hat in den USA 1.000 Autofahrer befragt und ihre Antworten mit Erkenntnissen über Vogelverhalten und Parkgewohnheiten verglichen. Das Ergebnis fällt deutlich aus. Fahrzeuge in Braun, Rot oder Schwarz werden besonders häufig von Vogelkot getroffen, während helle Autos in Weiß, Silber oder Grau seltener verschmutzt werden.
Viele der Befragten gaben zudem an, hohe Folgekosten zu haben. Fast ein Viertel der Teilnehmer beziffert die jährlichen Ausgaben für Autowäsche und Lackreparaturen auf mehr als 500 Dollar (431 Euro). Mehr als die Hälfte musste den Wagen sogar mehrmals an einem Tag reinigen. Bei den Marken lagen Ram, Jeep und Chevrolet vorn. Die Ergebnisse wurden zuletzt am 1. Oktober 2025 aktualisiert.
Warum Vögel bestimmte Autos bevorzugen
Die Autoren der Studie vermuten, dass die Wahrnehmung der Vögel eine Rolle spielt. Vögel sehen Farben anders als Menschen, weil sie auch ultraviolettes Licht wahrnehmen können. Glänzende Oberflächen wirken für sie auffälliger.
In der Brutzeit können Spiegelungen auf der Motorhaube oder an den Seitenspiegeln zudem zu Fehlinterpretationen führen. Manche Tiere sehen darin einen Rivalen und attackieren ihr eigenes Spiegelbild. So kommt es zu häufigen Treffern. Die Befragung liefert plausible Erklärungen, aber keine wissenschaftlich gesicherten Beweise. Sie beruht auf Selbstauskünften, die immer eine gewisse Verzerrung enthalten.
Ein Blick in die Vergangenheit
Bereits im Jahr 2012 hatte eine Untersuchung des britischen Onlinehändlers Halfords für Aufsehen gesorgt. Damals wurden 1.140 Fahrzeuge in fünf Großstädten gezählt und auf Verschmutzungen durch Vögel untersucht. Auch hier zeigte sich ein Muster. Rote Autos waren am häufigsten betroffen, grüne am seltensten. Silberne und weiße Fahrzeuge waren ebenfalls weniger betroffen, schwarze lagen im Mittelfeld. Diese Beobachtung war keine auch kontrollierte Langzeitstudie, hat aber den Mythos von der "anfälligen Autofarbe" stark geprägt.
Der NABU widerspricht der Farbtheorie
Der NABU-Vogelschützer Martin Rümmler hält wenig von solchen Farbdebatten. In einem Interview mit T-Online erklärt er, dass es keine Belege dafür gibt, dass Vögel gezielt auf bestimmte Lackfarben zielen. Der Standort, an dem ein Auto abgestellt wird, sei viel entscheidender. Wer unter Bäumen, an Laternen oder auf Plätzen mit vielen Sitzmöglichkeiten für Vögel parkt, habe zwangsläufig ein höheres Risiko. Rümmler betont außerdem, dass Vogelkot auf dunklem Lack sichtbarer ist und sich die Wahrnehmung dadurch verzerren kann.
Wer das Risiko verringern möchte, sollte möglichst überdacht parken oder Plätze meiden, an denen Vögel regelmäßig rasten. Wenn Vogelkot auf dem Lack landet, sollte man ihn nicht trocken abwischen. Besser ist es, die Stelle einzuweichen, abzuspülen und anschließend vorsichtig abzutupfen.
Besonders bei Sonne und Hitze kann Vogelkot chemisch reagieren und den Lack angreifen. Daher ist schnelles Handeln wichtig. Eine regelmäßige Pflege und Versiegelung des Lacks kann helfen, den Schmutz leichter zu entfernen, ersetzt aber keine zeitnahe Reinigung.





