Mit dem Tourbillon (siehe Fotoshow) hat Bugatti gerade erst sein neues Hypercar mit einem extremen V16-Hybridantrieb vorgestellt. Doch während der Verbrennungsmotor weiterhin den Markenkern repräsentiert, arbeitet das Unternehmen unter dem Dach von Bugatti Rimac bereits an der nächsten großen Antriebsstufe: der Feststoffbatterie. Ein Technologiebaustein, der ab 2030 erstmals in einem ganz neuen Bugatti-Modell debütieren könnte.
Rimac treibt Feststofftechnologie in Europa voran
Rimac Technology – die Engineering-Sparte des kroatischen Mutterkonzerns – befindet sich laut Chief Operating Officer Nurdin Pitarevic in einem weit fortgeschrittenen Entwicklungsstadium von Feststoffbatterien. Entwickelt wird die Technologie gemeinsam mit dem Zellhersteller ProLogium sowie mit Materialexperten von Mitsubishi. Das Ziel: eine industrielle Markteinführung gegen Ende des Jahrzehnts.
Die Feststoffbatterie gilt als nächster großer Entwicklungssprung in der Elektromobilität. Sie verspricht höhere Energiedichten, eine verbesserte Sicherheit durch den Verzicht auf flüssige Elektrolyte und deutlich schnellere Ladezeiten. Zahlreiche Hersteller, darunter BMW, Mercedes oder Toyota, verfolgen ähnliche Entwicklungsprogramme – ebenfalls mit spezialisierten Firmen wie Solid Power (BMW), Factorial Energy (Mercedes), Farasis (Mercedes), QuantumScape (VW) oder Sumitomo (Toyota). Allerdings profitiert Rimac dabei von seiner Ausrichtung auf Hochleistungskomponenten.
30 Prozent mehr Energie als normale NMC-Packs
Rimac fokussiert sich bei der Entwicklung vor allem auf die Bedürfnisse leistungsstarker Fahrzeuge. Aber auch maximale Reichweite, hohe Sicherheit – insbesondere im Brandfall – und drastisch reduzierte Ladezeiten sind die zentralen Entwicklungsziele.
Für Bugatti könnte Rimac mit dieser Technologie zwei mögliche Einsatzfelder erschließen:
- Weiter veredeltes Tourbillon-Derivat
Das Produktionsende des Tourbillon ist frühestens für 2029 geplant. Damit wäre ein finales Sondermodell – etwa ein Super Sport oder ein technisches "Final Edition"-Modell – als erster Empfänger der neuen Feststoffbatterie denkbar. - Komplett neues Modell ab 2030
Pitarevic deutete an, dass die erste "mid-volume"-Produktion der Feststoffbatterie in einem neuen Bugatti ab 2030 vorgesehen sei. Ob es sich dabei um einen rein elektrischen Bugatti oder einen weiterentwickelten Hybrid handelt, bleibt offen.
Bugatti-CEO Mate Rimac erklärte noch 2022 offiziell, dass Bugatti innerhalb des kommenden Jahrzehnts weder SUV noch reine E-Autos bauen werde. Rückblickend könnte diese Aussage jedoch auf das Timing einer ersten rein elektrischen Baureihe nach 2030 hindeuten – passend zur erwarteten Marktreife der Feststoffzellen. Wenn die EU zeitgleich den ursprünglich geplanten Verbrennungsstopp von 2035 auf 2040 verschiebt, würde das Bugatti etwas mehr Spielraum lassen.
Rimac wächst zum High-Tech-Zulieferer
Die noch teure Feststofftechnologie dürfte in den Anfangsjahren ohnehin den Luxus- und Hochleistungsfahrzeugen vorbehalten sein. Rimac plant jedenfalls noch keine Großserienfertigung im nächsten Jahrzehnt und erwartet erst bis 2035 eine Kostenparität zu heutigen NMC-Zellen. Damit folgt die Technologie der bekannten Innovationslogik der Branche: Premiumhersteller implementieren neue Batteriesysteme zuerst, bevor sie in die Mittelklasse diffundieren.
Rimac positioniert sich indessen zunehmend als High-Tech-Zulieferer – ähnlich wie Lucid oder Rivian, die ebenfalls beginnen, ihre EV-Architekturen und Stromspeicherlösungen anderen Herstellern anzubieten. Der neue Rimac-Campus in Zagreb soll künftig Zehntausende Komponenten pro Monat fertigen, darunter E-Achsen und Batteriesysteme für externe Kunden wie BMW, Porsche oder CEER. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die von Rimac entwickelten Feststoffbatterien nicht nur Bugatti, sondern mittelfristig auch weitere Premiumhersteller bedienen werden.







