RTL kauft Pay-TV-Sender Sky: Kommt die Formel 1 jetzt ins Free-TV?

RTL kauft Pay-TV-Sender Sky
Kommt die Formel 1 jetzt ins Free-TV?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 27.06.2025
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Es gleicht einem kleinen Beben in der deutschen Fernsehlandschaft. Die Sky-Geschäfte in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Südtirol werden künftig von der RTL Group übernommen. 150 Millionen Euro lässt sich die Bertelsmann-Tochter den Spaß kosten. Abhängig von der Entwicklung der RTL-Aktie soll es in den nächsten Jahren dann noch einen variablen Nachschlag an den bisherigen Sky-Besitzer, das US-Medienunternehmen Comcast, geben.

Die RTL-Manager hatten bei dem Senderkauf vor allem den Hintergedanken, den großen Streaming-Plattformen Netflix und Amazon Prime Paroli bieten zu können. "Wir sehen uns im Verbund mit Sky als klarer nationaler Medienchampion in Deutschland, der alle Voraussetzungen und Ressourcen hat, um im Wettbewerb mit den US-Plattformen zu bestehen", sagte Bertelsmann- und RTL-Chef Thomas Rabe der Nachrichtenagentur Reuters.

Der Deal soll 2026 abgeschlossen werden. Leiten soll das gemeinsame Unternehmen dann Stephan Schmitter, der aktuelle Chef von RTL Deutschland. Die Verantwortlichen haben ausgerechnet, dass die Übernahme schon nach drei Jahren 250 Millionen Euro an Synergien bringen soll. 11,5 Millionen zahlende Abonnenten zählt das Unternehmen dann mit den Pay-TV-Angeboten von RTL+, WOW und Sky.

Kai Ebel, Florian König, Christian Danner, Heiko Wasser - RTL - F1-Kommentatoren
RTL

Profitieren die F1-Fans von der Übernahme?

Weil die Formel 1 aktuell sowohl bei Sky als auch bei RTL zu sehen ist, stellt sich natürlich die Frage, wie es mit den Übertragungen der Königsklasse nach dem Zusammenschluss weitergehen wird. Aktuell darf RTL durch eine Content-Kooperation mit dem Pay-TV-Partner sieben Rennen pro Jahr live im Free-TV übertragen. In dieser Saison sind das Shanghai, Imola, Barcelona, Montreal, Spa-Francorchamps, Zandvoort und Las Vegas.

Bei den Übertragungen auf RTL bringt der Sender stets seine eigene Crew an den Start. Dabei setzen die Kölner auf das bewährte Personal bestehend aus Moderator Florian König, der Moderatorin Laura Papendick, den Kommentatoren Heiko Wasser und Christian Danner, TV-Experte Günther Steiner sowie den Streckenreportern Kai Ebel und Alessa-Luisa Naujoks. Natürlich muss der RTL-Zuschauer während der Rennen regelmäßige Werbeunterbrechungen in Kauf nehmen.

Auch elf Qualifyings laufen dieses Jahr frei empfangbar bei RTL. Die anderen Quali-Sessions sind über die hauseigene Streaming-Plattform RTL+ abrufbar. Hier übernimmt RTL dann einfach das Sky-Programm. Im Gegenzug für die Abgabe des F1-Contents erhielt Sky einige Fußball-Übertragungen aus den europäischen Wettbewerben, von denen RTL die Live-Rechte hält. Bei Sky verband man mit dem RTL-Deal natürlich die Hoffnung, dass einige Formel-1-Gelegenheitsfans zu zahlenden Kunden werden.

Formel 1 - Sky-Übertragung
Motorsport Images

Synergien bei den F1-Übertragungen

Wenn RTL und Sky künftig unter einem Dach operieren, sind die Dienstwege bei der Verhandlung über Kooperationen natürlich deutlich kürzer. Es besteht also die Hoffnung, dass der Anteil der Rennen, die ohne Bezahlschranke im RTL-Programm laufen, noch erhöht wird. Der Wunsch vieler Fans, dass wieder die komplette Saison gratis übertragen wird, dürfte sich aber eher nicht erfüllen. Ganz torpedieren wollen die Sender-Verantwortlichen das Pay-TV-Angebot von Sky sicher nicht. Außerdem kollidieren einige Formel-1-Rennen in der zweiten Saisonhälfte mit den teuer eingekauften NFL-Übertragungen bei RTL.

Durch den Zusammenschluss stellt sich aber die Frage, ob RTL und Sky künftig noch zwei separate Einsatz-Crews an die Rennstrecken schicken werden. Das bereits angekündigte Einsparpotenzial durch Synergien deutet darauf hin, dass sich die neue Sendergruppe nur noch ein hauseigenes Formel-1-Reporterteam leisten könnte. Die Senderzentralen sollen übrigens erst einmal getrennt in Köln (RTL) und München (Sky) bleiben. Es wäre aber denkbar, dass aus Kostengründen Teile der Redaktionen zusammengelegt werden, um eine Doppelarbeit zu vermeiden und Kosten zu sparen.

Der aktuelle Vertrag mit der Formel 1 sieht vor, dass Sky noch bis ins Jahr 2027 die exklusiven Live-Übertragungsrechte hält. Auch den Bossen der Königsklasse ist viel daran gelegen, dass die Rennen nicht komplett im Pay-TV verschwinden. Im frei empfangbaren Programm erhöht sich die Reichweite natürlich spürbar, was der Serie hilft, die eigenen Werbedeals teurer zu verkaufen. Den Zusammenschluss von Sky und RTL wird man also auch im F1-Hauptquartier in London mit Freude vernommen haben. Eine Verlängerung des Rechte-Deals dürfte für beide Seiten alternativlos sein.