Als Renault 1989 mit dem RS1 in die Formel 1 zurückkehrt, wirkt eine technische Entscheidung beinahe anachronistisch: Der V10-Motor setzt zur Steuerung der Nockenwellen nicht auf Zahnräder oder Ketten, sondern auf einen Zahnriemen. Eine Technik, die in Serienfahrzeugen verbreitet ist – in der Königsklasse des Motorsports jedoch längst als veraltet gilt. Und doch ist genau dieser Motor ein Schlüsselstück für Renaults Rückkehr an die Spitze.
Zahnriemen vs. Zahnräder: Ein Vergleich aus der Praxis
Der Zahnriemen ist leicht, kostengünstig und vergleichsweise einfach zu montieren – wie eine Fahrradkette, die ihren Dienst zuverlässig verrichtet, solange sie nicht überfordert wird. Im Gegensatz dazu arbeiten Zahnräder präzise, formschlüssig und verschleißarm – vergleichbar mit einem Schweizer Uhrwerk. Doch sie sind schwerer, aufwendiger zu fertigen und schwieriger im Packaging unterzubringen.
In der Formel 1 entscheidet oft das Detail. Ein Zahnriemen mag einfacher zu handhaben sein, doch bei Drehzahlen jenseits der 13.000 Umdrehungen pro Minute gerät seine Genauigkeit an Grenzen. Die Spannung variiert minimal, das Timing wird ungenauer – und in einem Umfeld, in dem jedes Millisekündchen zählt, ist das ein Nachteil.
Der RS1: Zwischen Tradition und Moderne
Renaults Ingenieure setzen beim RS1 zunächst auf den vertrauten Zahnriemen. Die Wahl war nicht naiv – sie brachte Vorteile in der Entwicklungszeit und im Gewicht. In der Saison 1989, eingesetzt im Williams FW12C, feierte der Motor trotz seiner konservativen Technik beachtliche Erfolge. Williams wird Zweiter in der Konstrukteurswertung, der RS1 überzeugt mit Ansprechverhalten und Leistung.
Doch hinter den Kulissen läuft bereits die Umstellung: Schon ein Jahr später weicht der Zahnriemen einem komplexen Zahnradantrieb. Die Entscheidung ist technisch folgerichtig, denn die Anforderungen an Haltbarkeit und Steuerpräzision steigen weiter.
Was der RS1 heute bedeutet
Der Renault RS1 bleibt in der Formel-1-Geschichte das letzte Aggregat mit Zahnriemensteuerung. Er markiert das Ende einer Ära – und den Beginn der kompromisslosen Präzisionstechnologie, die heute jedes Formel-1-Triebwerk auszeichnet. Während Zahnriemen weiterhin in Millionen Serienautos eingesetzt werden, hat sich der Spitzenmotorsport endgültig von ihnen verabschiedet.





