Der SUV-Boom hat das Straßenbild verändert: höher, massiver, auffälliger. In diesem Umfeld wirkt ein klassischer Kombi fast wie ein Zeichen der Bescheidenheit. Und genau das ist seine Stärke. Viele langjährige Kunden – besonders Vielfahrer, Geschäftsleute, Familien mit klarem Fokus auf Nutzen – wählen den Kombi bewusst. Nicht aus Nostalgie, sondern aus Rationalität.
Ein Mercedes E-Klasse T-Modell etwa bietet über 600 Liter Kofferraumvolumen, serienmäßige Komfortausstattung und eine Fahreigenschaft, die viele SUV-Modelle schlicht nicht erreichen. Der BMW 5er Touring setzt auf Sportlichkeit mit Raum, der Audi A6 Avant auf Effizienz und Eleganz. Diese Fahrzeuge sind kein modisches Statement – sondern ein funktionales Bekenntnis.
Der Kombi als Anti-Statement – wer ihn fährt, meint es ernst
Kombifahrer sind keine Trendjäger. Sie suchen keine erhöhte Sitzposition, sondern Fahrstabilität. Keine martialische Optik, sondern Laderaum mit Stil. In diesem Verhalten steckt fast so etwas wie Protest: gegen aufgeblähte Karosserien, gegen modischen Zwang, gegen visuelle Dominanz.
Zugleich sind Kombis effizienter: tieferer Schwerpunkt, bessere Aerodynamik, meist geringerer Verbrauch – rund fünf Liter pro 100 km bei den Dieselkombis Audi A6 Avant, BMW 5er Touring und Mercedes E-Klasse T im Testvergleich. Das ist nicht retro – das ist zeitgemäß.
Warum Hersteller am Kombi festhalten
Audi, BMW und Mercedes könnten den Kombi längst ausmustern – die Rendite ist bei SUV höher, die Nachfrage global größer. Doch der Kombi erfüllt ein spezifisches Kundenbedürfnis, vor allem in Deutschland, Österreich und Skandinavien. Hier zählt nicht nur der Look, sondern Alltagstauglichkeit: Fahrrad rein, Hund rein, Koffer rein – kein Problem.
Hersteller wissen das und reagieren. Auch wenn die Verkäufe sinken, bleibt der Kombi ein Image-Träger für Ingenieurskunst, Vielseitigkeit und Markentreue. Das erklärt auch, warum neue Generationen wie der neue BMW 5er Touring (G61) weiterhin auf den Markt kommen.
Ausblick – Ende oder Comeback?
Langfristig wird der Kombi weiter unter Druck stehen – auch durch die Elektrifizierung. Dennoch entstehen neue Chancen: Elektrische Kombis wie der Opel Astra Sports Tourer Electric oder der angekündigte VW ID.7 Tourer zeigen, dass das Format lebt. Die goldene Ära der Oberklasse-Kombis mag vorbei sein. Doch ihr Erbe bleibt – und mit ihm eine treue Käuferschicht, die lieber lädt als klettert.





