Eine Bugatti-Ära geht zu Ende: Die schönsten Unikate des Chiron

Bugatti Chiron Einzelstücke „One-Off“
Die schönsten Unikate der Bugatti-Chiron-Ära

ArtikeldatumVeröffentlicht am 13.09.2025
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Bugatti best of Chiron
Foto: Bugatti/Schönfeld

Mit dem Debüt des Bugatti Chiron im Jahr 2016 brachte die französische Hypersportwagen-Schmiede das Veyron-Erbe zum Leuchten. Der legendäre 8,0-Liter-W16 mit vier Turboladern, kombiniert mit kompromisslosem Design und seltener Handwerkskunst, machte den Chiron nicht nur zu einem Nachfolger des Veyron – er setzte neue Maßstäbe bei Leistung (bis 1.600 PS), Design und Exklusivität.

Doch Bugatti beließ es nicht bei der "Serienversion". Über die Jahre entstanden streng limitierte Kleinserien und so einige absolute Einzelstücke, die selbst unter Supersportwagen eine Sonderstellung einnehmen. Jedes dieser Modelle ist ein rollendes Kunstwerk – mit eigenem Charakter, eigener Geschichte und oft atemberaubendem Preis. Seit neuestem ist es der Bugatti Brouillard, der uns staunen und träumen lässt. Hier sind die spektakulärsten Sondereditionen der Chiron-Ära.

Ronaldo wählte "Das schwarze Auto"

Bugatti präsentierte auf dem Genfer Autosalon Anfang 2019 eine Neuinterpretation des legendären Type 57 SC Atlantic aus den 1930er Jahren. Zum 110-Jahr-Jubiläum legten die Franzosen das Modell "La Voiture Noire" (zu Deutsch: "Das schwarze Auto") als Einzelstück auf. Für elf Millionen Euro ohne Steuern ist der Supersportwagen an einen Sammler und Bugatti-Enthusiasten verkauft worden. Erste Gerüchte besagten, der Käufer sei der ehemalige VW-Boss Ferdinand Piëch. Später war klar: Superstar Cristiano Ronaldo ("CR7") kaufte sich den damals teuersten Neuwagen der Welt.

Der Gipfel der Schönheit: "Profilée"

Im Jahr 2020 brachte Bugatti mit dem Pur Sport die bislang fahrdynamischste Version des Chiron an den Start. Der Pur Sport war zwar schnell ausverkauft, aber Kunden fragten nach einer weniger radikalen Interpretation. Das war die Geburtsstunde des Chiron Profilée. Konzeption und Entwicklung begannen bereits im Herbst 2020. Als der Profilée fertig entwickelt war, waren aber auch schon alle verfügbaren Produktionskapazitäten für den Chiron ausgeschöpft, denn mehr als 500 Exemplare sollten nicht gebaut werden. Damit war das Schicksal des Chiron Profilée besiegelt. Statt der geplanten Kleinserie von 30 Fahrzeugen bleibt er ein Unikat. Ein Unikat, das komplett fertig entwickelt und erprobt sowie mit einer Einzelgenehmigung für Europa ausgestattet ist, wurde am 1. Februar 2023 in Paris von RM Sotheby’s unter der Losnummer 177/200 versteigert. Und zwar zu einem Rekord-Preis. Für satte 9.792.500 Euro netto ging das Einzelstück an einen unbekannten Bieter.

Bugatti Brouillard: Milliardäre bitte hinten anstellen

Das Erstlingswerk der neuen Einzelstück-Initiative (Programme Solitaire) heißt Bugatti Brouillard, benannt nach dem Lieblingspferd von Firmengründer Ettore Bugatti. Jedes Detail ist maßgeschneidert: ein Schalthebel mit Mini-Skulptur im Inneren, grün getöntes Carbon, Tartanstoffe aus Paris, ein gläsernes Dach, durch das der Mittelsteg sichtbar bleibt. Es ist ein Fahrzeug, das mehr Kunstobjekt als Fortbewegungsmittel ist. Das Besondere am Programm "Solitaire": Bugatti fertigt höchstens zwei Exemplare pro Jahr. Die technische Plattform bleibt bei allen gleich. Doch Karosserie und Interieur entstehen komplett neu – exakt nach den Vorstellungen und Träumen eines einzelnen Kunden. Damit steht fest: Wohlstand allein genügt nicht. Man braucht auch das Glück, von Bugatti überhaupt als Kunde ausgewählt zu werden.

Super Sport 57: Einzelstück für eine verliebte Seniorin

Der Bugatti Type 57 SC Atlantic aus den 1930er-Jahren gilt heute als eines der teuersten Automobile der Welt. Nur vier Stück wurden gebaut, drei existieren noch, eines ist verschollen. Ein Exemplar steht im Mullin Automotive Museum in Oxnard im US-Bundesstaat Kalifornien. Jenes, das ursprünglich Nathaniel Mayer Victor Rothschild im Jahr 1936 erworben hatte. Genau dieser Atlantic brannte sich ins Gedächtnis einer begeisterten Autoliebhaberin ein. Deren Ehemann führte sie 20 Jahre später anlässlich ihres 70. Geburtstags nach Molsheim aus, damit sie sich dort ihren eigenen Bugatti Chiron Super Sport konfigurieren möge. Das Ergebnis ist ein Blauton mit silbernem Schimmer, der neben der Karosserie auch die Felgen ziert. Der klassische Hufeisengrill an der Front des 57 One of One getauften Einzelstücks orientiert sich ebenfalls am Urahn. Kein Wabengitter, sondern blank polierte Senkrecht-Streben füllen die Form. Eine handgezeichnete Silhouette des Atlantic komplettiert zusammen mit der Typbezeichnung auf der Unterseite des Heckflügels das maßgefertigte Exterieur. Der Preis ist übrigens nicht bekannt.

"Golden Era": Zwei Jahre Handarbeit für das goldene Einzelstück

Wenn der Chef-Designer von der anspruchsvollsten Individualisierung der Firmengeschichte spricht, dann muss dieser Bugatti etwas ganz Besonderes sein. Dabei handelt es sich um einen 1.600 PS starken Chiron Super Sport, den die Molsheimer in zweijähriger Handarbeit zu einem historischen Unikat mit dem Namen "Golden Era" verwandelt haben. Die Idee für das Einzelstück stammt vom Kunden selbst, der ein passionierter Bugatti-Sammler ist und gleichermaßen von der Marken-Geschichte wie vom monströsen 16-Zylinder-Motor der Neuzeit fasziniert ist. Sein Super Sport sollte also etwas Einzigartiges sein und in die Historie von Bugatti zurückblicken. Zusammen mit dem Designer-Team wurden Meilensteine aus den Zeiten von Ettore Bugatti, Jean Bugatti und Roland Bugatti ausgemacht, die die tatsächlich erste goldene Ära des Unternehmens markierten. Insgesamt einigte man sich auf 45 Skizzen der Markenikonen, die von Hand direkt auf das Auto selbst gezeichnet werden sollten.

Super Sport "Red Dragon": Roter Drache aus Carbon

Roter Drache? Da fällt Film-Fans natürlich das Prequel des Psychothrillers "Das Schweigen der Lämmer" ein. Kenner Asiens assoziieren dagegen China mit dem roten Drachen, schließlich gilt "Long" als bekanntestes Fabelwesen des Landes. Allerdings müssen wir nun irgendwie die Brücke zu Singapur schlagen, denn diesen Chiron Super Sport mit dem Beinamen "Red Dragon" ließ sich ein Kunde an den Südzipfel der Malaiischen Halbinsel liefern. Mit seiner Vollcarbon-Karosserie in dunklem Rot und mit dem charakteristischen Schwarzton 'Nocturne' ist er ein echter Hingucker. Innen erweiterte Bugattis Individualisierungsabteilung "Sur Mesure" das Farbkonzept um Weiß. Es kommt auf den Sitzen, an den Türverkleidungen und auf den Säulenverkleidungen zum Einsatz.

Bugatti Centodieci: Das Erbe des EB 110

1991 schuf Roman Artioli mit dem Bugatti EB110 eine Supersportwagen der Superlative. Befeuert von einem 3,5-Liter-V12 und mit vier Turboladern bestückt, reichte der die Wucht von 560 bis 811 PS permanent auf alle vier Räder. Knapp 30 Jahre später besann sich Bugatti auf die eigene Tradition und brachte den Centodieci. Innerhalb weniger Stunden nach seiner Präsentation waren die zehn 1.600 PS starken Exemplare zu je acht Millionen Euro (zzgl. Steuern) ausverkauft.

Ehepaar gönnt sich zwei Einzelstücke

Extravagante Kundenwünsche dürften in Molsheim auf der Tagesordnung stehen. Schließlich bedient man hier bei Bugatti die wohl zahlungskräftigste Klientel der Welt mit automobilen Leckerbissen. Dass sich ein Kunden-Ehepaar nun gleich zwei neue Chiron Super Sport gönnt, dürfte jedoch selbst im Elsass selten sein. Zwei Eheleute aus Tennessee/USA haben sich mit viel finanziellem und technischem Aufwand einen doppelten Bugatti-Traum erfüllt. Jetzt stehen zwei Chiron Super Sport mit extrem individualiserten Details und in extremer Kontrastlackierung in ihrer Garage. Der Preis dürfte im zweistelligen Millionen-Bereich liegen.

Divo Lady Bug: Teuerster "Marienkäfer" der Welt

Im Jahr 2020 präsentiert die Bugatti den Divo Lady Bug, der innerhalb von rund zwei Jahren in enger Zusammenarbeit mit einem Kunden entstand. Dem Sammler schwebte ein streng geometrisches Raster von rautenförmigen Diamanten in einem speziellen Farbkontrast vor. Gemeinsam mit ihm entwickelte Bugatti daraufhin die Sonderfarben "Customer Special Red" und "Graphite", beides metallische Töne, die den Effekt kontrastieren sollen. Von der Front über die Seiten bis hin zum Heck soll das Rautenmuster verlaufen – exakt und auf die Silhouette des Divo angepasst.

Rennstrecken-Sonderserie: Leichtbau-Rakete Bolide

Der 1.600 PS starke Bugatti Bolide ist das Ergebnis eines Leichtbau-Experiments, das voll auf die Rennstrecke zugeschnitten ist. Bugatti legt ihn als Sonderserie auf. "Alles an diesem Fahrzeug ist auf einem ganz anderen Niveau als das, was ich bisher gefahren bin", schwärmt Chef-Testfahrer Andy Wallace. "Wenn man mit 100 km/h aus der Kurve kommt und dann 200 km/h und dann 300 km/h erreicht, ist das eine absolute Offenbarung." In diesem Szenario würde der Bolide einem Formel 1-Rennwagen davonfahren, erklärt der Bugatti-Kenner. Seine Aerodynamik erzeugt bei höchstem Tempo bis zu drei Tonnen Abtrieb. Und seine breite Spur sorgt zusammen mit dem niedrigen Schwerpunkt für beachtlichen Grip mit Seitenkräften von bis zu 2,5 g. Als Bugattis bisher extreme Entwicklung stellt der Bolide für die Marke ohne Frage einen mutigen neuen Ansatz für einen Hypersportwagen dar. Wir wollten ihn in der Liste der Chiron-Besonderheiten nicht vergessen haben.

Fazit