Im Jahr 1970 trat der Mercedes 300 SEL 3,5 gegen den Opel Diplomat V8 zum großen V8-Vergleich an. Dieser Vergleich, veröffentlicht in Heft 8 der auto motor und sport von Reinhard Seiffert, fokussiert sich nicht auf die Frage der Höchstgeschwindigkeit oder der reinen Beschleunigung, sondern beleuchtet die Unterschiede zwischen den beiden Limousinen aus Deutschland. Ein spannendes Duell zweier Vertreter der Prestigeklasse, deren Ergebnisse einen tiefen Einblick in die Automobiltechnik jener Zeit geben.
Der technische Hintergrund der V8-Motoren
Das Besondere an beiden Fahrzeugen ist der V8-Motor, ein Symbol für den luxuriösen Antrieb. Der Opel Diplomat setzt auf einen 5,4-Liter-V8-Motor, der seine Kraft aus dem Hubraum schöpft und für eine angenehme Laufruhe sorgt. Der Motor stammt ursprünglich von Chevrolet und kommt mit einer Vergaseranlage sowie einer zentralen Nockenwelle daher. Der Mercedes 300 SEL 3,5 hingegen hat einen 3,5-Liter-V8-Motor, der mit elektronischer Benzineinspritzung und obenliegenden Nockenwellen ausgestattet ist. Dieser Motor wurde für höhere Drehzahlen ausgelegt, was ihn zu einem sportlicheren Antrieb macht.
Beide Motoren haben ordentlich Power, wobei der Mercedes mit 200 PS eine höhere Höchstgeschwindigkeit erreicht als der Opel mit seinen nominellen 230 PS. Die Drehmomentwerte unterscheiden sich jedoch: Der Opel erreicht 43,5 mkg bei 3.000 U/min, während der Mercedes mit 29,25 mkg bei 4.000 U/min auskommt. Im praktischen Vergleich erreichen beide Fahrzeuge in etwa die gleichen Fahrleistungen – beide überschreiten die 200 km/h-Marke und beschleunigen in rund 10 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
Fahrverhalten und Komfort im Detail
Besonders beim Fahrverhalten und im Hinblick auf den Komfort offenbaren sich die größten Unterschiede. Während der Opel Diplomat aufgrund seiner einfachen, aber effektiven Antriebs-Technik und der Wandler-Dreigangautomatik eine ruhige und komfortable Fahrt bietet, ist der Mercedes mit seiner wandlerlosen Viergang-Automatik und der sportlicheren Motorcharakteristik etwas lebendiger, aber auch weniger geschmeidig im Schaltverhalten.
Für den Opel spricht die außergewöhnliche Reaktion der Automatik, die selbst schnelle Gangwechsel und Vorwärts-Rückwärts-Schaltungen ohne Verzögerung ermöglicht. Der Mercedes hingegen benötigt bei Schaltvorgängen mehr Zeit und spürbare Übergänge. Besonders in Steigungs- und Gefällesituationen müssen Fahrer des Mercedes öfter die Schaltvorgänge aktiv beeinflussen, um die Motorleistung effizient zu nutzen.
Der Mercedes 300 SEL 3,5: Ein Luxusfahrzeug mit höherem Komfort
Das größte Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden Fahrzeugen zeigt sich beim Fahrkomfort, vor allem auf den Rücksitzen. Der Mercedes 300 SEL, mit seiner zusätzlichen Länge durch den verlängerten Radstand, bietet enormen Platz und eine Federung, die Unebenheiten nahezu vollständig absorbiert. Die Luftfederung des Mercedes sorgt für außergewöhnlichen Fahrkomfort und stellt den Opel in den Schatten. Im Vergleich dazu bietet der Diplomat einen strafferen, weniger komfortablen Federungs-Charakter. Besonders auf unebenen Straßen merkt man die Unterschiede deutlich.
Auch in der Karosseriequalität setzt sich der Mercedes ab: Die luxuriöse Verarbeitung, die hochwertige Materialwahl und die durchdachte Technik machen den 300 SEL zum exklusiveren Fahrzeug. Der Opel Diplomat, obwohl solide gebaut, bleibt in vielen Details hinter dem Mercedes zurück.