Restomod-Projekt: Audi Urquattro mit RS4-Technik - passt das?

Restomod-Projekt von Mac Zaglewski
Audi Urquattro mit RS4-Technik - passt das?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 25.12.2025
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Der Audi Urquattro wird in der Restomod-Szene immer wichtiger. Mehr und mehr Umbauer verwandeln die Allrad-Ikone der Achtzigerjahre mit frischer Technik in einen Sportwagen, der mit modernen Sportwagen mithalten kann, aber stilistisch eine glorreiche frühere Auto- und Motorsport-Ära verkörpert. Derart ambitioniert wie jenes von Mac Zaglewski fiel aber bisher noch kein Quattro -Restomod-Projekt aus. Der 1995 in Krakau (Polen) geborene und aktuell im schottischen Edinburgh lebende Karosseriebauer, Retaurator und Metallkünstler verschmilzt nämlich einen Quattro von 1986 mit der Antriebs- und Fahrwerkstechnik eines Audi RS4 des Modelljahres 2008 (Generation B7).

Aus zwei Autos wird eins

Das Auto entsteht im Auftrag eines Freundes und Kunden. Der kaufte einst einen Urquattro, der sich aber als ziemlich heruntergeritten herausgestellt hat und nun als Spenderauto dient. Derzeit befindet sich Zaglewski ungefähr bei Halbzeit der Umsetzung. Die ist freilich nicht ganz unkompliziert, schließlich gilt es, einen Allradantrieb mit Fünfzylinder-Turbo gegen einen mit V8-Saugmotor zu tauschen. Damit das möglichst perfekt gelingt, macht der Umbauer aus zwei Autos eines: Er verwendet die zentrale Karosserie des Urquattro weiter, kombiniert diese mit der Bodengruppe des RS4 und vereint das Ganze mit allerlei Maßarbeit zu einem harmonischen Ganzen.

Es beginnt Anfang März 2025, als Zaglewski die Social-Media-Kanäle eröffnet, die den Fortschritt des Projekts begleiten. Und mit den üblichen Zerlegungen, damit sich sowohl die weiße Quattro- als auch die schwarze RS4-Karosserie ihrer Ursprungslackierung entledigen können. Dafür kommen sie ins Chemie-Tauchbad, woraufhin die nun metallisch glänzenden und rostfreien Karosserien und Chassis vereinigt werden können. Nachdem auch die Hilfsrahmen, Achsen und Radaufhängungen nach der Sonderbehandlung per Dampfstrahlung wie neu aussehen, kann die Aufbauarbeit beginnen.

A- und B-Säulen werden 10 Zentimeter geweitet

Dafür sind umfangreiche chirurgische Eingriffe nötig. Zaglewski trennt präzise den Teil zwischen A- und C-Säule der Quattro-Karosserie heraus. Front und Heck werden erst einmal beiseitegeschoben, während der Mittelteil mit der Bodengruppe des RS4 verbunden wird. Damit alles passt, versetzt der Karosseriebauer die A- und B-Säulen um insgesamt zehn Zentimeter nach außen. Darüber hinaus sind neben einigen Übergangsblechen erstaunlich geringe Anpassungen nötig, damit aus einer Karosserie zwei werden.

Im nächsten Schritt wandern die RS4-Hilfsrahmen und -Achsen samt -Fahrwerk unter das Auto. Parallel erhalten die A-Säulen speziell angefertigte Verstärkungen, damit sich das künftig deutlich stärkere Auto nicht zu stark verwindet. Auch die Räder sind schon dran. Natürlich handelt es sich um eine Sonderanfertigung: Dreiteilige Fünfspeichenräder aus Billet-Aluminium, die mit passenden Carbon-Abdeckungen im Turbinen-Design kombiniert werden. Dahinter kommt übrigens die ursprüngliche RS4-Bremsanlage zum Einsatz.

4,2-Liter-V8 erstarkt auf über 600 PS

Um die 10,5 Zoll breiten Räder harmonisch in den Radhäusern unterbringen zu können, formt Zaglewski ein neues Breitbau-Bodykit. Sein "Ur Quattro V8" soll später schließlich aussehen wie seinerzeit der Sport Quattro E2 und am Heck satte 245 Millimeter breiter sein als der originale Quattro. Dafür verpasst er dem Auto im ersten Schritt ein Metallgerüst, über das sich später maßgeschneiderte Carbon-Teile spannen werden. Andere Bereiche bestehen aus Aluminium, zum Beispiel der handgefertigte Frontflügel und die Motorhaube.

Zwischenzeitlich haben Karosserie und Motor Hochzeit gefeiert: Noch vor Vollendung der Karosseriearbeiten packt Mac Zaglewski den V8-Motor in den Quattro-Bug. Da er die RS4-Bodengruppe weiterverwendet, funktioniert das weitgehend problemlos. Bei den ursprünglichen 420 PS und maximal 430 Newtonmetern des 4,2-Liter-V8-Saugbenziners wird es jedoch nicht bleiben. Das Triebwerk soll ein Kompressor-Tuning erhalten, bei dem die Leistung auf mehr als 600 bhp (608 PS) steigen soll. Das manuelle Sechsgang-Getriebe, das Allrad-Layout mit Torsendifferenzial und die Elektronik des RS4 bleiben übrigens weitgehend erhalten.

"Nichts Abgehobenes" im Innenraum

Was noch fehlt, ist der Innenraum. Hier plant der Restomodder nichts Abgehobenes: "Sie werden kein ausgehöhltes Interieur ohne Klimaanlage vorfinden", sagt Zaglewski der US-Website "The Autopian". Er lässt bereits durchblicken, dass es auch hier viele Sonderanfertigungen wie Hebel, Schalter und Instrumenteneinfassungen aus Billet-Aluminium geben, sich aber auch viel vom RS4 wiederfinden wird.

2027 soll der Restomod-Quattro in voller Blüte erstrahlen und idealerweise im Juli beim Festival of Speed in Goodwood erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Sobald der Ur Quattro V8 fertiggestellt ist, wird das jedoch nicht das Ende des Projekts bedeuten. Zaglewski betrachtet den aktuellen Umbau als Prototyp, der später als Vorlage für eine Kleinserie dienen soll. Dafür will er Formwerkzeuge bauen, mit denen komplette Carbon-Karosserien gefertigt werden können. Als Vorbild dienen dabei Firmen wie Singer (Porsche) und Alfaholics (Alfa Romeo), die ebenfalls Restomods aus Kohlefaser herstellen.

Fazit