Sieben Zylinder? Darum klappt’s nur im Flugzeug

Von Flugzeugen inspiriert
7 Zylinder funktionieren und doch scheitern sie

ArtikeldatumVeröffentlicht am 18.11.2025
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7 Zylinder funktionieren und doch scheitern sie
Foto: Keyou/Reimann

Ein Motor mit sieben Zylindern? Für viele klingt das wie ein Denkfehler. Schließlich kennt man aus dem Alltag vor allem gerade Zylinderzahlen: 4, 6 oder 8. Doch technisch spricht zunächst nichts Grundlegendes gegen eine ungerade Zylinderanzahl – sogar ein Reihensiebener lässt sich konstruieren. Die Herausforderung liegt im Detail: In der Praxis erzeugt die ungleichmäßige Zündfolge eines 7‑Zylinders Vibrationen, die sich nur mit erheblichem technischen Aufwand ausgleichen lassen. Das macht ihn zwar möglich – aber unpraktisch.

Sternmotoren: Wo 7 Zylinder sinnvoll waren

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass der Siebenzylinder sehr wohl seinen Platz hatte – allerdings nicht auf dem Asphalt, sondern in der Luft. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren sogenannte Sternmotoren weit verbreitet, vor allem in Flugzeugen. Diese Motoren ordnen ihre Zylinder kreisförmig um eine zentrale Kurbelwelle an – meist in ungerader Zahl wie fünf, sieben oder neun. Warum ungerade? Weil nur so ein gleichmäßiger Zündabstand bei einfacher Kurbelwellenkonstruktion möglich ist.

Bei sieben Zylindern ergibt sich im Sternmotor ein sauberer 4‑Takt-Zyklus mit gleichmäßiger Kraftentfaltung. Genau das machte diese Bauform für die Luftfahrt attraktiv: vibrationsarm, kompakt und gut kühlbar – perfekte Eigenschaften für propellergetriebene Flugzeuge.

Auf der Straße: Warum es beim Versuch blieb

Im Auto dagegen setzt sich ein anderer Maßstab durch: Kosten, Kompaktheit und Laufkultur zählen mehr als technische Exotik. Ein 7‑Zylinder in Reihenbauweise bringt ein Problem mit: Die Kurbelwellenkröpfung müsste exakt 51,43 Grad betragen, um gleichmäßige Zündabstände zu erzeugen. Das ist nicht nur rechnerisch unpraktisch – es führt auch zu Schwingungen und Ungleichgewichten im Motorlauf.

Hinzu kommt: Die Industrie hat sich längst auf bewährte Standardgrößen eingespielt. Ein Reihensechser läuft nahezu perfekt, ein V8 bringt Leistung und Klang, ein V12 steht für Luxus. Dazwischen findet ein Siebenzylinder schlicht keinen wirtschaftlich sinnvollen Platz. Jeder Versuch, ihn in Serie zu bringen, hätte eine komplett neue Entwicklung erfordert – für ein Konzept ohne klaren Mehrwert.

Auf See: Wo sieben Zylinder noch laufen

Auch im Schiffbau tauchen Siebenzylinder bis heute auf – dort allerdings in deutlich größerem Maßstab. Etwa bei langsamlaufenden Zweitakt-Dieseln, wo die Drehzahl gering und das Gewicht zweitrangig ist. Hier sind 7, 9 oder sogar 11 Zylinder möglich, ohne dass Komfort oder Kosten so stark ins Gewicht fallen wie im Auto.

Diese Motoren arbeiten oft mit simplerer Mechanik, aber enormer Langlebigkeit. Im Gegensatz zum Pkw ist der Platzbedarf hier nicht begrenzend, und Laufruhe wird eher über Masse und Trägheit als über perfekte Zündabstände erzielt.

Fazit