Elektromobilität bedeutet längst nicht mehr Verzicht auf Fahrspaß – im Gegenteil. Modelle wie der Kia EV6 GT, Genesis GV60 Sport Plus und Ford Mustang Mach-E GT treten mit einer Systemleistung von über 350 kW an und versprechen Dynamik auf Sportwagen-Niveau. Doch wie sportlich sind diese drei Elektro-SUVs tatsächlich?
Der Vergleich beginnt dort, wo sich die Power-Stromer am wohlsten fühlen: beim Beschleunigen. Der Kia EV6 GT sprintet in nur 3,6 Sekunden auf 100 km/h und erreicht 200 km/h nach 12,9 Sekunden. Erst bei 260 km/h endet der Vortrieb. Genesis und Ford liegen mit knapp 500 PS ebenfalls auf hohem Niveau – der Kia überragt jedoch mit 585 PS. Preislich liegen alle drei Modelle nah beieinander: Kia und Genesis bei rund 73.000 Euro, Ford rund 4.000 Euro teurer. Dank Umweltbonus von 4.785 Euro lassen sich die Preise derzeit noch leicht drücken.
Dynamik in Kurven
Auch in Sachen Querdynamik zeigt sich der EV6 GT überlegen. Im 18-Meter-Slalom erreicht er 67 km/h und meistert den Spurwechsel mit 141 km/h – Werte, die Verbrenner-Sportwagen wie dem Mercedes-AMG C 43 ähneln. Auf dem Handlingkurs zeigt sich der Kia besonders heckbetont und agil. Anders der Genesis, dessen Lenkung gefühllos bleibt und der beim Rausbeschleunigen stark untersteuert. Der Ford zeigt sich mit loser Hinterachse verspielt, leidet aber unter schnellem Leistungsverlust.
Insbesondere bei der Antriebstechnik trennt sich die Spreu vom Weizen. Der Kia setzt auf:
- Verstärkte Permanentmagnete und zusätzliche Kühlung im Frontmotor (160 kW)
- Ölgekühlten Heckmotor mit Hairpin-Wicklung (270 kW)
- Zwei Inverter mit MOSFET- und SiC-Technologie
- Anpassbarer My-Drive-Modus für individuelle Fahrdynamik
Als einziger erlaubt der EV6 GT die unabhängige Wahl der adaptiven Dämpferkennlinie – von "Normal" bis "Sport Plus". Der Sitzkomfort ist sportlich-straff, erinnert an den Hyundai i30 N, während Lordosenstütze und Liegeposition des Standard-EV6 fehlen.
Komfort trifft Technologie im Genesis
Im GV60 steht Komfort im Fokus. Der Innenraum überzeugt mit Leder, Alcantara, hochwertiger Haptik und einem Bedienkonzept mit klarer Menüstruktur. Highlights sind die drehbare Glaskugel zur Getriebewahl, ein massierender Fahrersitz und Augmented-Reality-Navigation. Allerdings leidet die Fahrdynamik unter mangelndem Feintuning: Die Lenkung ist gefühllos, das Untersteuern stark. Eine interessante Spielerei: Das Virtual Gear Shift (VGS) simuliert Gangwechsel samt Sound und Schleppmoment – eine ungewöhnliche, aber spannende Funktion.
Der Mach-E GT kann dank seines 91-kWh-Akkus mit einer Reichweite von bis zu 430 km punkten, zeigt aber schnell Leistungseinbußen bei sportlicher Fahrweise. Trotz adaptiver Dämpfer bleibt der Fahrkomfort hart. Auf Landstraßen überzeugt er mit einem lockeren Heck und großzügigem ESP-Spielraum, die Bremsdosierung ist jedoch schwierig. Die Bedienung erfolgt hauptsächlich über den großen Touchscreen, ergänzt durch funktionale Sprachsteuerung. Die Ladeleistung fällt im Vergleich zu den 800-Volt-Systemen von Kia und Genesis deutlich ab.
Ladezeiten im Vergleich
An der Wallbox benötigen alle Modelle aufgrund ihrer Akkugröße über sieben Stunden Ladezeit. Am Schnelllader hingegen überzeugen Kia und Genesis mit deutlich höherer Ladeleistung und Vorkonditionierung. Der Ford erreicht nur kurzzeitig über 100 kW und verliert hier klar an Boden.