Jeep Grand Cherokee SRT, Frontansicht Hans-Dieter Seufert
Jeep Grand Cherokee SRT, Seitenansicht
Jeep Grand Cherokee SRT, Heckansicht
Jeep Grand Cherokee SRT, Cockpit, Fahrersicht
Jeep Grand Cherokee SRT, Frontansicht, Feuerfunken 17 Bilder
SUV

Jeep Grand Cherokee 6.4 V8 SRT im Test

Jeep Grand Cherokee 6.4 V8 SRT im Test Einschüchternde Leistung und viel Hubraum

77.000 Euro lassen sich in einem Grand Cherokee zur Schau stellen, einschüchternde Leistung und viel Hubraum inklusive. Das schreit nach einem Test. Dazu haben wir uns den Jeep Grand Cherokee 6.4 V8 Hemi SRT geschnappt und durchgecheckt.

„Du musst deine Grenzen kennen. Ich habe herausgefunden, dass es kaum Grenzen gibt, wenn ich es auf meine Art mache.“ Und bekanntermaßen setzte sich Musiker-Heroe Johnny Cash nur wenig Grenzen in seinem Leben – er hätte den Jeep Grand Cherokee SRT gemocht, auch wenn er schwere Limousinen von Plymouth und Cadillac bevorzugte.

Sechskommavier Liter Hubraum!

Jeep jedenfalls lässt die Street-and-Racing-Technology-Truppe Grenzen ausloten, weshalb unter der Haube des SUV nun ein V8 mit 6,4 Litern Hubraum wuchert. Ob sie es wohl auch mit dem V10 aus der Viper probiert haben? Jedenfalls bleibt um das mächtige, 468 PS starke Triebwerk herum noch etwas Platz. Für die fünf Insassen und ihr Gepäck lässt der 4,85 Meter lange Jeep ebenfalls genug Platz, einzig das maximale Laderaumvolumen leidet ein wenig unter der schräg stehenden Heckscheibe. Doch das ist jetzt eigentlich egal, denn der rote Startknopf lockt.

Wie gesagt: 6,4 Liter Hubraum, echter Hubraum, keine zu Marketingzwecken gedemütigte Ziffer. Nur kurz keucht der Anlasser, hustet das mit 10,9 : 1 verdichtende Triebwerk wach. Dem V8 reichen zwei Ventile pro Zylinder, betätigt über Stößelstangen, und eine untenliegende Nockenwelle, um Technikfreunde am Fuß zu packen und direkt in die halbkugelförmigen Brennräume zu ziehen. Nicht dass der V8 das große Klanggewitter heraufbeschwören würde – zunächst hält sich der in unschuldiges Weiß getauchte Testwagen zurück. Erst ab rund 3000/min schwillt der stampfende Sound an, ein bisschen wie bei Cashs Intro auf dem „Folsom Prison“-Album, der V8 beginnt zu toben, zu donnern, geht dabei jedoch niemandem dröhnend auf den Keks.

Massiver Schub schon aus dem Keller

Und so ganz nebenbei lehrt er alle aufwendig konstruierten, nahezu perfekten Turbo-Triebwerke die hohe Kunst der Leistungsentfaltung. Bissig schnappt der Sauger nach Gasbefehlen, bietet ab Leerlaufdrehzahl kontinuierlichen Schub, berserkert unerschütterlich gleichmäßig durch das Drehzahlband. Seine Kraft reicht aus, um das erschreckende Fahrzeuggewicht von über 2,4 Tonnen zur völligen Bedeutungslosigkeit zu pulverisieren.

Warum allerdings die Höchstleistung bei 6250/min abgegeben wird, die Achtstufenautomatik aber selbst im scharfen Track-Modus bereits bei 6000/min die nächste Welle reinboxt, konnte nicht mal der Hersteller erklären. Er muss es auch nicht, denn der SUV schießt in 5,1 Sekunden von null auf 100 km/h. Werksangabe? Fünfpunktnull – also alles gut. Zurück geht es ebenso abrupt, die Bremse verzögert wuchtig und konstant. Gut, ein Porsche Cayenne kann das noch besser, flinker wedeln obendrein, doch er kostet unverschämt viel mehr. Für den Jeep hält die Preisliste dagegen ganze drei verzichtbare Optionen (Lederpolsterung, Metallic-Lack und polierte Felgen) bereit.

Das SRT-Leben ist hart

Serienmäßig beim SRT: die vergleichsweise hohe Agilität. Er lenkt flink ein, und bei forderndem Gaspedaleinsatz sorgt die Elektronik mit minimalen Bremseingriffen für ein zusätzliches Giermoment um die Hochachse. Einzig die Lenkung arbeitet zu gefühllos. Die adaptiven Dämpfer halten dagegen die Seitenneigung, aber auch den Federungskomfort in Grenzen – sehr engen Grenzen. Speziell die Wahl der Modi Sport oder Track scheint den sofortigen Austausch der Dämpfer gegen Stahlträger zu bewirken. Das können selbst die bequemen, perfekt geformten Sportsitze nicht kompensieren. Wenn im Auto-Modus wieder etwas Ruhe einkehrt, bleibt Zeit, den an sich erfreulich sorgfältig konstruierten Grand Cherokee zu bejubeln: solide Verarbeitung, sorgfältige Materialauswahl, herrschaftliche Rundumsicht. Einzig die Bedienung gelingt nicht auf Anhieb, da sich zahlreiche Fahrzeugfunktionen wie Sitz- und Lenkradheizung oder Radioeinstellungen recht erfolgreich in Untermenüs des Infotainment-Systems verstecken.

Ganz stolz trägt der Jeep unterhalb der Klimaregler dagegen eine schlicht-schwarze Eco-Taste, die in diesem Umfeld subtil humoresk wirkt, aber vermutlich ganz ernst gemeint ist. Es hilft jedoch nichts: Selbst wenn die Automatik noch so pfiffig agiert und der V8 noch so häufig vier seiner Zylinder abschaltet, sinkt der Testverbrauch nicht unter 15,5 l/100 km. Auf einer Autobahn-Etappe mit Tempo 180 – das Triebwerk dreht dann rund 3000/min – verputzt der SUV über 20 l/100 km.

Johnny hätte es wohl nicht gestört, Enthaltsamkeit zählte bekanntlich nicht zu den Tugenden des Weltstars. Cash kannte zeitlebens tatsächlich kaum Grenzen, coverte noch schwer krank Songs von Nine Inch Nails und Depeche Mode auf brillante Weise. Der SRT zeigt allerdings die Grenzen des an sich gelungenen Grand-Cherokee-Konzepts mit unnachgiebiger Fahrwerks-Knüppelei und gierigem Sportwagenmotor auf.

Vor- und Nachteile

Karosserie
Jeep Grand Cherokee SRT
  • großzügiges Platzangebot auch im Fond
  • gut nutzbarer Laderaum
  • solide Verarbeitung
  • ordentliche Materialien
  • gute Übersichtlichkeit
  • angemessene Zuladung
  • geringes maximales Laderaumvolumen
  • wenig intuitive Bedienung
Fahrkomfort
  • bequeme Sitze
  • niedriges Geräuschniveau
  • unbefriedigender Federungskomfort
Antrieb
  • kräftiger, spontan ansprechender V8-Motor
  • sehr gute Fahrleistungen
  • passende Getriebeabstufung
  • Schaltrucke unter Last
Fahreigenschaften
  • agiles Handling
  • sicheres Fahrverhalten
  • wenig Seitenneigung
  • gefühllose Lenkung
Sicherheit
  • umfangreiche Sicherheitsausstattung
  • fadingfreie Bremsanlage
  • geringes Angebot an Assistenzsystemen
Umwelt
  • Zylinderabschaltung im Eco-Modus
  • hoher Benzinverbrauch
  • hohe Emissionswerte
Kosten
  • akzeptable Versicherungskosten
  • umfangreiche Serienausstattung
  • kurze Wartungsintervalle
  • nur zwei Jahre Garantie

Fazit

Ja, so ein mächtiger Saugmotor zählt zu den prächtigen Errungenschaften der Automobiltechnik. Zum geräumigen und sauber verarbeiteten, aber knüppelharten und schweren Jeep passt der V8 jedoch nicht.

Technische Daten

Jeep Grand Cherokee 6.4 V8 Hemi 4x4 SRT
Grundpreis 83.900 €
Außenmaße 4846 x 1954 x 1749 mm
Kofferraumvolumen 782 bis 1554 l
Hubraum / Motor 6417 cm³ / 8-Zylinder
Leistung 344 kW / 468 PS bei 6250 U/min
Höchstgeschwindigkeit 257 km/h
0-100 km/h 5,1 s
Verbrauch 13,5 l/100 km
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