Mansory färbt den Urus ein und macht ihn zum 320 km/h schnellen Carbon-Blitz. Neu im Angebot: ein auf zehn Exemplare limitiertes Editionsmodell.
Mansory färbt den Urus ein und macht ihn zum 320 km/h schnellen Carbon-Blitz. Neu im Angebot: ein auf zehn Exemplare limitiertes Editionsmodell.
Horrorfilm-Regisseure sorgen gerne mit einem einfachen Trick für einen Schocker zwischendurch: Der Protagonist steigt bei Dunkelheit in sein Auto. Bevor er losfährt, stellt er den Innenspiegel noch richtig ein und plötzlich sieht er eine furchterregende Gestalt auf dem Rücksitz, die ihm Sekundenbruchteile später an die Gurgel geht. Ein ähnliches Gefühl dürften herkömmliche Autofahrer haben, wenn sich beim Checken des rückwärtigen Verkehrs im Spiegel auf einmal die Front des 654.500 Euro teuren Mansory Venatus auftürmt.
Die gewaltige Erscheinung im ausladenden Karbon-Gewand basiert auf dem Lamborghini Urus – und schon der ist nicht der Inbegriff dezenten Understatements. Nach einer Version in kräftigem Blau mit neongrünen Akzenten gibt es den Protz-SUV jetzt auch in grellem Gelb. Der Venatus-gewordene Lamborghini setzt sich aus mehreren Komponenten eines umfangreichen Bodykits zusammen. Am Heck ersetzen mittig platzierte Endrohre die vierflutige Abgasanlage des Serienmodells. Eingerahmt wird die dreieckige Auspuff-Komposition von einem wuchtigen Diffusor, der aussieht, als wolle er die Luft nicht leiten, sondern gänzlich vertreiben – und böse Geister gleich mit.
Ob die Mansory-Kundschaft derart spirituell angehaucht ist, wissen wir natürlich nicht. Was wir wissen, ist, dass ein nicht unerheblicher Teil der Klientel in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) zu Hause ist. Diese Käufer werden jetzt mit einer eigenen Special-Edition des Venatus bedacht: dem Evo S 50th UAE. Dazu nur so viel – sollte es jemals böse Geister bei Mansory gegeben haben, stecken die jetzt alle im Antriebsstrang dieses zerklüfteten SUV. Der Tuner hebt den Lambo auf brachiale 880 PS und 1.100 Newtonmeter maximales Drehmoment. So knackt die UAE-Version laut eigenen Aussagen nach glatten 3,0 Sekunden die 100 km/h.
Nach der Special Edition für die VAE hat Mansory jetzt eine Limited Edition auf Basis des Evo-S-Modells nachgelegt und wir müssen sagen: danke für die Limitierung. Zehn Exemplare des auf glatte 900 PS getriebenen Ungetüms sind geplant. Es hätten auch drei gereicht, aber gut – wie immer: Geschmackssache. Wer sich jedenfalls bislang den Venatus angeschaut hat und danach von dem Gefühl beschlichen wurde, dass da noch ein dramatisches i-Tüpfelchen fehlt, der wird jetzt jubilieren. Denn die zerklüftete und von Anbauteilen gespickte Optik ergänzt der Tuner mit einer mehrfarbigen Lackierung. Aus dem schwarzen Heck wird über einen blauen Farbverlauf in der Mitte ein weißer Bug. Also weiß sind jedenfalls all jene Teile, die nicht in "forged carbon" ausgeführt sind.
Was? Sie sind noch immer nicht satt. Okay, für noch mehr Drama werfen wir einen Blick ins Cockpit. Dabei empfiehlt es sich allerdings, zumindest in den ersten Sekunden eine Sonnenbrille zu tragen, denn sonst glüht sich die grellgelbe Innenraum-Landschaft vielleicht unwiderruflich in die Netzhaut. Bleibt nur zu hoffen, dass sich diese Gestaltung nicht in undurchschaubaren Spiegelungen in der Windschutzscheibe niederschlägt. Denn wer angeschoben von 1.100 Newtonmetern Drehmoment den 2,9 Sekunden langen Sprint auf 100 km/h antritt, sollte besser genau sehen, wo er hinfährt.
Die gesamte Exterieur-Optik besteht aus einer Menge Einzelteilen. Motorhaube, Kotflügel und Spiegelkappen aus Carbon stehen selbstredend im Katalog. Dazu kommen Dachspoiler, Heckspoiler und Spoilerlippe – damit vereint der Venatus die heilige Spoiler-Dreifaltigkeit an nur einem Heck und sieht dabei trotzdem noch aus, als könnte er den einen oder anderes Exorzismus vertragen.
Für die Felgen schlägt der Edel-Tuner seine 24 Zoll große Leichtmetallräder mit der Bezeichnung CV.7 Air in Schwarz vor. Auf Wunsch werden die Räder auch individuell lackiert. Bei so viel Individualisierung darf der Innenraum nicht zu kurz kommen. Mittel der Wahl ist – wenig überraschend – Carbon. Ein Zierleisten-Set aus sieben Teilen, die sich über Armaturen und Türverkleidung erstrecken ist im Angebot, dazu kommen ein umdesigntes Lenkrad inklusive Schalt-Paddel aus Carbon. Woraus die Einstiegsleisten bestehen, brauchen wir Ihnen vermutlich nicht zu sagen. Und was im Cockpit nicht aus Kohlefaser besteht, hüllt Mansory in Leder.
Inklusive der Limited Edition und dem Sondermodell für die Vereinigten Arabischen Emirate gibt es den Venatus aktuell in vier Ausführungen. So leistet der V8-Twin-Turbo-Motor im Venatus Evo statt 650 PS feiste 810 PS. Das Drehmoment ist von 850 Newtonmeter auf nun 1.000 Newtonmeter gestiegen. Nach 3,3 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, bei 320 Kilometer pro Stunde ist Schluss. Alternativ kann ein etwas zahmerer Venatus – ohne "Evo" – mit 745 PS und 960 Newtonmetern für mindestens 386.750 Euro geordert werden.
Wie fast immer in Sachen Tuning lautet das Fazit: Kann man machen, muss man aber nicht. Die Individualisierung von polarisiernden Auto-Modellen ist ja quasi die spitzeste Ausprägung von "Geschmackssache". Und schmecken muss es nicht jedem. Auf jeden Fall ist es immer wieder schön zu sehen, dass sich manche Auto-Verrückten nicht zu schade sind, auch wilde Kreationen auf die Räder zu stellen. Mansory geht da häufig mit entsprechendem Beispiel voran.