Elektroautos sind weiterhin auf Wachstumskurs, bleiben jedoch vor allem Nutzergruppen mit höherem Einkommen vorbehalten. Das sagt zumindest der Internationale Rat für sauberen Verkehr (ICCT). Im jährlichen Monitor zeigen die Experten und Analysten auf, wie sich der Elektro-Bestand entwickelt, wer aktuell E-Autos fährt und welche sozialen, regionalen und finanziellen Faktoren den Umstieg prägen.
Knapp vier Prozent E-Autos
Zum 1. Januar 2025 waren in Deutschland über 49 Millionen Pkw zugelassen, davon rund 3,3 Prozent Elektro-Pkw. Bis April stieg der Anteil auf 3,5 Prozent. Elektroautos wachsen damit schneller als der Gesamtmarkt, bleiben aber im Pkw-Bestand noch eine kleine Gruppe. Typisch für diesen frühen Entwicklungsstand ist, dass der Markt vor allem von Frühanwendern geprägt ist – Personen mit hoher Technikaffinität, hohem Bildungsstand und überdurchschnittlichen finanziellen Ressourcen. Nicht nur der ICCT spricht hier von "Early Adopters".
Die Verbreitung von Elektro-Pkw folgt dabei der klassischen Technologieakzeptanzkurve. Sie beginnt bei den Innovatoren, also risikofreudigen Technikbegeisterten, und setzt sich über die sozial angesehenen Frühanwender bis zur frühen Mehrheit fort, die neue Technologien pragmatisch und vor dem Durchschnitt übernimmt. Erst danach folgen die späte Mehrheit und schließlich die Nachzügler, die technischen Neuerungen traditionell und skeptisch gegenüberstehen. Der aktuelle Markt wird noch klar von den ersten drei Gruppen dominiert, die im Durchschnitt über höhere Einkommen, Vermögen und ein höheres berufliches Ansehen verfügen als spätere Nutzergruppen.
Günstige E-Autos gewinnen an Bedeutung
Beim Markthochlauf zeigt sich ein gemischtes Bild: Die Neuzulassungen von Elektro-Pkw erreichten 2024 einen Anteil von 13,5 Prozent und stiegen im ersten Halbjahr 2025 auf knapp 18 Prozent. Auch im Gebrauchtwagenmarkt sind Fortschritte sichtbar, denn der Anteil an Besitzumschreibungen wuchs zwischen 2022 und 2025 von rund einem auf 3,2 Prozent. Die stärkste Dynamik zeigte sich dabei in den Segmenten. Kleinwagen legten im ersten Halbjahr 2025 gegenüber dem Vorjahr um 84 Prozent zu, während die obere Mittel- und Oberklasse um 164 Prozent wuchs. Nach absoluten Zahlen wurden jedoch weiterhin am häufigsten SUVs und Geländewagen neu zugelassen. Damit wird deutlich, dass zwar günstigere E-Autos an Bedeutung gewinnen, die Neuzulassungen aber weiterhin von teureren Modellen dominiert werden.
Regionale Unterschiede prägen den Markt zusätzlich. Im Jahr 2024 lag der Anteil elektrischer Neuzulassungen im bundesweiten Schnitt bei 13,5 Prozent, mit leicht höheren Anteilen in Städten und suburbanen Räumen sowie etwas niedrigeren Anteilen in ländlichen Regionen. In Süd- und Westdeutschland sind Elektroautos am stärksten verbreitet, während viele ostdeutsche Landkreise klar unter dem Bundesdurchschnitt liegen. Zugleich wächst die Ladeinfrastruktur weiter: Anfang 2025 standen bundesweit mehr als 160.000 öffentliche Ladepunkte zur Verfügung, etwa 40.000 mehr als im Vorjahr. Die höchste Dichte findet sich mittlerweile in suburbanen Regionen, gefolgt von ländlichen Räumen, sodass sich erstmals ein flächendeckenderes Angebot – insbesondere bei Schnellladepunkten – abzeichnet.
Nur 25 Prozent Frauenanteil
Auch soziale Faktoren spielen eine entscheidende Rolle. 2024 waren rund 70 Prozent aller privaten Elektro-Pkw auf Männer zugelassen, deutlich mehr als bei Pkw insgesamt. Besonders bei jungen Neuwagen bis zu einem Jahr fällt der Unterschied auf, denn der Frauenanteil lag dort nur bei 25 Prozent. Frauen kaufen zudem häufiger kleinere Fahrzeuge, während Männer stärker zu SUVs und Geländewagen tendieren. Etwa 70 Prozent aller Elektro-Pkw gehören Haltern zwischen 35 und 64 Jahren, was auf eine Dominanz berufstätiger, etablierter Altersgruppen hinweist. Hinzu kommt ein klarer Einkommenseffekt: Das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen von Elektroauto-Haltern lag 2024 bei etwa 4.300 Euro im Monat, deutlich über dem von Benzinern (3.200 Euro) und Dieselfahrzeugen (3.600 Euro). Auch Käufer gebrauchter Elektrofahrzeuge gehören im Durchschnitt zu höheren Einkommensklassen.

Private junge Neuwagen nach Antriebsart, Geschlecht und Alter.
Finanziell bleiben Elektroautos trotz sinkender Preise anspruchsvoll. Der durchschnittliche Anschaffungspreis eines neuen Elektro-Pkw lag 2024 bei 45.900 Euro, was zwar unter den Preisen für Plug-in-Hybride und Dieselmodelle, aber klar über denen von Benzinern lag, die im Schnitt 35.900 Euro kosteten. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt betrug der Durchschnittspreis 34.800 Euro. Obwohl diese Preise leicht gefallen sind, bleibt das Angebot an wirklich erschwinglichen Gebrauchtwagen begrenzt, sodass der Umstieg für viele Haushalte weiterhin eine große finanzielle Hürde darstellt.
E-Autos im Unterhalt günstiger
Bei den laufenden Kosten hingegen besitzen Elektro-Pkw klare Vorteile. Trotz stark variierender Ladepreise sind die Betriebskosten von Elektroautos im Durchschnitt niedriger als die Kosten eines vergleichbaren Verbrenners. Am günstigsten ist das Laden zu Hause oder am Arbeitsplatz, während öffentliche Ladevorgänge je nach Tarifmodell deutlich teurer sein können. Vielfahrer mit privater Ladeinfrastruktur können jährlich bis zu 2.000 Euro sparen. Problematisch ist jedoch die Intransparenz vieler öffentlicher Tarife, die laut ICCT durch klarere Preisangaben und faire Roaming-Konditionen entschärft werden muss.

Jährliche Ladekosten nach Fahrprofil und monatlichem MSP-Abonnementprodukttyp in Deutschland, basierend auf den bundesweiten durch-schnittlichen Ladepreisen zum 1. Januar 2025.
Um den Zugang zur Elektromobilität breiter zu gestalten, empfehlen ICCT und die Stiftung Mercator politische Maßnahmen wie sozial gezielte Kaufprämien, zinsgünstige Finanzierungs- und Leasingmodelle, transparente Ladepreise sowie niedrigschwellige Beratungsangebote und Informationskampagnen. Trotz sinkender Preise bleibt der Umstieg auf ein Elektroauto für viele Haushalte eine erhebliche Ausgabe. ICCT-Wissenschaftlerin Sandra Wappelhorst betont, dass die neue Kaufprämie der Bundesregierung zwar wichtige Impulse setzen könne, jedoch stärker auf Haushalte mit niedrigerem Einkommen und auf preisgünstigere Modelle ausgerichtet werden müsse.












