Der Bergrennsport ist eine der spektakulärsten Disziplinen im Motorsport und fasziniert seit vielen Jahrzehnten mit halsbrecherischen Fahrmanövern auf engen, kurvigen Bergstraßen. Doch ebenso berüchtigt wie das Fahrgeschick der Piloten waren lange Zeit die hohen Risiken, die sowohl für Fahrer als auch für Zuschauer bestanden. In den letzten Jahrzehnten hat sich jedoch die Sicherheit im Bergrennsport durch technologische Innovationen und strenge Regulierungen erheblich weiterentwickelt. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Meilensteine in der Sicherheitsgeschichte dieser Disziplin.
Die frühen Jahre: Minimale Schutzvorkehrungen
In den Anfangszeiten des Bergrennsports – bis weit in die 1960er Jahre – stand die Sicherheit nur am Rande im Fokus. Strecken waren kaum abgesichert, und Fahrer trugen lediglich einfache Lederhelme und leichte Schutzkleidung. Zuschauer standen oft gefährlich nahe an den ungesicherten Strecken, was bei Unfällen regelmäßig zu schweren Verletzungen oder gar Todesfällen führte. Ein geordneter Rettungsdienst oder spezielle Sicherheitsvorkehrungen existierten kaum.
Die 1970er und 1980er Jahre: Die ersten Schritte zu mehr Sicherheit
Mit der zunehmenden Professionalisierung des Motorsports rückte auch die Sicherheit in den Vordergrund. In den 1970er und 1980er Jahren kam es zu entscheidenden Änderungen, um die Risiken für Fahrer und Zuschauer zu minimieren:
- Feuerfeste Rennanzüge: Fahrer wurden dazu verpflichtet, spezielle Anzüge aus NOMEX-Material zu tragen, die sie im Fall eines Brandes schützen. Diese Anzüge halten Temperaturen von bis zu 800 °C stand und haben sich als lebensrettend erwiesen.
- Einführung von Überrollkäfigen: Diese Käfige im Fahrzeug schützen die Fahrer bei Überschlägen und Aufprallunfällen. Sie bestehen aus hochfesten Materialien wie Stahl oder Kohlefaser und bieten eine "Schutzkapsel" rund um den Fahrer.
- Sicherheitsgurte und Helme: Die Einführung von Fünfpunktgurten und modernen Helmen verbesserte den Schutz vor Kopf- und Nackenverletzungen erheblich.
Die 1990er Jahre: Professionalisierung und Technologisierung
In den 1990er Jahren erlebte der Bergrennsport eine Phase der Professionalisierung, die sich insbesondere auf die technischen Sicherheitsvorkehrungen auswirkte:
- Verbesserte Leitplanken: Barrieren entlang der Strecken wurden optimiert, um Fahrzeuge bei Unfällen besser abzufangen. Energieabsorbierende SAFER-Barrieren, ursprünglich im Oval-Rennsport entwickelt, fanden ihren Weg auch in den Bergrennsport.
- Feuerlöschsysteme: In den Rennfahrzeugen wurden automatische Feuerlöschsysteme eingeführt, die bei Bränden sofort reagieren und die Ausbreitung von Flammen verhindern. Diese Systeme setzen auf moderne Löschmittel wie Novec 1230, die nicht elektrisch leitend und rückstandslos sind.
- Erweiterte Streckenposten: Rettungsteams und Streckenposten wurden besser geschult und mit modernem Equipment ausgestattet, um im Ernstfall schneller eingreifen zu können.
Ab 2000: Hightech und intelligente Systeme
In den 2000er Jahren hat sich die Sicherheitsausstattung im Motorsport durch technologische Innovationen nochmals entscheidend verbessert:
- HANS-System: Eine der bedeutendsten Neuerungen der jüngeren Zeit war die Einführung des HANS-Systems. Es schützt den Kopf und Hals des Fahrers vor schweren Verletzungen, indem es die Bewegung des Kopfes bei einem Aufprall begrenzt und so Nackenverletzungen verhindert.
- Überwachung und Telemetrie: Digitale Überwachungssysteme, wie sie auch in der Formel 1 eingesetzt werden, helfen dabei, Rennfahrzeuge in Echtzeit zu überwachen. Diese Systeme liefern wertvolle Daten zu Fahrzeugzustand, Streckenzustand und Fahrerbelastung, was eine frühzeitige Erkennung von Gefahren ermöglicht.
- Biometrische Technologien: Moderne Rennanzüge und Helme sind oft mit Sensoren ausgestattet, die die Vitalfunktionen der Fahrer überwachen. Diese Daten helfen Rennärzten und Rennleitern, kritische Situationen frühzeitig zu erkennen und einzugreifen.





