Kiekert meldet Insolvenz an: Schluss mit Schloss

Kiekert meldet Insolvenz an
Schluss mit Schloss

ArtikeldatumVeröffentlicht am 24.09.2025
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Foto: Kiekert

Auf Antrag der Kiekert AG hat das Amtsgericht Wuppertal am Dienstag (23. September 2025) ein vorläufiges Insolvenzverfahren angeordnet. Ziel ist die geordnete Fortführung des Geschäftsbetriebs unter dem Schutz des Insolvenzrechts und sodann die Restrukturierung des Unternehmens. Das zuständige Amtsgericht hat Rechtsanwalt Joachim Exner von der Kanzlei Dr. Beck & Partner zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Wie das Unternehmen mitteilt, läuft der operative Geschäftsbetrieb im vorläufigen Verfahren an allen Standorten regulär weiter. Auch die Löhne und Gehälter der rund 700 Mitarbeitenden in Deutschland sind über das Insolvenzgeld bis einschließlich November gesichert. Von dem Verfahren nicht betroffen sind die ausländischen Tochtergesellschaften der Kiekert AG in Europa, Asien und Nordamerika. Sie arbeiten uneingeschränkt weiter.

Kein Geld mehr aus China

Grund für die Insolvenz sei, "dass der chinesische Gesellschafter keine weiteren Mittel bereitgestellt und seine finanziellen Verpflichtungen im dreistelligen Millionenbereich nicht erfüllt hat", sagte Vorstandschef Jérôme Debreu laut einer Mitteilung. "Der von Sanktionen betroffene Gesellschafter verwehrt uns den Zugang zu wichtigen Märkten und Finanzierungen, was unsere Geschäftstätigkeit erheblich gefährdet", so Debreu weiter.

Zuletzt hat die Kiekert AG nach eigenen Angaben auch durch die geopolitischen Entwicklungen – insbesondere die US-Sanktionspolitik – erhebliche Auftragsverluste hinnehmen müssen. Amerikanische Kunden haben bereits erteilte Großaufträge zurückgezogen, Rating-Agenturen das Unternehmen aufgrund des chinesischen Gesellschafters heruntergestuft, Banken verweigern neue Kredite. In dieser Situation ist der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens die einzig verbliebene Option, um die Kiekert AG zu restrukturieren und zukunftsfähig aufzustellen. Die Kiekert AG wird nun die Arbeit des vorläufigen Insolvenzverwalters bestmöglich unterstützen und eng mit ihm zusammenarbeiten, um die Voraussetzungen für eine tragfähige Restrukturierung zu schaffen.

Weltmarktführer und Erfinder der Zentralverriegelung

Kiekert mit Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Heiligenhaus ist nach Angaben des Insolvenzverwalters Weltmarktführer für Kfz-Schließsysteme und in zehn Ländern in Europa, Amerika und Asien mit Produktion sowie Forschung und Entwicklung vertreten. Von der Kiekert AG kommt das Schließsystemdesign für jedes dritte Auto weltweit. Derzeit beschäftigt die Unternehmensgruppe 4.500 Mitarbeiter. Zudem gilt Kiekert als Erfinder der modernen Zentralverriegelung. 2012 war das Unternehmen vom chinesischen Automobilzulieferer Lingyun (Peking) übernommen worden.

Fazit