Nach Absprung von Volvo: LiDAR-Spezialist Luminar ist pleite

Nach Absprung von Volvo
LiDAR-Zulieferer Luminar meldet Insolvenz an

ArtikeldatumVeröffentlicht am 19.12.2025
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Luminar Volvo LiDAR
Foto: Volvo/Schönfeld

Der US-amerikanische LiDAR-Hersteller Luminar Technologies hat Gläubigerschutz nach Chapter 11 des US-Insolvenzrechts beantragt. Das Unternehmen reagiert damit auf anhaltende finanzielle Schwierigkeiten, die sich zuletzt durch den Verlust eines zentralen Großkunden weiter verschärft haben: den schwedischen Automobilhersteller Volvo.

Eine halbe Milliarde US-Dollar Schulden

Luminar leitete das Verfahren über die Mehrheit seiner Anleihegläubiger vor einem US-Konkursgericht in Texas ein. Ziel ist ein wertmaximierender Verkaufsprozess für das Kerngeschäft mit LiDAR-Sensoren sowie für Beteiligungen an der Halbleiter-Tochter Luminar Semiconductors. Die Gesamtverschuldung belief sich zuletzt auf rund 430 bis knapp 490 Millionen US-Dollar (umgerechnet knapp 420 Millionen Euro), hinzu kamen offene Lieferantenforderungen.

Bereits vor der Insolvenzanmeldung hatte Luminar dem Verkauf seines Chipgeschäfts an das Technologieunternehmen Quantum Computing zugestimmt. Der Kaufpreis soll rund 110 Millionen US-Dollar (knapp 94 Millionen Euro) betragen und steht noch unter dem Vorbehalt der gerichtlichen Genehmigung, die Luminar bis Anfang 2026 erwartet. Die Tochtergesellschaft selbst ist nicht Teil des Insolvenzverfahrens.

Volvo beendet LiDAR-Einsatz

Auslöser der aktuellen Zuspitzung war der Wegfall der Zusammenarbeit mit Volvo. Der Automobilhersteller hatte Luminar im März 2020 als ersten Serienlieferanten für LiDAR-Sensoren in Verbraucherfahrzeugen ausgewählt. Die Technologie sollte unter anderem im elektrischen SUV EX90 sowie später im ES90 serienmäßig zum Einsatz kommen und als Schlüsselkomponente für erweiterte Fahrerassistenz- und autonome Fahrfunktionen dienen.

Im November informierte Volvo seine Kunden jedoch darüber, dass LiDAR ab dem Modelljahr 2025 nicht mehr in den genannten Fahrzeugen verbaut wird. Zudem verschob der Hersteller eine Grundsatzentscheidung über den Einsatz der Technologie in der nächsten Fahrzeuggeneration von 2027 auf 2029. Kurz darauf kündigte Volvo den bestehenden Liefervertrag vollständig. Luminar reagierte mit Schadensersatzforderungen und setzte weitere Verpflichtungen gegenüber Volvo aus.

Hohe Investitionen, geringe Stückzahlen

Die Partnerschaft mit Volvo hatte für Luminar große strategische Bedeutung – und hohe Kosten. Nach Angaben des Insolvenzmanagers investierte das Unternehmen rund 200 Millionen US-Dollar (170 Millionen Euro) in die Zusammenarbeit, darunter mehr als 50 Millionen US-Dollar (42 Millionen Euro) in eine Produktionsstätte in Mexiko. Volvo stellte zeitweise Abnahmemengen von über einer Million Sensoren in Aussicht, kaufte letztlich jedoch weniger als 10.000 Stück.

Parallel dazu blieben weitere Projekte hinter den Erwartungen zurück. Kooperationen mit Polestar und Mercedes-Benz führten nicht zur geplanten Serienintegration, unter anderem wegen softwareseitiger und systemischer Hürden. Insgesamt erwies sich die Markteinführung von LiDAR in Serienfahrzeugen als deutlich langsamer und schwieriger als von Luminar und vielen OEMs ursprünglich angenommen.

Schrumpfender Markt und steigender Preisdruck

Im dritten Quartal erzielte Luminar einen Umsatz von lediglich 18,7 Millionen US-Dollar (knapp 16 Millionen Euro) bei einem Nettoverlust von 89,5 Millionen US-Dollar (gut 76 Millionen Euro). Zwei einzelne Kunden machten dabei mehr als die Hälfte des Umsatzes aus – ein Hinweis auf die hohe Abhängigkeit von wenigen Abnehmern. Gleichzeitig geriet das Geschäftsmodell unter Druck, da geringe Stückzahlen, hohe Produktionskosten und zunehmende Konkurrenz vor allem aus China die Margen belasteten.

Volvo selbst hat seine Strategie inzwischen angepasst. Der Hersteller setzt bei künftigen Fahrzeuggenerationen verstärkt auf kamerabasierte Systeme und Radar, während LiDAR – wenn überhaupt – nur noch als optionale Zusatztechnologie vorgesehen ist. Die Entscheidung unterstreicht die branchenweite Neubewertung der Rolle von LiDAR im automobilen Seriengeschäft.

Zukunft von potenziellen Käufern abhängig

Luminar will den Geschäftsbetrieb während des Insolvenzverfahrens fortführen und Bestandskunden weiterhin beliefern. Für das eigentliche LiDAR-Kerngeschäft wird noch ein Käufer gesucht. Ob und in welcher Form das Unternehmen unter neuer Eigentümerschaft weiterbestehen kann, ist offen.

Fazit