Seit Sommer 2025 steht auf Spaniens Autobahnen und Schnellstraßen ein neues Verkehrsschild, das sofort ins Auge fällt. Auf blauem Hintergrund sind mehrere Fahrzeuge und eine Meterangabe im roten Kreis zu sehen. Es handelt sich um die Tafel S991f, die Abschnitte kennzeichnet, in denen der vorgeschriebene Mindestabstand elektronisch überwacht wird. Die Verkehrsbehörde DGT will damit Unfallhäufungen bekämpfen, doch die Umsetzung stößt auf Skepsis.
Geldbuße und Punkte drohen
Das Konzept ist klar: Wer den Mindestabstand unterschreitet, muss mit Geldbußen und Punkten rechnen. Für Pkw liegt der Wert in der Regel bei 70 Metern, für schwere Fahrzeuge bei mindestens 50 Metern. In gefährlichen Bereichen können auch 100 Meter gefordert werden. Die Kontrollen erfolgen automatisch, welche Systeme konkret im Einsatz sind, lässt die DGT offen. Fachleute gehen von Radar- und Kameraüberwachung mit Unterstützung durch Algorithmen aus.
Damit bewegt sich Spanien nicht auf völlig neuem Terrain. Schon heute verpflichtet das Verkehrsrecht dort Fahrer, so viel Abstand zu halten, dass sie im Notfall rechtzeitig bremsen können. Das neue Schild soll diese Regel verdeutlichen und gezielt an Strecken mit erhöhter Unfallgefahr eingesetzt werden. Neu ist allerdings die optische und technische Konkretisierung: Aus der allgemeinen Vorschrift wird ein messbarer Wert mit automatischer Überprüfung.
Spanier diskutieren
Genau hier setzen die Kritiker an. Die von der DGT empfohlenen Faustregeln wie die Zwei-Sekunden-Regel helfen zwar bei der Orientierung, ließen sich aber im dichten Verkehr nur schwer anwenden. Damit, so das Argument, sei die Einhaltung von 70 Metern praktisch kaum überprüfbar, während Sanktionen dennoch spürbar ausfallen können. Juristische Bedenken verstärken die Diskussion. Wenn ein Fahrer den Abstand nicht zuverlässig messen könne, stelle sich die Frage, ob ein Bußgeld Bestand haben könne. Hinzu kommt die Dynamik im Verkehr: Sobald andere Fahrzeuge in die Lücke wechseln, lässt sich der geforderte Abstand kurzfristig nicht mehr halten. Kritiker warnen deshalb vor abrupten Bremsmanövern, die neue Risiken schaffen könnten.
In den sozialen Medien Spaniens hat das Schild eine breite Debatte ausgelöst. Viele Stimmen sehen darin weniger eine Sicherheitsmaßnahme als vielmehr ein neues Instrument zur Sanktionierung. Andere halten die Aufregung für überzogen und verweisen darauf, dass verantwortungsbewusste Fahrer ohnehin ausreichenden Abstand wahren sollten.
In Deutschland längst etabliert
Ein Blick nach Deutschland zeigt, dass die Idee nicht völlig neu ist. Hier existieren klare Abstandsregeln, orientiert am "halben Tacho". Die Einhaltung wird regelmäßig kontrolliert, Verstöße ziehen gestaffelte Strafen bis hin zu Fahrverboten nach sich. Der Unterschied liegt darin, dass die deutschen Regeln seit Jahren etabliert und juristisch abgesichert sind, während Spanien mit einem neuen Symbol und automatischer Technik experimentiert.





