Neue Studie zieht Bilanz: Warum die gängige Meinung zur E-Mobilität falsch ist

Neue Studie zieht Bilanz zu Elektroautos
Warum die gängige Meinung zur E-Mobilität falsch ist

ArtikeldatumVeröffentlicht am 11.09.2025
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Warum die gängige Meinung zur E-Mobilität falsch ist
Foto: Schönfeld

Die Elektromobilität in Europa nimmt zwar langsamer als erwartet, aber immerhin allmählich Fahrt auf. Im Jahr 2024 lag der Marktanteil neu verkaufter batterieelektrischer Fahrzeuge (BEVs) bereits bei 14 Prozent, für 2030 werden 40 bis 55 Prozent und bis 2035 nahezu 100 Prozent prognostiziert. Treiber sind fallende Kosten, eine verbesserte Ladeinfrastruktur und eine wachsende Auswahl erschwinglicher Modelle. Studien zeigen zudem, dass fast 60 Prozent der europäischen Verbraucherinnen und Verbraucher ein BEV besitzen oder beim nächsten Autokauf wählen wollen.

Technische Gründe kein Handicap mehr

Mit immer mehr neuen E-Autos hat sich die Elektrotechnik rasant entwickelt. Das zeigt die Analyse der Boston Consulting Group, die von Charge France und anderen Ladedienstanbietern, Netzbetreibern sowie Herstellern von Schnellladesäulen und Ladeinfrastruktur unterstützt wurde. Hemmnisse wie Ladezeit, Reichweite, Wiederverkaufswert oder Anschaffungskosten verlieren demnach mittlerweile an Gewicht. Moderne Modelle bieten Reichweiten von über 500 Kilometern, Schnellladen dauert vielfach weniger als 20 Minuten, und die Kostenbilanz fällt für drei Viertel aller in Europa verkauften Fahrzeuge bereits heute zugunsten des BEV aus.

Im Vergleich zu Plug-in-Hybriden (PHEVs) und Range-Extender-EVs (REEVs) zeigten batterieelektrische Fahrzeuge klare Vorteile. Denn gerade Plug-in-Hybride fahren im Alltag kaum elektrisch – private Nutzer bewegen sie nur etwa zur Hälfte, Dienstwagenfahrer sogar nur zu zehn bis 15 Prozent im E-Modus. Auch E-Fahrzeuge mit Range Extender, die vor allem in China an Bedeutung gewinnen, nutzen ihren Verbrenneranteil zu einem hohen Anteil und bringen für Europa weder einen klaren Klimavorteil noch industrielle Wertschöpfung. Ein durchschnittliches BEV verursacht im Betrieb jährlich 640 bis 1.600 Euro weniger Kosten als ein PHEV und stößt im Lebenszyklus nur etwa die Hälfte der CO₂-Emissionen aus.

Ökonomische und ökologische Vorteile

Eine klare Aussage der Studie: Elektroautos sind günstiger im Unterhalt, selbst bei niedrigen Spritpreisen. Sie verursachen im Lebenszyklus rund die Hälfte der CO₂-Emissionen eines PHEV und ein Drittel eines Verbrenners. Zudem könnte Europa seine Ölimporte allein durch Pkw-Elektrifizierung bis 2035 um 15 Prozent senken – eine jährliche Einsparung von rund 45 Milliarden Euro. Die Elektromobilität schafft gleichzeitig neue Industriezweige und bis zu 170.000 direkte Arbeitsplätze, vor allem in Batteriefertigung und Ladeinfrastruktur.

Die Analyse fordert drei zentrale Maßnahmen:

  • Festhalten am 2035-Verbrennerausstieg, ohne Verwässerung durch Schlupflöcher.
  • Gezielte Anreize für BEVs, etwa steuerliche Vorteile für Flotten oder niedrigere öffentliche Ladekosten.
  • Stärkung der europäischen Lieferkette, insbesondere bei Batterien, Recycling und Qualifizierung der Arbeitskräfte.

Batterie- und Ladeinfrastruktur

Darüber hinaus leiste Elektromobilität einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit: Gelingt die erwartete Marktentwicklung, könnte Europa bis 2035 seine Ölimporte allein im Pkw-Sektor um 15 Prozent senken. Gleichzeitig könnten durch Batteriefabriken und Ladeinfrastruktur tausende neue Arbeitsplätze entstehen.

ChargeFrance dankt dem BCG-Team für die analytische Unterstützung zu den Gesamtbetriebskosten und Lebenszyklusemissionen. Ihre Expertise in der Marktanalyse war für die Erstellung dieser Studie von entscheidender Bedeutung. Charge France ist eine Interessenvertretung für Ladeinfrastruktur-Betreiber (CPOs) in Frankreich, die sich auf den Ausbau des ultraschnellen Ladestationennetzes konzentriert.

Fazit: Batterieelektrische Fahrzeuge sind nicht nur die klimafreundlichste, sondern auch die wirtschaftlich sinnvollste Lösung für die Dekarbonisierung des Straßenverkehrs. PHEVs und REEVs können Übergangslösungen sein, doch nur BEVs erfüllen langfristig die Klimaziele und sichern Europas Wettbewerbsfähigkeit.

Fazit