China hat es wieder einmal geschafft: Mit der Huajiang-Canyon-Brücke steht die höchste Brücke der Welt. Sie überquert eine atemberaubende Schlucht in der Provinz Guizhou und verbindet bislang schwer erreichbare Gebiete miteinander. Doch das Bauwerk ist nicht nur eine technische Meisterleistung, sondern auch ein Symbol für Chinas ehrgeizige Infrastrukturprojekte – und könnte bald zu einem Touristenmagnet werden.
Die Dimensionen der neuen Brücke sind gewaltig. Mit einer Durchfahrtshöhe von 625 Metern übertrifft sie den bisherigen Rekordhalter, die Beipanjiang-Brücke (565 Meter), deutlich. Zum Vergleich: Die weltberühmte Golden Gate Bridge in San Francisco hat eine Durchfahrtshöhe von gerade einmal 67 Metern – die Huajiang-Brücke ist also fast zehnmal so hoch.
Auch die übrigen Zahlen beeindrucken: Die Brücke erstreckt sich über eine Länge von 2.890 Metern, wobei die Hauptspannweite zwischen den zwei massiven Pfeilern 1.420 Meter beträgt. Die Pfeiler selbst ragen fast 300 Meter in die Höhe, was sie zu den höchsten Brückenstützen der Welt macht.
Bau in Rekordzeit: Wie ist das möglich?
Besonders erstaunlich ist, dass der Bau der Brücke nur drei Jahre gedauert hat. Der erste Spatenstich erfolgte 2022, und noch in diesem Jahr soll die Verkehrsfreigabe erfolgen. Ein solches Tempo wäre in Europa kaum denkbar, wo große Infrastrukturprojekte oft jahrelange Genehmigungsverfahren durchlaufen müssen.
Wie konnte China diesen Bau so schnell abschließen?
- Effiziente Planung: Während in vielen Ländern Planungsverfahren Jahre dauern, erfolgt die Genehmigung in China meist innerhalb weniger Monate.
- Hochmoderne Bautechnik: Trotz der extremen Bedingungen – starke Winde, Erdbebengefahr, schwer zugängliches Gelände – kamen innovative Bauverfahren und Spezialmaschinen zum Einsatz.
- Arbeit rund um die Uhr: In China werden Großprojekte oft mit Schichtarbeit rund um die Uhr vorangetrieben, wodurch sich die Bauzeit drastisch verkürzt.
Touristenattraktion in luftiger Höhe
Die Huajiang-Canyon-Brücke ist nicht nur ein Verkehrsbauwerk, sondern soll auch Touristen anlocken. Besonders spektakulär ist ein geplanter Glasaufzug, der Besucher in einen der 205 Meter hohen Türme bringt. Von dort aus bietet sich ein beeindruckender Blick auf die Schlucht.
Doch das ist noch nicht alles:
- In der Brückenmitte wird eine Plattform mit Glasboden entstehen, die Schwindelfreien einen unvergleichlichen Tiefblick ermöglichen soll.
- Adrenalinjunkies dürfen sich auf eine Bungee-Jumping-Station freuen – aus über 600 Metern Höhe, mehr als doppelt so hoch wie der Eiffelturm.
Solche touristischen Angebote sind kein Zufall: China nutzt seine beeindruckenden Infrastrukturprojekte zunehmend als Attraktionen, um den Tourismus in entlegenen Regionen anzukurbeln.
Schneller unterwegs als je zuvor
Neben dem touristischen Aspekt erfüllt die Brücke natürlich auch einen wichtigen praktischen Zweck. Sie ist Teil einer neuen Schnellstraße (Liuzhi–Anlong Expressway), die die Fahrzeit in der Region drastisch reduziert. Autofahrer sparen allein im Huajiang-Tal über eine Stunde Fahrzeit.
Die Provinz Guizhou ist bekannt für ihre steilen Berglandschaften, die den Ausbau von Verkehrswegen erschweren. Doch China investiert seit Jahren massiv in die Infrastruktur. Allein in Guizhou wurden über 9.000 Kilometer Autobahnen gebaut, um entlegene Gebiete besser an das nationale Verkehrsnetz anzubinden.
China hat in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Anzahl von Rekordbrücken gebaut, und es ist unwahrscheinlich, dass die Huajiang-Brücke der letzte Superlativ bleibt. Die Frage ist nicht, ob China noch höhere Brücken bauen wird, sondern wann.
Mit neuen Materialien, verbesserten Bauverfahren und immer ehrgeizigeren Projekten könnte die nächste Höhenrekord-Brücke bereits in Planung sein. Doch bis dahin bleibt die Huajiang-Canyon-Brücke das Maß aller Dinge – und könnte bald eines der spektakulärsten Touristenziele der Welt werden.
