Wenn das tiefschwarze Coupé, ein Bentley Continental GT New V8, vor den Eingang der Bodenseeklinik in Lindau gleitet, ist klar: Hier kommt der Chef. Prof. Dr. Dr. Werner Mang, Facharzt für HNO und plastische Chirurgie und Präsident der Internationalen Gesellschaft für Ästhetische Medizin (IGÄM), hat weit über die Grenzen Deutschlands hinaus nicht nur Bekanntheit als Schönheitschirurg erlangt. Die Passion des sportlichen 75-Jährigen gilt seit jungen Jahren auch schnellen Autos: "Autofahren, vor allem der Rennsport, ist eine Kunst." Immer wieder zieht er Parallelen zu seinem Beruf: "Einen Motor zu zerlegen und wieder aufzubauen, ist schwieriger als eine OP."
Der Mediziner, der sich unter anderem mit der "Mang"-Nase einen Namen gemacht hat, ist nicht nur Arzt, sondern eine Institution. Die Wände seines Büros in der Klinik, von der aus die Patientinnen und Patienten einen direkten Blick zum Ufer des Bodensees haben, sind mit goldfarben gerahmten Fotos gepflastert. Fotos von und mit (ehemaligen) Weggefährten und Freunden, Schauspielern, Sportlern, häufig auch Motorsportlern wie Niki Lauda, Michael Schumacher, Nico Rosberg oder Uwe Alzen. Einige von ihnen sind nicht mehr am Leben, bedingt durch Unfälle, Alter oder Krankheit.
Auto-Leidenschaft von Beginn an
Mang hingegen strotzt vor Tat- und Schaffenskraft, hält sich mit viel Sport fit. Nach wie vor greift er jeden Vormittag im OP selbst zum Skalpell: "Operieren ist meine Leidenschaft. Meine Mutter ist mit 94 zu Hause beim Frühstück friedlich eingeschlafen. Wenn mir das ebenfalls auf diese Weise passieren würde, wäre das natürlich toll. Dann aber am liebsten im OP, bitte." Die Geschäftsführung der 1989 von ihm gegründeten Bodenseeklinik hat er inzwischen an seine Tochter Gloria Mang übergeben, zudem "drei Top-Chirurgen ausgebildet". Seine Nachfolge sei also gesichert, sagt Mang, Stolz schwingt mit in seiner Stimme.
Begonnen hatte Mangs Affinität zu Autos indessen schon vor seiner Studentenzeit. "Nach dem Abitur habe ich mir einen alten VW für damals 340 D-Mark gekauft und habe ihn im Landwirtschaftsbetrieb meines Onkels in Babenhausen selbst restauriert, in British Racing Green lackiert und den Motor überholt", erzählt er. "Das war mein erstes Auto, von meinem eigenen Geld bezahlt, das ich als Bademeister am Bodensee verdient habe." Überhaupt habe er "mit nichts" angefangen.
Ambitionen als Rennfahrer

Werner Mangs Rennanzug für den Porsche Sports Cup.
Mit dem rasch wachsenden Erfolg als Schönheitschirurg standen nach und nach mehr finanzielle Mittel zur Verfügung. Und so wuchs auch stetig Werner Mangs Autosammlung, zu der unter anderem Oldtimer von Mercedes und von Ferrari, aber auch ein Rolls-Royce gehören. Wie viele und welche Fahrzeugmodelle er sein Eigen nennt, darüber bewahrt er jedoch gentlemanlike Stillschweigen. Umso bereitwilliger erzählt Werner Mang von seinem großen Faible für den Rennsport: "Nach dem Examen 1974 habe ich mir den ersten Porsche gekauft, einen 914. Der hat mir an sich jedoch nicht wirklich gefallen, auch vom Fahrwerk und vom Motor her. 1975, als ich Assistenzarzt im Kreiskrankenhaus Lindau in der Chirurgie war, habe ich mir dann den ersten 911 gekauft, einen Targa mit dicken Cibie-Zusatzscheinwerfern." So begann die Passion für Porsche. Mang: "2007 bin ich in den Rennsport eingestiegen mit einem 911 GT3 RS." Trainiert wurde er damals von Rennfahrer Uwe Alzen, "mit ihm bin ich dann Porsche Sports Cup gefahren". Mang: "Die Ikone des Motorsports, die Ikone des Sportwagens ist für mich der 911 Porsche. Das ist die Inkarnation einer zeitlosen Ästhetik."
Lieber ohne Chauffeur
Ob er gerne Profi-Rennfahrer geworden wäre? Mang schätzt das ganz nüchtern ein: "Es ist ein weiter Weg zwischen gut Auto fahren und Rennfahrer sein. Dazu braucht man einfach den siebten Sinn. Es ist schwierig, immer besser zu werden, auch wenn man regelmäßig trainiert." Er habe eingesehen, dass irgendwann Schluss sei mit den immer schnelleren Rundenzeiten und "dass das im Rennsport eine ganz andere Welt ist, den Grenzbereich auszuloten. Das ist eine Kunst, und die beherrsche ich nicht", sagt er selbstkritisch. Doch auch wenn Werner Mang mittlerweile keine Rennen mehr fährt und vom Tempo her insgesamt einen Gang heruntergeschaltet hat, ist von einem Ruhemodus nichts zu spüren. Viele würden zu ihm sagen: "Mensch, du kannst jetzt mit einem Chauffeur fahren, dein Leben genießen." Doch das funktioniere bei ihm überhaupt nicht mit dem Chauffeur, lacht Mang, "weil ich dem immer sagen würde, was er machen soll. Darüber denke ich dann vielleicht einmal nach, wenn ich 85 bin."

Komfortabel, hochmotorisiert, schnell – das ist Werner Mangs Alltags-Bentley.
Gesellschaftliches Engagement
Draußen vor der Bodenseeklinik parkt Mangs eleganter schwarzer Bentley. Weshalb der kleine Platz direkt vor dem Gebäude nach ihm benannt worden ist? Es ist eine Anerkennung der Stadt Lindau für Mangs gesellschaftliches Engagement: Gemeinsam mit seinem Sohn Thomas hat er in Lindau einige Immobilien erworben, sie renovieren und nach neuen Standards energieeffizient sanieren lassen. Die Wohnungen vermietet er an Familien zu einem sehr günstigen Mietpreis: "Ich möchte den Menschen hier etwas zurückgeben." Das ist die empathische, die "weiche" Seite des erfolgsverwöhnten Unternehmers. Was er sonst noch vorhat: "Mein Traum ist es, mit meinem Sohn ein kleines Automuseum in Lindau zu gründen, in dem wir alle unsere Porsche ausstellen."





