Die Wiehltalbrücke zählt zu den kritischen Infrastrukturen im Westen Deutschlands. 50 Meter hoch, 700 Meter lang – und gebaut in einer Zeit, in der die heutigen Verkehrsströme kaum vorstellbar waren. Schon vor Jahren wurde klar: Die Brücke benötigt Unterstützung. Doch selbst nachdem eine Zuflussregelungsanlage mit Ampeln installiert wurde, bleiben die Messwerte alarmierend.
Im Schnitt rollen pro Tag mehr als 20.000 Fahrzeuge über das Bauwerk – ein Viertel davon Schwerlaster. Die Tragfähigkeit wurde rechnerisch gesichert. Praktisch jedoch führen zu hohe Achslasten und zu geringer Abstand zu einer punktuellen Überlastung. Die Brücke atmet unter jedem Lastzug – doch zu viele Fahrer nehmen darauf keine Rücksicht.
Technik gegen Tonnage
Seit Ende 2024 regelt eine Ampelanlage an der Anschlussstelle Gummersbach den Verkehr. Die Idee: Lkw gezielt dosieren, um die Brücke gleichmäßig zu belasten. Dazu wurde die Fahrbahn auf einen Spurwechsel in Mittellage angepasst, sodass die Vorspannung im Bauwerk besser genutzt wird.
Doch die Praxis frustriert die Verantwortlichen. Wie aktuelle Verkehrsdaten zeigen, ignorieren viele Fahrer die Mindestabstände. Zudem sind Fahrzeuge mit über 44 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht auf der Brücke verboten – doch auch das wird regelmäßig missachtet. Die Folge: punktuelle Spitzenbelastungen, die die Lebensdauer der Brücke verkürzen.
Überwachung ersetzt keine Vernunft
Die Autobahn GmbH spricht von einer systematischen Missachtung. Obwohl Hinweisschilder, Lichtsignale und Anzeigen vor Ort warnen, bleibt das Verhalten vieler Fahrer unverändert. Die zuständige Niederlassung Rheinland prüft daher eine drastische Maßnahme: die vollständige Sperrung für den Schwerlastverkehr.
Dabei wäre das technisch nicht nötig – sofern sich alle an die Regeln halten würden. Genau darin liegt der Konflikt: Die Ingenieure haben das Machbare getan. Jetzt sind es psychologische und soziale Faktoren, die die Sicherheit gefährden.
Brücke zwischen Technik und Verantwortung
Was hier auf der A4 passiert, ist kein Einzelfall. Auch andere Brücken – etwa in Hamburg oder im Sauerland – zeigen ähnliche Muster. Doch an kaum einem Ort ist die Eskalation so deutlich wie im Bergischen Land. Die Infrastruktur ist am Limit. Und sie wird nicht nur durch Alter und Wetter beansprucht, sondern durch menschliche Rücksichtslosigkeit.
Wenn es so weit kommt, dass eine Brücke nicht wegen Beton, sondern wegen Verhaltensmustern gesperrt werden muss, ist das mehr als ein technisches Problem. Es ist ein gesellschaftliches Warnsignal.





