Mehr Grip für Elektro-Lkw: Hydraulik-"Allrad" löst Traktionsprobleme

Mehr Grip für Batterie-Laster
Hydraulik-Allrad löst Traktionsprobleme von E-Lkw

ArtikeldatumVeröffentlicht am 02.11.2025
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10/2025 Designwerk hydraulische Anfahrhilfe Hydraulic Traction
Foto: Designwerk

Schwere Elektro-Lkw stoßen bislang dort an ihre Grenzen, wo befestigte Straßen enden. Gerade auf Baustellen, Deponien oder im Winterdienst fehlt ihnen oft die nötige Traktion, um auf losem oder rutschigem Untergrund zuverlässig in Bewegung zu bleiben. Das Schweizer Unternehmen Designwerk hat nun gemeinsam mit Partnern eine hydraulische Anfahrhilfe entwickelt, die schwere E-Lkw mit zusätzlicher Traktion unterstützt, ohne die Nachteile eines klassischen Allradantriebs mit sich zu bringen.

Mehr Grip bei Bedarf

Die "Hydraulic Traction" genannte Lösung ist ein zuschaltbarer, hydrostatischer Zusatzantrieb für die Vorderräder. Über einen Radialkolbenmotor wird bei Bedarf zusätzliche Antriebskraft erzeugt, die das Fahrzeug auf schwierigem Untergrund in Bewegung hält. Eine elektronische Steuerung reguliert Drehmoment, Schlupf und Geschwindigkeit.

Ein hydrostatischer Zusatzantrieb nutzt statt mechanischer Wellen oder Zahnräder ein geschlossenes Hydrauliksystem, um Kraft zu übertragen. Dabei wird mit einer Pumpe Öl unter hohem Druck durch Leitungen zu den Vorderrädern geleitet, wo der Druck in Drehbewegung umgewandelt wird. Diese Aufgabe übernimmt der Radialkolbenmotor: In ihm drücken mehrere kleine Kolben von innen gegen ein Gehäuse und erzeugen so eine gleichmäßige Drehbewegung. Auf diese Weise können die Vorderräder zusätzlich angetrieben werden, ohne dass eine feste mechanische Verbindung zum Hauptantrieb nötig ist. Aktiv ist das System bis zu einer Geschwindigkeit von etwa 20 km/h, danach schaltet es automatisch ab. Dadurch bleibt der Energieverbrauch der Traktionshilfe gering.

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Mit diesem Konzept zielt Designwerk auf den Einsatz in Bereichen, in denen Fahrzeuge regelmäßig zwischen Asphalt und losem Untergrund wechseln – etwa in der Baulogistik, bei Holztransporten, in Deponiebetrieben oder beim Winterdienst. Hier kann die hydraulische Anfahrhilfe dafür sorgen, dass schwere E-Lkw auch unter schwierigen Bedingungen einsatzbereit bleiben. Auf rutschigem Untergrund sorgt die Anfahrhilfe für sichere Traktion, auch beim Rückwärtsfahren oder auf Rampen. Die Steuerung erfolgt automatisch und erlaubt dem Fahrer, sich ganz auf den Einsatz zu konzentrieren.

10/2025 Designwerk hydraulische Anfahrhilfe Hydraulic Traction
Designwerk

Alternative zum Allrad

Ein mechanischer Allradantrieb bietet zwar maximale Traktion, bringt aber auch Nachteile mit sich: zusätzliches Gewicht, höheren Energieverbrauch und mehr Verschleiß. Bei batterieelektrischen Fahrzeugen wirkt sich das unmittelbar auf Reichweite und Nutzlast aus. Das von Designwerk entwickelte System bietet eine Alternative, die leichter und effizienter ist. Nach Angaben des Unternehmens ergibt sich durch den Wegfall eines konventionellen Allradantriebs ein Nutzlastvorteil von bis zu 750 Kilogramm – ein Faktor, der gerade im gewerblichen Einsatz wirtschaftlich spürbar ist.

Die neue Lösung wird auf der Fachmesse transport.ch im November 2025 erstmals öffentlich vorgestellt. Die ersten Fahrzeuge mit Hydraulic Traction sollen noch im selben Jahr ausgeliefert werden. Damit will Designwerk eine Lücke schließen, die bislang viele elektrische Nutzfahrzeuge von bestimmten Einsatzgebieten ausgeschlossen hat.

Die Lösung lässt sich in den meisten zwei- bis vierachsigen Fahrzeugen von Designwerk nachrüsten. Je nach Einsatzgebiet und Fahrgestell stehen Batteriekapazitäten zwischen 375 und 750 kWh zur Verfügung.

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