Vor 35 Jahren kam der erste Clio auf den Markt, er folgte auf die ikonischen Renault-Modelle R4 und 5. Nun präsentiert Renault die sechste Generation des bisher rund 17 Millionen Mal gebauten Kleinwagen-Bestsellers. Viele Gründe also, um beim Clio Nummer 6 genau hinzuschauen.
Das mit dem Hinschauen ist dabei wörtlich gemeint, denn so ohne Weiteres käme man nicht auf die Idee, dass der neue Wagen ein Renault ist. Familienähnlichkeit zu den elektrischen R4 und R5? Eher nicht. Auch nach gestalterischer Verwandtschaft zu den größeren Austral, Symbioz etc. sucht man vergebens.
Gewachsen in allen Dimensionen
Kann man ja so machen, jedenfalls steht der neue Clio selbstbewusst da. Die versammelte Journalistenschar sieht Ähnlichkeiten zu Mazda- und Jaguar-Designsprachen. Es gibt schlechtere Referenzen im Automobildesign. Was man dabei ahnt: Der neue Clio ist gewachsen, ein paar Millimeter in jede Richtung, auch der Radstand wuchs um acht Millimeter auf nun 2.591 Millimeter.
4.116 Millimeter ist er nun lang, dazu 1.768 Millimeter breit, womit er etwa den VW Polo um ein paar Millimeter überragt (4.074 und 1.751 mm). Geschrumpft ist hingegen das Motorenangebot. Es besteht auf dem deutschen Markt aus dem TCe, der von 90 auf 115 PS erstarkte, sowie dem E-Tech 160, der nun 158 PS oder 116 kW leistet.
Ein schwächerer Einstiegsmotor, den es beim Vorgänger noch gab, fehlt nun. Er sei, so heißt es hinter vorgehaltener Hand, auch als Einliter-Dreizylinder mit 90 PS oder weniger nicht kostengünstiger zu produzieren als der TCe 115. Zum Fahren gibt es den E-Tech 160, und zwar in den Ausstattungsversionen Techno und Esprit Alpine ausschließlich in der neuen Farbe Absolut-Rot. Zusätzlich gibt es den Clio in einer weiteren hübschen neuen Farbe. Die heißt Absolut-Grün, ist aber nur für den Techno lieferbar, weil das leuchtende Grün nicht zu den blauen Alpine-Applikationen passt.
Fahreindruck im Stadt- und Autobahnverkehr
Unser Clio ist ein Techno, laut Preisliste mindestens 25.900 Euro teuer. Den Antriebsstrang teilt sich der Clio etwa mit dem Dacia Bigster. Er folgt dem gewohnten Renault-Konzept mit auf 1,8 Liter gewachsenem Vierzylinder plus zwei Elektromotoren und dem charakteristischen Multimode-Getriebe. Der Verbrenner kann nun maximal 109 PS zur Systemleistung von 158 PS beitragen, die Elektroeinheit ist mit maximal 36 kW oder 48 PS dabei.
Im Stadtverkehr und auf den Autobahnen rund um den Flughafen von Lissabon wartet der Antrieb nicht mit Überraschungen auf. Das Antriebssystem wirkt quirlig und kraftvoll, das Getriebe findet stets eine passende Übersetzung. Auffällig ist, wie häufig der Vierzylinder ruht und nur die Elektromotoren für Vortrieb sorgen.
Das ändert sich, sobald die Fahrt schneller wird und das Fahrpedal häufiger durchgedrückt wird. Da wartet die Multimode immer noch mit zögerlicher Schaltarbeit und langen, unentschlossen wirkenden Pausen auf. Auch das kennt man in ähnlicher Ausprägung von anderen Renault-Modellen.
Verbrauchswerte überzeugen
Sehr präsent wird der Vierzylinder bei hoher Last, etwa beim Herausbeschleunigen aus einer Autobahnauffahrt. Es geht zwar zügig voran, leise und kultiviert wirkt es freilich nicht. In 8,3 Sekunden soll der Clio E-Tech 160 auf 100km/h beschleunigen, 180 km/h werden als Vmax ausgewiesen. Da gibt es wenig zu meckern, auch am Verbrauch nicht. Nach WLTP fließen 4,1 Liter je 100 km durch. Bei unserer Testfahrt über 135 km Autobahnen, Stadt- und Landstraßen steht der Bordrechner bei knapp unter fünf Litern – angesichts der mitunter zügigen Fahrweise sehr akzeptabel.
Das lässt sich ebenso zum Aufenthalt an Bord des Clio sagen. Etwas luftiger wurde er innen, wenngleich es in der zweiten Reihe und im Kofferraum eher eng zugeht. Das Interieur wirkt modern, entspricht in Look und Feel den größeren Renault-Modellen. Das Google-basierte Bediensystem tut, was es soll, mehr muss ein Auto in diesem Segment nicht können.
Neuer Smart-Mode für mehr Effizienz
Neu an Bord des Clio ist der Smart-Mode, den man zu den Fahrmodi Eco, Comfort und Sport dazuschalten kann. Die Smart-Funktion sorgt dann etwa beim Überholen dafür, dass der Sport-Modus automatisch einsetzt, während etwa beim langsamen Fahren in der Stadt der Eco-Modus aufgerufen wird. Apropos Komfort: Kleine, feine Wellen bügelt der Clio trotz der 18 Zoll-Räder gut weg, während er auf kräftigere Anregungen recht unwirsch reagieren kann. Serienmäßig läuft der Techno auf 16 Zoll, die Optionsräder des Testwagens sind für 500 Euro extra dabei.
Wer es etwas feiner mag, kann den Esprit Alpine (ab 27.900 Euro) wählen, der zusätzlich über Active Driver-Fahrassistenz, Einparkhilfe oder feinere Sitze verfügt. Doch für den normalen Bedarf ist bereits der Techno mit 10,1-Zoll-Navi samt OpenR Link-Infotainment, vielerlei Assistenz oder LED-Licht bestens gerüstet. Ab sofort steht der neue Clio beim Renault-Händler. Falls Sie selbst mal genau hinschauen wollen.







