Bei Sauber wurde beim Saisonfinale in Abu Dhabi ein großer Abschied gefeiert. Rennstall-Gründer Peter Sauber war vor Ort. Zusammen mit dem langjährigen Teammanager Beat Zehnder fieberte er auf den letzten Metern des Jahres mit. Es war der letzte Einsatz der Autos unter dem alten Namen. Ab dem 1. Januar wird das Sauber-Logo überall durch die vier Audi-Ringe ersetzt.
"Jedes einzelne Schild in der Fabrik wird ausgetauscht. Alles, was man an der Strecke sieht, fühlt und berührt, wird anders sein", blickt Teamchef Jonathan Wheatley voraus. "Dieses Team durch die Saison zu führen, war schon nicht einfach, aber parallel noch den Umstieg zum Audi-Werksteam vorzubereiten, ist etwas ganz anderes. Die Erwartungen und der interne Druck sind riesig. Das ist ein unglaublich ambitioniertes Projekt. Wir müssen bis zum ersten Januar noch so viel erledigen."
Der Engländer, der erst im April zum Team stieß, zeigte sich mit der Entwicklung in den vergangenen acht Monaten mehr als zufrieden: "Wir haben meine Erwartungen weit übertroffen. Wenn man mir am Anfang gesagt hätte, dass wir 70 Punkte sammeln, dass unsere Boxenstopp-Leistungen unter den ersten drei oder vier Teams liegen und dass sich die Performance des Autos so gut entwickelt, dann hätte ich es nicht geglaubt. Das hätte ich sofort unterschrieben. Es war eine herausragende Saison."

Teamchef Jonathan Wheatley und Audi-Projektleiter Mattia Binotto haben Sauber wieder auf Kurs gebracht.
Spannung vor erstem Motorstart
Das große Highlight für Wheatley war natürlich der Podiumsplatz von Nico Hülkenberg in Silverstone. Es gab aber auch schwierige Momente zu durchstehen, wie zum Beispiel den heftigen Abflug von Gabriel Bortoleto in Brasilien: "Nach dem Crash mussten wir schnell reagieren. Da waren wir wirklich in einer kritischen Situation. Die Jungs in der Fabrik mussten in kürzester Zeit Ersatzteile an die Strecke bringen. Wie eng das wirklich war, werde ich vielleicht mal verraten, wenn ich irgendwann ein Buch schreibe."
Der 58-Jährige, der seine Formel-1-Karriere in den frühen 90er-Jahren als Benetton-Mechaniker begonnen hatte, ging am Ende auch selbst nur noch auf dem Zahnfleisch. "Irgendwie habe ich diese Saison überlebt. Ich bin mehr gereist und habe härter gearbeitet als jemals zuvor, aber ich habe jede Sekunde davon genossen."
In den nächsten Tagen wird die Arbeit allerdings nicht weniger. Jahrelang bekam Sauber die Antriebseinheiten von Ferrari geliefert. Jetzt muss Audi seine eigenen V6-Triebwerke entwickeln, produzieren und in die neuen Autos integrieren. "Der erste Start des Motors zusammen mit dem fertigen Monocoque wird noch vor Weihnachten passieren", verrät Wheatley. "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir das schon jemals so früh gemacht haben."

Auf dem Prüfstand läuft der neue Audi-Motor schon. Schon bald soll er erstmals ins Auto eingebaut und angelassen werden.
Große Investitionen in Modernisierung
Nach Informationen von auto motor und sport könnte der erste Shakedown mit dem kompletten 2026er-Auto schon in der zweiten Januar-Woche in Barcelona erfolgen, wenn bis dahin alles glattläuft. Für Sauber bedeutete der ambitionierte Zeitplan in den vergangenen Monaten eine Mammutaufgabe: "Dass wir jetzt schon so weit mit dem Auto sind, zeigt, wie gut wir bei Sauber gearbeitet haben", lobt Wheatley seine Truppe.
Mit einem großen Modernisierungsprogramm wurde auch die Fabrik in Hinwil auf ein neues Level gehoben. Laut Wheatley war dieser Schritt bitter nötig: "In den letzten 15 Jahren wurde hier zu wenig investiert. Ich möchte die Leute, denen dieses Team gehört hat und die es am Leben gehalten haben, damit nicht kritisieren, aber wir starten mit einem großen Rückstand. Das Ziel bestand lange darin, einfach nur zwei Autos an den Start zu bringen und die Rennen zu beenden. In Zukunft haben wir andere Ziele."
Auch bei der Belegschaft wurde ordentlich aufgestockt. Von 300 Angestellten wuchs Sauber in wenigen Jahren auf aktuell knapp 700. Der Platz in der Fabrik reichte irgendwann nicht mehr aus. Viele Mitarbeiter mussten in ein externes Gebäude umziehen. Nach der Renovierung können einige davon jetzt wieder zurückkehren. "Es ist schön, wenn man ein Büro hat, das sich nicht so anfühlt, als sei es in den 1970er Jahren gebaut worden", grinst Wheatley. Parallel dazu wurde auch noch eine Filiale im britischen Bicester eingerichtet, die aber erst 2026 richtig den Betrieb aufnehmen und Früchte tragen soll.

Das Sauber-Logo muss überall durch die vier Audi-Ringe ersetzt werden.
Titelkampf erst am Ende des Jahrzehnts
"Alles braucht seine Zeit. Deshalb sprechen wir auch darüber, dass wir erst am Ende des Jahrzehnts zu einem Titelherausforderer werden", bittet Wheatley die Sauber- bzw. Audi-Fans um Geduld. Wo das neue Werksteam 2026 landen könnte, darüber wollte der Teamchef nicht spekulieren. Die Autos und die Motoren seien für alle Teams komplettes Neuland.
"Wir werden wahrscheinlich noch nicht einmal in Melbourne wissen, wo wir stehen. Ein richtiges Bild erkennt man wohl erst nach vier Rennen. Ich bin mir relativ sicher, dass wir im Q1 auch nicht 22 Autos innerhalb einer Sekunde sehen. Alle müssen erst einmal lernen, wie man im Qualifying und im Rennen die beste Performance rausholt." Wenn Audi zwei Autos an den Start bringt und die Zielflagge erreicht, ist das erste Etappenziel schon erreicht.












