Christian Horner ist ohne Zweifel eine der prägendsten Formel-1-Figuren in den vergangenen 20 Jahren gewesen. Der 51-Jährige war seit dem Einstieg von Red Bull 2005 der Teamchef des Rennstalls. Er formte die Truppe aus Milton Keynes innerhalb weniger Saisons zu einem Top-Team. Ab 2009 stellten sich die ersten Siege ein, 2010 holte Sebastian Vettel die erste WM-Krone für Red Bull und in derselben Spielzeit gelang auch der erste Gesamterfolg bei den Herstellern.
Insgesamt 124 Siege, 106 Pole-Positions, 287 Podestplätze, acht Fahrer-Titel und sechs Erfolge bei den Konstrukteuren feierte Red Bull unter der Führung von Christian Horner. Dennoch musste der Engländer im Juli dieses Jahres gehen. Der Teamchef war bereits Anfang der vergangenen Saison ins Schussfeld geraten, weil er sich gegenüber einer Angestellten unangemessen verhalten haben soll. Die ersten Stürme überstand Horner. Er hatte die thailändischen Mehrheitseigner auf seiner Seite.
In dieser Saison nahm im Frühsommer die Kritik am Familienvater wieder zu. Die Leistungen von Red Bull waren schwächer als in den Jahren zuvor, zudem drohte nach einigen hochrangigen Abgängen wie von Star-Designer Adrian Newey auch der Verlust von Superstar Max Verstappen. Schließlich kippten auch die Thailänder und unterstützten den Wunsch der österreichischen Anteilseigner, Horner zu entlassen.
Cadillac braucht Horner nicht
Wie es in der Formel 1 üblich ist, gab es im Handumdrehen Gerüchte um die Zukunft von Christian Horner in der Königsklasse. Schnell fiel dabei auch der Name Cadillac. Die US-Amerikaner steigen ab 2026 in der F1 ein und bauen aktuell ihren Rennstall auf. Mit seiner Erfahrung und den Erfolgen wäre Horner der ideale Mann für das Projekt. Schließlich hat er bereits bewiesen, wie man ein Team an die Spitze führt. So weit die Theorie.
Doch dazu wird es erstmal nicht kommen. Der CEO des Teams, Dan Towriss, äußerte sich im Rahmen der Fahrer-Vorstellungen (26.8.) von Sergio Perez und Valtteri Bottas zu dem Thema: "Ich möchte dieses Gerücht offiziell aus der Welt schaffen. Es gab keine Gespräche mit Christian Horner und es sind auch keine geplant."
Die eindeutigen Aussagen von Towriss sind natürlich als Rückendeckung für Graeme Lowdon gedacht. Der Engländer ist seit Dezember 2024 der Cadillac-Teamchef. Dennoch gibt es einige Stimmen im Fahrerlager, die Lowdon den Aufbau eines erfolgreichen F1-Teams nicht zutrauen. Anders sieht das Towriss: "Wir sind zu 100 Prozent von Graeme Lowden überzeugt und unterstützen ihn."
Mammutprojekt von Cadillac nimmt Fahrt auf
Die Unterstützung wird der 60-Jährige auch brauchen. Innerhalb kürzester Zeit muss Lowdon ein komplett neues Team auf die Beine stellen. Erst Ende des vergangenen Jahres gab es von der Formel 1 grünes Licht für den Einstieg. Lange schwelte ein Machtkampf zwischen der F1 und Cadillac, die eigentlich geplant hatten, mit Michael Andretti an der Spitze des Projekts in die Königsklasse zu kommen.
Der Sohn des Ex-Weltmeisters Mario Andretti ist ebenso wie der Teamname für die F1-Unternehmung mittlerweile verschwunden. Im März 2025 bestätigte dann auch der Automobil-Weltverband FIA offiziell den Einstieg von Cadillac. Allerdings muss die General-Motors-Tochtermarke bereits 2026 am Start stehen. Einen eigenen Antrieb werden die US-Amerikaner frühestens 2029 im Heck ihrer Autos sitzen haben. Bis dahin beliefert Ferrari das Team.
Mit den Verpflichtungen von Sergio Perez und Valtteri Bottas konnte Cadillac Ende August endlich die beiden Fahrer für das Projekt vorstellen. Für sie gibt es jetzt wichtige Simulatorarbeit zu erledigen. Die Uhr tickt. Sollte das Unterfangen Schieflage bekommen, steht auch Lowdon zur Disposition. Die Frage wird jedoch sein, ob Christian Horner dann noch zu haben ist oder ob er dann bereits einen neuen Job in der Formel 1 gefunden hat.





