Erst in der vergangenen Woche hatte Cadillac mit Sergio Perez und Valtteri Bottas die beiden Stammpiloten für die Saison 2026 verkündet. Am Mittwoch (3.9.) legte der US-Rennstall noch einmal personell nach und bestätigte auch den Ersatzfahrer für das erste Jahr in der Königsklasse: Colton Herta wird als dritter Mann zum neuen Formel-1-Team stoßen und im Notfall einspringen.
"Colton geht damit ein großes Risiko ein", gibt Dan Towriss, der Geschäftsführer des Rennstalls, zu. "Wir haben schon zwei erfahrene Piloten in den Autos. Ich bin zuversichtlich, dass Colton seine Chance bekommt. Aber die muss er sich auch verdienen. Es ist ein mutiger Schritt. Es gibt keine Garantien. Er kann jetzt beweisen, dass er in die Formel 1 gehört."
Für die kleine Chance auf ein F1-Cockpit muss Herta seinen Stammplatz in der IndyCar-Serie aufgeben. Hier hatte der 25-jährige Kalifornier in den letzten Jahren schon einige Erfolge gefeiert. Das US-Talent kam 2019 in die höchste nationale Formel-Liga und galt lange als aufstrebender Star. Zuletzt geriet die Karriere aber etwas ins Stocken. Der Vizemeister von 2024 belegte in der aktuellen Saison nur den siebten Platz in der Fahrerwertung.
Herta geht unkonventionellen Weg
Nach 116 Starts und neun Siegen in der IndyCar-Serie verlässt Herta das bekannte Terrain. "Wir müssen ihn für seine Bereitschaft zu unbequemen Entscheidungen loben", sagte Towriss. "Wenn man an eine Weggabelung kommt, wäre es einfach zu sagen: Ich werde gut bezahlt, ich bleibe in der IndyCar-Serie und versuche dort etwas zu erreichen. Aber er hat sich dazu entschieden, einen unkonventionellen Weg zu gehen."
Der neue Job bei Cadillac ist nicht der erste Berührungspunkt für Herta mit der Formel 1. In den vergangenen Jahren gab es immer mal wieder Gespräche mit Teams aus der Königsklasse. Als Andretti 2021 über einen Kauf des Sauber-Teams verhandelte, war Herta schon für einen der Stammplätze gesetzt. Doch die Übernahme scheiterte. Aus dem Andretti-Projekt wurde schließlich der Werkseinsatz von Cadillac mit einem eigenen Team.
Ein Jahr später unterschrieb Herta einen Junior-Vertrag bei McLaren, der ihm einen Testeinsatz in einem älteren Formel-1-Renner in Portimão ermöglichte. Für die Saison 2023 zeigte dann Toro Rosso Interesse an einer Verpflichtung des US-Stars. Die fehlende Superlizenz verhinderte schließlich den Wechsel zu den Jungbullen. Die FIA verweigerte den Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung.
Lehrjahr in der Formel 2
Mit Cadillac unternimmt Herta jetzt also einen neuen Anlauf, doch noch einen Fuß in die Formel-1-Tür zu bekommen. Dem Fahrer fehlen aber immer noch fünf Punkte für den notwendigen F1-Führerschein. Die soll er in der kommenden Saison mit Starts in der Formel 2 einsammeln. Wie man hört, wird ihm das italienische Nachwuchsteam von Prema einen Platz geben.
In der zweiten Liga soll der Cadillac-Ersatzfahrer auch die ganzen europäischen Strecken lernen und Erfahrung bei der Behandlung der sensiblen Pirelli-Reifen sammeln. Und Herta soll sich an das Leben außerhalb der USA gewöhnen.
"Das war eine schwierige Entscheidung, weil ich weiß, was ich dafür aufgeben muss", kommentierte Herta den Wechsel. "Ich verlasse ein tolles Team und eine unglaublich starke Meisterschaft, wo man an einem guten Tag Siege feiern kann. Das ist in der Formel 1 nicht der Fall. Da braucht man das richtige Auto, um vorne mitzufahren. Es ist also ein Risiko für mich. Aber ich will die Chance nutzen."





