Aktien der Formel 1: Kein Team kaufte Anteile

Formel-1-Aktie im Höhenflug
Teams glaubten nicht an ihr Produkt

ArtikeldatumVeröffentlicht am 02.12.2022
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Liberty reibt sich die Hände. Das Geschäft mit der Formel 1 brummt. Überall schreibt die Königsklasse Rekorde. Bei der Zahl der Rennen, den Antrittsgeldern, TV-Verträgen, Sponsoren und Partnern, Lizenzen, Merchandising und der neuen Goldgrube Paddock Club. Schon im ersten Halbjahr meldete die Formel 1 eine Umsatzsteigerung von 49 Prozent. Davon profitieren auch die Teams. Doch nicht im gleichen Maß wie der Gewinn steigt.

Als das bestehende Concorde Abkommen und die Preisverteilung verhandelt wurden, war die Welt gerade in eine globale Krise gestürzt. Corona drückte aufs Geschäft. In der Saison 2020 bezifferte die Formel 1 die Einnahmen auf 1,145 Milliarden Dollar. Ein Rückgang um 35 Prozent zum Jahr bevor. Die Teams waren froh, dass die Rechteinhaber überhaupt eine Saison mit 17 Grand Prix auf die Beine stellten.

Max Verstappen - Formel 1 - GP Abu Dhabi 2022
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F1-Teams scheuten Risiko

In diesem Klima regierte die Angst. Absicherung war wichtiger als bei der Erholung der Wirtschaft im gleichen Maße am Gewinn beteiligt zu werden. Keiner wollte ins Risiko gehen. Liberty hat es getan und sicherte den Teams bei einem Gewinn vor Steuern zwischen Null und einer Milliarde Dollar eine Grundsicherung von 750 Millionen Dollar zu. Dafür mussten die Rennställe die Kröte schlucken, dass bei höheren Gewinnen die Ausschüttung sich nicht in gleichem Maß erhöht.

Schon 2021 schrieb die Formel 1 wieder fleißig schwarze Zahlen. Die Einnahmen kletterten auf 2,136 Milliarden Dollar. Wovon 1,068 Milliarden an die Teams verteilt wurden. Renault/Alpine bekam für seinen jeweils fünften Platz in den Konstrukteurs-Wertungen 2020 und 2021 in diesem Jahr 24 Millionen Dollar mehr ausgeschüttet als eine Saison zuvor.

Die Höhe der Ausschüttung richtet sich nach dem Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebit). Steigt der Profit, verringert sich die prozentuale Beteiligung der Teams daran. Gibt es bis eine Milliarde noch 75 Prozent, sinkt der Prozentsatz bei einem Gewinn von 1,0 bis 1,5 Milliarden auf 60 Prozent. Jenseits von 1,8 Milliarden ist er bei nur noch 30 Prozent festgeschrieben.

Stefano Domenicali - Formel 1 - GP Japan 2022 - Suzuka
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F1-Aktie von 20 auf 54 Dollar

Dazu kommt, dass sich Ferrari vom Gesamtkuchen erst einmal mindestens fünf Prozent als Sonderzahlung sichert. Die steigt ab einem Gewinn von mehr als einer Milliarde Dollar auf bis zu zehn Prozent des "Übergewinns". Auch Einfach-Weltmeister, Doppel-Weltmeister und die Top 3 der Meisterschaft erhalten Boni, die ab einem Gewinn von 650 Millionen Dollar fällig werden. Erst nach Abzug dieser Sondervereinbarung wird der Restkuchen je nach WM-Position verteilt. Der Weltmeister erhält 14,5 Prozent, der Zehnte sieben Prozent.

Je höher die Gewinne umso besser für Liberty. Die Teams verdienen zwar auch noch mit, aber eben nicht mehr in dem Ausmaß wie in schlechteren Jahren. Schlecht verhandelt, könnte man sagen. Es ist nicht das erste Mal, dass den Teams eine Grundsicherung wichtiger war als eine Beteiligung am Geschäftsrisiko. Schon Bernie Ecclestone hatte den Teams zu Beginn seiner Geldvermehrungsmaschine angeboten, mit ihm ins Risiko zu gehen.

Sie lehnten ab, hatten lieber einen Anteil der Gewinne. Als sie merkten, dass Bernie am Ende der Gewinner war, warfen sie ihm vor, die Teams übers Ohr gehauen zu haben. Ken Tyrrell begann jede Sitzung mit dem Standardsatz: "Bernie, du hast uns die Formel 1 gestohlen." Ecclestone antwortete aus dem Stegreif: "Lieber Ken, du bist selbst schuld. Ihr hattet die Chance, das Geschäft mit mir zu machen."

Damals wie heute fehlte den Rennställen der Glaube ans eigene Produkt. Als die Formel-1-Aktie 2017 für rund 20 Dollar pro Stück auf den Markt geworfen wurde, da hätten die Teams Aktien zum Vorzugspreis kaufen können. Keiner hat es getan. Heute steht die Aktie stabil bei 53,7 Dollar. Im April hatte sie mit 63,4 Dollar ihren Höchststand. Wer da verkauft hätte, hätte seinen Einsatz verdreifacht.