In Monza dreht sich normalerweise alles um Ferrari. Doch diesmal blieb Ferrari nahezu unsichtbar. Vierter in der Startaufstellung, Vierter im Rennen. Das Ziel, den treuen Fans einen Podestplatz zu schenken, blieb unerreicht. Charles Leclerc fehlten 0,138 Sekunden für die erste Startreihe und 4,273 Sekunden für einen Pokal.
Der Abstand zu McLaren ist zwar geschrumpft, aber nicht, weil Ferrari besser gewesen wäre als sonst, sondern weil McLaren schlechter war. Die Papaya-Flitzer konnten in Italien ihren Trumpf des Reifenschonens unzureichend ausspielen. Dafür hat Red Bull jetzt wieder das zweitbeste Auto im Feld. Das zeichnete sich bereits in Zandvoort ab. Ferrari schlug sich mit Mercedes um die Resteverwertung herum. Wenigstens dieses Duell ging an Rot.
Bei den Minimalabständen im Feld ist es hart, von Verlierern zu sprechen. Doch Monza war auch nicht wirklich repräsentativ. Dazu ist die Rennstrecke zu speziell. Die Autos sind in einer Konfiguration unterwegs, die sonst höchstens noch für Las Vegas taugt. Der Asphalt bietet so viel Grip, dass er aerodynamische Mängel zum Teil überdeckt und gleichzeitig hilft, die Reifen zu schonen.
Platz zwei ist einfacher als Sieg
Ferrari zählte zu den sechs Teams, die in Monza mit einem speziellen Flügel-Set antraten. Auf den Geraden waren die roten Autos ganz vorne dabei. Die Zeit blieb in den Kuven liegen. Am meisten in Sektor 2. Auch McLaren, Mercedes, Aston Martin, Toro Rosso und Williams hatten sich dieser Fleißaufgabe unterzogen. Für keinen hat es sich wirklich gelohnt. Alle haben sich unter Wert verkauft.
Monza war für Ferrari das fünfte Rennen mit dem neuen Unterboden und das vierte mit der neuen Hinterachse. Alle Lektionen sind jetzt gelernt, Erfahrungen auf allen Streckentypen in der Datenbank. Teamchef Frédéric Vasseur bilanzierte: "Wir haben den Rückstand kleiner gemacht, aber nicht genug."
Da schwang die Erkenntnis mit, dass McLaren in dieser Saison nicht mehr einzuholen ist und dass man sich besser auf realistische Ziele fokussiert. Das ist der zweite Platz. Da hat Ferrari seit Monza einen Vorsprung von 20 Punkten auf Mercedes und 41 Zählern auf Red Bull. Das ist kein Ruhekissen, speziell vor dem Hintergrund, dass Red Bull seit der Sommerpause wieder die zweite Kraft im Feld ist.
Nur Ferrari hat ein Zweimann-Team
Vasseur ordnete nach dem Heimspiel in Monza die Ziele für Ferrari neu. "Priorität hat der zweite Platz in der WM. Ein Sieg steht an zweiter Stelle." Der Franzose verfährt dabei nach dem Wahrscheinlichkeitsprinzip. Der zweite Platz ist machbar. Für einen Sieg müssen die Umstände passen, und es braucht ein bisschen Rennglück noch dazu.
Ein bisschen Hoffnung macht Ferraris Capo den Tifosi noch: "Es kommen noch ein paar gute Strecken für uns." Zum Beispiel Baku, wo Leclerc immer für das eine oder andere Zehntel gut ist. Oder Las Vegas, wo man schon zwei Mal nur knapp am Sieg vorbeigeschrammt ist.
Ferrari hat im Dreikampf um die Kronprinzenrolle hinter McLaren gegenüber Red Bull Mercedes einen Vorteil. Charles Leclerc und Lewis Hamilton punkten abgesehen von gelegentlichen Highlights regelmäßig auf den Plätzen drei bis sieben. Red Bull bleibt ein Einmann-Team, auch jetzt, wo das Auto besser geworden ist. Yuki Tsunoda blieb zum zehnten Mal seit seiner Beförderung zu Red Bull punktelos. Mercedes hat eineinhalb Fahrer. Während George Russell eine sichere Bank ist, kommt Andrea Kimi Antonelli seit seinem Podium in Montreal nicht mehr auf die Füße.












