IndyCar-Test von Mick Schumacher: So geht es weiter in der US-Serie

Schumachers Pläne in der IndyCar-Serie
So geht es nach dem ersten Test weiter

ArtikeldatumVeröffentlicht am 14.10.2025
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Mick Schumacher ist zurück im Formelsport. Nach einer längeren Pause saß der ehemalige Mercedes-Testfahrer wieder einen ganzen Tag in einem topaktuellen Single-Seater. Das IndyCar-Team RLL lud den 26-Jährigen zur Probefahrt auf dem legendären Indianapolis Motor Speedway ein – allerdings dem seit Formel-1-Zeiten umgebauten Rundkurs.

An allererster Stelle stand die Neugierde. Gegenüber den Reportern erklärte Schumacher: "Ich war schon länger interessiert an einem Test. Über die letzten zwei Jahre habe ich einige Vollzeit-Indy-Jungs bei der Formel 1 getroffen, die alle vom Spaß der Szene schwärmten. Dementsprechend wollte ich einfach mal sehen, was das Auto wirklich kann."

Die Antwort auf diese Frage fand er nun am Montag. "Meine ersten Eindrücke waren sehr positiv. Der Rennwagen ist ähnlich zu einigen Formaten, welche ich früher gefahren bin. Bei Manövern aus der Box heraus muss ich mich noch etwas umgewöhnen. So weit, so gut."

Mick Schumacher - IndyCar-Test - Indianapolis - RLL - 2025
IndyCar

Keine finale Bestzeit, aber wichtige Referenz

Schumachers Leistung wurde auch mit Zeiten festgehalten. Allerdings schien das Scoring-System an diesem historischen Tag nicht durchgängig auf der Höhe zu sein. Morgens setzte es länger aus, was ihm und seinen sechs Kollegen wertvolle Runden kostete. Meldungen über Micks Bestzeit am Morgen wurden so relativiert. Ähnlich wie die Fahrer groovte sich die Messung am Nachmittag dann aber ein.

Seinen ersten IndyCar-Tag beendete Mick Schumacher auf einem soliden dritten Rang. Laut der Dokumentation des US-Portals Racer reichte es im RLL-Honda für die inoffiziell drittbeste Zeit: 1.10,980 Minuten. Vor ihm landeten der Coyne-Pilot Dennis Hauger, Meister der zweiten IndyCar-Liga NXT, (1.10,768 min.) und der Carpenter-Stammfahrer Alexander Rossi (1.10,858 min.).

Verglichen mit den Ergebnissen des Renn-Wochenendes im Mai befinden sich die Zeiten auf dem Niveau des ersten Indy-Grand-Prix-Trainings. Mick Schumacher wäre auf dem 23. von 27 Plätzen eingelaufen. Die Eindrücke des 26-Jährigen sind also durchaus nahe an der Performance-Realität der Traditionsserie dran.

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Interesse an Oval-Rennen

Zu dieser gehört ebenfalls der hohe Kraftaufwand mangels Servolenkung. Was einige F1-Abgänger vor ihm ordentlich ins Schwitzen brachte, nahm der Deutsche recht gelassen. "Es war doch nahe an Formel-2-Autos. Was nicht heißt, dass es nicht anstrengend ist." Bei seinem großen Wunsch eines Monoposto-Comebacks spielen solche Befindlichkeiten sowieso keine Rolle.

"Ich liebe einfach diese Form des Rennfahrens. Es ist so einfach." Würde er dafür das hohe Risiko von Oval-Rennen auf sich nehmen, das beispielsweise Max Verstappen und Oscar Piastri in Form des Indy 500 komplett ausschließen? "Bislang habe ich noch keine Oval-Runde gedreht. Wegen der hohen Geschwindigkeiten ist es jedoch schon interessant. Ich würde es mir zumindest anschauen wollen."

Sein Vater hatte früher medienwirksam erklärt, nie beim Indy 500 antreten zu wollen. Diese Berührungsängste und Egosorgen fehlen "Schumi Jr." hingegen. Sollte er den Schritt über den Atlantik wagen, würde er direkt den vollen Kalender bestreiten. "Darum geht es doch in einer Meisterschaft. Ich fände es falsch, nur einen Teil zu absolvieren. Wenn ich es mache, dann richtig."

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RLL lockt Mick in die IndyCar

Seinem Einsatzteam RLL widmete Schumacher viele lobende Worte. Die Traditionstruppe, zu deren Eigentümern die Talkshow-Legende David Letterman gehört, konnte zweimal das Indy 500 und einmal die frühere CART-Fahrermeisterschaft gewinnen. Zuletzt lief es aber eher unrund. Die Einladung an Mick war dementsprechend auch dafür gedacht, vom früheren F1-Piloten zu lernen. Team-Präsident Jay Frye, der vorher der IndyCar selbst vorstand, hatte sich hinter den Kulissen stark bemüht.

Er kümmerte sich ebenso um die Vorbereitung des Tests. Schumacher verbrachte schon den gesamten Freitag mit der Mannschaft. Nach einem Kennenlernen des Teams und der Anpassung des Sitzes durfte er sich im Simulator austoben. Am Samstag wurde das Chassis weiter für den Deutschen angepasst. Dabei ging er mit den Ingenieuren tiefer ins Detail.

RLL überließ nichts dem Zufall und investierte für einen Test ungewöhnlich viele Ressourcen. Auch Motorenpartner Honda zog für Schumacher extra eine Wartung des Simulators vor. Die beiden Hauptfahrer des Teams unterstützten Mick mit Feedback. Spannend: Der dritte Pilot wurde nicht erwähnt. Dieser besitzt zwar einen gültigen Vertrag, eine Klausel darin könnte trotzdem den Weg für Schumacher freimachen.

Mick Schumacher - IndyCar-Test - Indianapolis - RLL - 2025
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Le Mans oder Indy 500?

Auf die Frage, was ihm die IndyCar geben muss, dass er den Wechsel wagt, ist die Antwort klar. "Spaß! Ich möchte Racing genießen und ein Format finden, in dem ich mich am meisten zu Hause fühle. Das bedeutet nicht, dass mir das in Europa und der WEC fehlte. Ich wollte jedoch mein ganzes Leben Formelautos fahren. Die IndyCar kann eine gute Option sein, um diesen Traum fortzuführen."

Das Fernziel der Formel-1-Rückkehr behält Mick Schumacher weiter im Blick. Unter anderem kämpfte er zuletzt um eine Chance bei Cadillac. Das Fahren in den USA könne umfangreich helfen, für das Monoposto-Genre fit zu bleiben. "Ich liebe die Motorsport-Mentalität der Amerikaner. Hier steht der Fahrer im Vordergrund und er übernimmt Verantwortung für das Team."

Eine baldige Entscheidung soll nur im Zusammenspiel beider Seiten fallen. "Natürlich liegt der Fokus auf mir, weil ich eine Idee vom Fahren hier bekommen will. Wir werden in den kommenden Tagen und Wochen alle Möglichkeiten prüfen."

Die IndyCar-Saison 2026 startet auf dem floridianischen Stadtkurs von St. Petersburg (1. März). Es folgen 16 weitere Läufe, davon fünf nur mit Links-Kurven. Der unangefochtene Saisonhöhepunkt des Indy 500 ist für den 24. Mai terminiert. Dieser ist der Formel 1 sogar voraus. Mit über 350.000 Fans ist es die größte Eintages-Sportveranstaltung des Planeten. Durch Schumi werden es vielleicht noch mehr.

Fazit