Drei Safety-Car-Phasen in Zandvoort: Die Gewinner und Verlierer der Unterbrechungen

Drei Safety-Car-Phasen in Zandvoort
Die Gewinner und Verlierer der Unterbrechungen

ArtikeldatumVeröffentlicht am 02.09.2025
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Es ist ein Luxus, wenn man an der Spitze des Feldes fährt. Dann muss man mit der Strategie nichts riskieren und kann einfach abwarten, dass einem das Rennen die Gelegenheiten zum perfekten Boxenstopp-Timing anbietet. McLaren wollte eigentlich ein Einstopp-Rennen fahren. Doch schon der erste Stopp mit dem Wechsel von Medium-Reifen auf die harte Mischung musste vorgezogen werden. Ein Safety-Car in Runde 23 präsentierte die Einladung dazu.

Es wäre immer noch bei einem Reifenwechsel geblieben. Die Strategen instruierten ihre Fahrer, dass die Reifen die Restdistanz von 49 Runden überstehen würden. Doch dann kam wieder ein Safety-Car dazwischen. Auch da lag die Entscheidung auf der Hand. McLaren musste in der 53. Runde einen Doppelstopp abwickeln, weil klar war, dass sich alle anderen mit frischen Reifen eindecken würden. Da wäre selbst das beste Auto im Feld mit Uralt-Reifen nackt dagestanden.

Max Verstappen, Isack Hadjar, George Russell und Alexander Albon kamen in den gleichen Runden wie Sieger Oscar Piastri an die Box. Auch ihnen zwangen die drei Safety-Car-Phasen das Timing auf, auch wenn die Teams ursprünglich ganz andere Pläne hatten.

Harte oder weiche Reifen?

Nur in der Reifenabfolge unterschieden sich die Top 6. McLaren wählte Medium-hart-hart. Verstappen rührte den harten Reifen dagegen gar nicht an. Er begann mit Soft und hörte mit Soft auf. Zwischendrin tat der Medium-Reifen 30 Runden seine Pflicht. Hadjar, Russell und Albon waren auf allen Reifentypen im Angebot unterwegs: Medium-hart-soft.

Obwohl nach der zweiten Safety-Car-Phase nur noch 15 Runden im Renntempo bevorstanden, die dann durch die dritte Neutralisation auch noch verkürzt wurden, vertraute McLaren im Finale dem harten Reifen. Und machte sich trotzdem keine Sorgen, dass alle Verfolger auf der weichen C4-Mischung fuhren.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff sprach von einer Demütigung: "Die McLaren waren mit den harten Reifen schneller als alle anderen mit den weichen." McLaren-Kollege Andrea Stella widersprach: "Wir hatten einen zweiten Satz harte Reifen, unsere Gegner nicht mehr. Sie waren quasi zu Soft-Reifen gezwungen. Für uns war die harte Mischung ein guter Rennreifen. Wir haben schon bei Verstappens erstem Stint gesehen, dass der Soft-Reifen früh einbricht. Deshalb haben wir uns keine Sorgen gemacht." Red-Bull-Sportchef Helmut Marko bestätigte: "Der weiche Reifen hat weniger lang gehalten als gedacht."

Aston Martin und Haas tanzen aus der Reihe

Während an der Spitze der Speed die Reihenfolge bestimmte, schrieb ab Rang 6 Glück und Pech die Rennstory. Aston Martin wollte mit frühen Boxenstopps dem DRS-Zug entkommen. Da man sich wie McLaren je zwei Satz harte Reifen reserviert hatte und der Zeitverlust mit dem auf 80 km/h angehobenen Speedlimit um vier bis fünf Sekunden sank, lag ein Zweistopp-Rennen auf der Hand. Lance Stroll war dabei das Versuchskaninchen für Fernando Alonso.

Stroll zeigte mit seinem frühen Stopp in der achten Runde, wie mächtig der Undercut auf dieser Strecke war. Der Kanadier fuhr auf frischen harten Reifen eineinhalb Sekunden pro Runde schneller als die direkten Gegner. Das ermutigte Aston Martin dazu, Alonso in der 18. Runde aus dem Verkehr zu holen. In der 22. Runde hingen die grünen Autos schon wieder am Schwanz des Feldes.

Für Aston Martin war das erste Safety-Car nach dem Unfall von Lewis Hamilton eine schlechte Nachricht, weil alle anderen einen Gratis-Stopp bekamen. Stroll und Alonso lagen danach nur auf den Plätzen 12 und 14.

Auch Haas verfluchte die Neutralisation. Esteban Ocon und Oliver Bearman waren mit harten Reifen gestartet und konnten die erste Safety-Car-Periode nicht nutzen, weil ihnen sonst die Einstopp-Taktik in die Binsen gegangen wäre. Sie lagen zwar plötzlich in den Punkterängen, hatten aber noch einen Stopp vor sich. Und es zeichnete sich ab, dass bei normalem Rennverlauf bis auf Aston Martin keiner mehr Reifen wechseln würde.

Safety-Car - GP Niederlande 2025
xpb

Bearman und Stroll im SC-Glück

Beim Stand in der 40. Runde hatten die Pokerspieler eigentlich schon ausgespielt. Da rollte Aston Martin mit Alonso den Würfel ein zweites Mal. Der zweite Stopp kostete den Spanier zwar vier Plätze, aber er holte jetzt rasend schnell auf die Gruppe auf, die weiter von den Haas-Piloten eingebremst wurde.

Der US-Rennstall wünschte sich einen zweiten Zwischenfall herbei, der Bernd Mayländer auf den Plan rufen würde. Bei Ocon zog man die Reißleine eine Runde zu früh. Kurz darauf schickte Andrea Kimi Antonelli den Ferrari von Charles Leclerc in Kurve 3 in die Mauer. Für Bearman passte das Timing perfekt. Er hatte jetzt frische Medium-Reifen und lag auf Platz 11. Für Ocon sah es drei Positionen weiter hinten etwas düsterer aus.

Auch Stroll freute sich. Sein zweiter Boxenstopp fiel in die zweite Safety-Car-Phase. Das Opfer war Alonso, der beim Re-Start mit 18 Runden alten harten Reifen gegen Fahrer mit frischeren und weicheren Reifen antrat. Dass der Spanier nicht so durchgereicht wurde wie Pierre Gasly lag daran, dass ihm Stroll eine Zeitlang Schutz bot. Nur gegen Bearman und seinen Teamkollegen war Alonso chancenlos. Yuki Tsunoda kämpfte mit einem falschen Motor-Mapping und verlor viel Zeit im Duell mit Gasly.

So konnten Aston Martin und Haas am Ende doch noch lachen. Beide kamen mit einem blauen Auge davon und brachten jeweils beide Autos in die Punkteränge. Aston Martin egalisierte mit zehn Punkten den fünften Platz von Alexander Albon. Bei Haas kamen neun Zähler aufs Konto. Teamchef Ayao Komatsu hat den Kampf im Mittelfeld noch lange nicht aufgegeben.

Fazit