Williams verschiebt seine Ziele: Deshalb ist der fünfte Platz nicht mehr wichtig

Williams verschiebt seine Ziele
Deshalb ist der fünfte Platz nicht wichtig

ArtikeldatumVeröffentlicht am 09.08.2025
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Die größte Regelreform der Formel-1-Geschichte warf ihre Schatten weit voraus. Die Teams mussten sich schon vor Beginn der Saison 2026 entscheiden, wie viel Arbeit und Windkanalzeit sie in das 2025er-Auto stecken und wann sie den Absprung für die nächste Ära wagen.

Teams aus dem Mittelfeld haben es da einfacher als die Spitze, wo Titel und Siege eine wichtige Währung bleiben. Für sie ist es nicht so wichtig, ob sie Sechster oder Siebter werden. Auch wenn es zwischen den Plätzen 5 und 10 um eine Preisgeld-Spanne von 75 bis 110 Millionen Dollar geht.

Gleichzeitig aber sehen Williams, Aston Martin, Sauber, Toro Rosso, Haas und Alpine mit dem Neustart 2026 die einmalige Chance, den Absprung nach vorne zu schaffen. Und sie haben auch noch den Luxus von mehr Windkanalzeit.

Jeder hat den Konflikt zwischen zwei Projekten auf seine Weise gelöst. Alpine und Williams haben die wenigste Windkanalzeit für das 2025er Auto geopfert, Haas und Aston Martin die meiste. Alpine begnügte sich mit einem Upgrade, Williams mit zwei. Doch während Williams die Tabelle der Verfolger meistens anführte, lag Alpine fast immer am Ende.

Carlos Sainz - Williams - GP Ungarn 2025
Joe Portlock via Getty Images

Konkurrenz holt auf

Der Grund ist simpel: Der Williams FW47 war aus dem Stand das beste Auto aus dieser Gruppe. Der Alpine A525 das schlechteste. Als die Konkurrenz anfing, näher zu rücken, zündete Williams in Spa eine zweite Ausbaustufe, die man auf Halde hielt und sich am liebsten ganz gespart hätte.

Trotz 18 Punkten Vorsprung auf Aston Martin, 19 auf Sauber und 25 auf Toro Rosso kann sich der britische Traditionsrennstall nicht sicher sein, den fünften Platz zu halten. Die Konkurrenz hat zuletzt massiv aufgeholt. Sauber kam seit dem GP Spanien um 29 Punkte näher, Aston Martin um 22 und Toro Rosso um sieben.

Für Teamchef James Vowles stand mit Saisonbeginn der Fahrplan fest. "Wir sind am 2. Januar mit dem 2026er-Modell in den Windkanal eingezogen. Der blieb fast ausschließlich für dieses Auto reserviert. Nur im März ist der FW47 für ein paar Runs in den Kanal zurückgekehrt. Das war das Upgrade, das wir in Spa gebracht haben."

Alex Albon - Williams - GP Ungarn 2025
Wilhelm

Williams finanziell unabhängig

Vowles hatte bereits bei seinem Amtsantritt im Frühjahr 2023 eine Vision. Das Ziel ist die Saison 2026 und danach. Eine erste Bestandsaufnahme bestärkte den ehemaligen Chefstrategen von Mercedes in seinem Plan. Williams lag in seinen Prozessen, seiner Infrastruktur und seiner Mannschaftsstärke so weit zurück, dass schnelle Änderungen keine Aussicht auf Erfolg hatten.

Deshalb gab sich der 46-jährige Engländer für die Wiedergeburt des drittältesten Rennstalls mindestens drei Jahre Zeit. Schon damals sagte Vowles: "Es ist nicht wichtig, 2023, 2024 oder 2025 gut auszusehen. Wir müssen ab 2026 bei der Musik sein. Solange dauert es, bis das Fundament steht. Und dann gibt uns der Start bei null eine faire Chance."

Dass Williams als Fünfter in die Sommerpause geht, ist laut Vowles eine nette Zugabe. "Der fünfte Platz wäre schön, ist aber nicht wichtig." Die Investoren von Dorilton Capitals stehen hinter der Marschroute ihres Teamchefs. Sollte Williams noch abrutschen und dadurch ein paar Millionen Preisgeld verloren gehen, kann der Rennstall trotzdem weiter direkt am Kostendeckel arbeiten.

James Vowles & Alex Albon - Williams - GP Ungarn 2025
Williams

Williams reagiert schneller

Williams wird nicht mit Upgrades reagieren, wenn die Konkurrenz näher rücken sollte. Wichtig ist, dass der Rennstall die Richtung beibehält. "Wir haben die Wende noch nicht geschafft, befinden uns aber auf dem richtigen Weg", betont Vowles. "Wir haben in vielen Bereichen schon dieses Jahr einen besseren Job gemacht. Beim Fahrzeuggewicht, bei der Problemlösung, bei der Umsetzung vom Zeichenbüro in die Produktion, bei der Fertigung und bei der digitalen Erfassung des Autos."

Vowles führt zwei Beispiele an. Das Upgrade, das in Spa debütierte, sollte eigentlich erst in Zandvoort kommen. Weil die Konkurrenz aufholte, zog man den Einsatz um fünf Wochen vor und wurde in Spa mit 11 Punkten belohnt. "Wir haben die Teile schneller und kostengünstiger gebaut. Das wäre vor einem Jahr noch nicht möglich gewesen. Auch, weil wir viel mehr Teile jetzt selbst fertigen."

Auch das Kühlproblem ist mittlerweile gelöst. Vowles lobt den Prozess der Problemanalyse und der schnellen Reaktion. "In Silverstone und Spa hatten wir eine Behelfslösung am Auto. Jetzt haben wir eine permanente Konfiguration. Sie kostet uns auch keine Rundenzeit mehr."