Der B52B30 ist eigentlich ein feiner Motor. Ein Dreiliter-Reihensechser nach typischer BMW-Manier, der im BMW 328i der Generation E90 seidenweiche 233 PS und ein maximales Drehmoment von 270 Newtonmetern liefert. Ein sehr adäquater Antrieb für die vorletzte 3er -Generation, deren Nachfolger F30 dann verstärkt auf Vierzylindermotoren setzte (sogar ein Dreizylinder war zeitweise im Angebot).
Maserati-V8 stammt ursprünglich von Ferrari
Warum um alles in der Welt tauscht man diesen Sahnemotor gegen ein anderes Triebwerk aus? Noch dazu gegen eines von einem Fremdhersteller? Die Antwort kennt natürlich nur der ursprüngliche Erbauer des hier vorgestellten und aktuell auf der Online-Auktions-Plattform Cars & Bids angebotenen Autozwitters, doch wahrscheinlich ist sie ganz einfach: Weil er Bock darauf hatte – und weil er es konnte. Jedenfalls schlägt in diesem BMW 328xi Touring (in den USA wurde der Motor auf Wunsch mit Allradantrieb kombiniert) ein Maserati-Herz – und damit erschöpfen sich die nachträglichen Umbauten mitnichten!
Tatsächlich ist der neue Motor ein ziemlich emotionaler Geselle: Es handelt sich um einen V8-Sauger, Kennziffer F136. Und die gibt den entscheidenden Hinweis: Ursprünglich ist der F136 eine Ferrari-Entwicklung, von der die Markenschwester Maserati in den 2000er-Jahren profitierte. Während der Ferrari F430 eine 4,3-Liter-Version des V8 nutzte, erhielt Maserati anfangs ein Pendant mit 4,2 Litern Hubraum. Auch im Alfa-Romeo-Sportwagen 8C wurde das Triebwerk eingesetzt.
Beim F136, der diesen BMW antreibt, handelt es sich jedoch um die Weiterentwicklung mit 4,7 Litern Hubraum, wie sie ab 2009 unter anderem im Maserati GranTurismo S zum Einsatz kam. Und bei den technischen Daten stellt das Triebwerk durchaus einen Riesensprung im Vergleich zum ursprünglich verbauten B52B30 dar: Mit 440 PS und maximal 490 Newtonmetern toppt der F136 sogar locker die Werte des damaligen M3 E90, der ebenfalls auf einen V8-Sauger setzte. Dieser entwickelte aus vier Litern Hubraum 420 PS und ein höchstmögliches Drehmoment von 400 Newtonmetern.
Umfangreiches Tuning auf allen Ebenen
Doch ganz serienmäßig blieb der Maserati-V8 im Zuge der Umbauarbeiten nicht. Der Ansaugkrümmer mit Ferrari-Emblem stammt vom GranTurismo-Vorgänger Maserati 4200, den offenen Luftfilter steuert K&N bei und die Kraftstoffleitungen sowie die Motorelektronik sind Maßanfertigungen. Die Abgasanlage ab den Krümmern spendiert der M3 E90, wobei das hier installierte Exemplar komplett auf Katalysatoren verzichtet. In seinem aktuellen Heimat-Bundesstaat Massachusetts scheint das kein Problem darzustellen. Verkäufer "AndysAutowerks", der seit etwa zwei Jahren im Besitz des Autos ist, weist jedoch darauf hin, dass der 328xi Touring in anderen US-Bundesstaaten deshalb nicht den Abgasvorschriften entsprechen könnte.
Im weiteren Verlauf des Antriebsstranges warten weitere Überraschungen. Das manuelle Sechsgang-Getriebe entstammt dem Nissan-Regal und wurde über ein Speed-Gems-Adapter-Kit mit dem Motor gekoppelt. Die für Leistungswerte bis 600 PS ausgelegte Kupplung ist ebenso eine Sonderanfertigung wie die Antriebswellen. Ebenfalls neu: der Hauptbremszylinder mit Edelstahlleitung und das Lenkgetriebe. Nicht zuletzt ist erwähnenswert, dass der originale Allradantrieb weichen musste; der Maserati-V8 überträgt seine Kraft ausschließlich auf die Hinterräder.
Optisch ein verkappter M3 Touring
Wer den 328xi beim flüchtigen Blick für einen M3 Touring hält (den es damals nicht gab), wird von den zahlreichen M3-Anbauteilen auf diese Fährte gelockt. Die Frontschürze, vordere Kotflügel inklusive Luftauslass mit M-Strebe, Seitenschweller und Außenspiegel leiht er sich vom sportlichen Topmodell. Der Heckstoßfänger entstammt dem M-Sport-Programm, wobei der Diffusor Marke Eigenbau ist. Vom Zubehörmarkt holte sich der Erbauer zusätzlich eine Frontlippe und LED-Scheinwerfer, die schwarzen Nieren-Einlagen, die Carbon-Motorhaube mit Ferrari-Emblem und die roten Abdeckungen für die Rückleuchten. In den Radhäusern rotieren 19-Zoll-Räder vom Typ Volk TE37SL. Hinter den vorderen Pendants arbeiten die Bremssättel und -scheiben des M3 E90, während H&R-Federn das Auto rundum tieferlegen.
Innen kommt der ehemalige 328er ebenfalls deutlich sportlicher daher als zum Zeitpunkt seiner Neuwagen-Auslieferung. Die Recaro-Sportster-Vordersitze verfügen über eine elektrische Verstellung, während das Lenkrad wiederum vom M3 und die Mittelarmlehne mit Alcantara-Überzug aus dem M-Performance-Regal stammen. Das raue Kunstleder findet sich obendrein am Armaturenbrett sowie an der Schalt- und Handbremsmanschette. Im Nachhinein kam zudem ein Infotainment-System mit einem Touchscreen ins Auto, der jenen deutlich neuerer BMWs ähnelt.
Unfall-, aber wahrlich nicht mängelfrei
Darüber hinaus ist der BMW 328xi Touring ab Werk ordentlich ausgestattet, unter anderem mit Ledersitzen, Panorama-Schiebedach und Zwei-Zonen-Klimaautomatik. Frei von Mängeln ist das 18 Jahre alte Auto natürlich nicht: Der Verkäufer nennt in seiner Anzeige einige Kratzer, Risse sowie Beulen und weist darauf hin, dass diverse Warnlampen leuchten; hier müssen wohl die entsprechenden Steuermodule neu codiert werden.
Ansonsten sei der BMW/Maserati/Nissan-Kombi unfallfrei und zudem im September 2024 umfangreich gewartet worden. Im Zuge dessen erhielt er neue Differenziale, eine andere Kupplung und einen neuen Kühler sowie frische Flüssigkeiten. Außerdem gab es zwischenzeitlich eine umfassende Neulackierung. Der Tachostand wird mit 143.800 Meilen (231.424 Kilometer) angegeben.
Billiger als ein echter Maserati – aber nicht viel
Der wahre Wert eines solch umfangreich modifizierten Autos ist schwer zu ermitteln. Drei Tage vor Schluss und nach zwölf Geboten steht die Online-Auktion bei 10.470 Dollar (aktuell umgerechnet gut 9.000 Euro). Selbst unter der Annahme, dass der finale Verkaufspreis etwas höher liegen dürfte: Billiger kann man keinen Maserati(motor) fahren. Andererseits: Einen originalen Granturismo ähnlichen Baujahres gibt es bereits zu Preisen zwischen 30.000 und 40.000 Euro. Bei dem passt der Motor dann auch zum Auto – und wahrscheinlich blinkt keine einzige Warnlampe.












