Der Funmog basierte auf dem Unimog U 90 (Baureihe 408), einem der letzten "kleineren" Unimogs mit 2,9-Liter-Turbodiesel und 110 PS. Ein echtes Arbeitstier also. Doch statt auf Hydraulik und Zapfwellen setzte Mercedes beim Funmog auf Zierleisten, Ledersitze und Metalliclackierung. Selbst der Auspuff wurde zur Designaussage: hochgelegt, verchromt, sichtbar – ein Stilbruch im besten Sinne. Als hätte man einem Landwirt Maßanzug und Golduhr angezogen – faszinierend, aber zweckfrei.
Der Funmog war nicht allein
Mercedes war mit dem Funmog nicht der einzige Hersteller, der Mitte der 90er Offroad-Look mit Lifestyle verband:
- VW Golf Country (1990–1991): Ein Golf II mit Allrad, Unterbodenschutz und hochgelegtem Fahrwerk – robust, aber verkaufsschwach.
- Range Rover Vogue (ab 1994): Luxus im Gelände – erstmals mit klarem Premium-Anspruch.
- Fiat Panda 4x4: Als minimalistischer Kletterer wurde er später zur urbanen Ikone – und stilprägend für künftige Micro-Offroader.
Warum der Funmog scheiterte
Gerade einmal 12 Exemplare wurden produziert – fast alle davon landeten in Japan, wo sich in den 90ern ein Sammlermarkt für westliche Exoten entwickelte. Zwei Faktoren verhinderten den Erfolg des Funmog:
- Zielgruppen-Dissonanz:
Hardcore-Offroadfans empfanden die Ausstattung als überflüssig, urbane Kunden das Fahrzeug zu rustikal. - Zeitlicher Kontext:
Die SUV-Welle mit Modellen wie dem BMW X5 (1999) oder dem Porsche Cayenne (2002) kam erst später. Der Markt war noch nicht bereit für ein "Lifestyle-Nutzfahrzeug".
Späte Wertschätzung: Kult durch Mangel
Heute genießt der Funmog Kultstatus – gerade wegen seiner Seltenheit und seines gewagten Konzepts. In einer Zeit, in der der SUV-Markt boomt und Retrodesign gefragt ist, wirkt der Funmog wie ein entfernter Vorfahre heutiger Trends:
- Ineos Grenadier: Moderne Interpretation klassischer Geländetechnik mit Lifestyle-Anspruch.
- Suzuki Jimny: Kompakter Kult-Offroader mit ikonischem Design und überraschender Alltagspräsenz.
Der Funmog war kein Fehltritt, sondern ein gewagter Schritt, dessen Zeit erst später kam.