Im Mittelpunkt steht die dritte Sitzreihe des vollelektrischen VW ID. Buzz. Obwohl sie laut Volkswagen nur für zwei Personen ausgelegt ist, misst die Sitzfläche in der US-Version stolze 1.375 Millimeter – genug Platz für drei Erwachsene. Doch es gibt nur zwei Sicherheitsgurte.
US-Normen verlangen: Platz = Gurte
Laut den Vorschriften der amerikanischen Verkehrsbehörde NHTSA muss eine solche Breite automatisch mit drei Sicherheitsgurten ausgestattet sein – unabhängig von der Designabsicht. Der ID. Buzz verstößt damit formal gegen § 571.208 der US-Regularien.
Der fundamentale Unterschied liegt im Ansatz: In Europa wird die zulässige Personenzahl durch die vom Hersteller vorgesehene Nutzung bestimmt – etwa durch die Anzahl installierter Gurte. In den USA dagegen zählt, ob eine Sitzfläche objektiv groß genug ist, um drei Personen aufzunehmen – selbst wenn keine dritte Person vorgesehen ist.
Gleiches Fahrzeug – andere Bewertung
Ein identisch konstruierter Sitz kann also in Europa vollkommen legal und sicher sein, während er in den USA gegen geltende Vorschriften verstößt. Für Fahrzeughersteller bedeutet das: Sie müssen bereits im Designprozess länderspezifische Regelwerke mitdenken – was Entwicklungskosten, Variantenvielfalt und Komplexität erhöht.
Insgesamt sind über 1.000 Fahrzeuge betroffen. VW reagiert mit einem Rückruf: Die betroffenen Modelle sollen eine modifizierte, ungepolsterte Sitzverkleidung erhalten, um die nutzbare Fläche zu reduzieren. Eine technische Nachbesserung, die nichts mit dem Antrieb oder Fahrverhalten zu tun hat – sondern mit der Wahrnehmung von Komfort.
Designabsicht wird zur Gefahrenquelle
Die Rückrufbegründung legt offen, wie selbst gut gemeintes Design zur regulatorischen Falle werden kann. Ein Sitz, der bequemer aussieht, als er laut Vorschrift sein darf, wird zur Gefahrenquelle – zumindest auf dem Papier.