Money rules the world. Welches Auto will ich, welches kann ich mir leisten? Soll es ein gebrauchter Porsche Cayman sein, muss man aktuell mit 40.000 Euro respektive 50.000 Euro rechnen, wenn die Modelle 981 c und 718 im Fokus stehen. Klar, immer noch viel Geld für Secondhand-Ware, doch wenig für den ewigen (Männer-)Traum vom eigenen Porsche.
Noch heute ist der Aufschrei zu hören, als das Headquarter Zuffenhausen anno 2016 bei Cayman und Boxster per Facelift die frei saugenden Sechszylinder ausrangiert und gegen aufgeladene Vierzylinder getauscht hatte. Die proklamierten Vorteile: Hubraum, Verbrauch und Emissionen runter, Drehmoment und Leistung rauf. Ja, nee, is klar. Im Zuge dessen wurde aus dem 981 der 982 (interne Kürzel), und die Mittelmotorsportwagen bekamen die Ziffer 718 vor den Namen gestellt – eine Reminiszenz an den erfolgreichen Porsche-Rennwagen Typ 718 (1957 bis 1962), der ebenfalls von Vierzylinder-Boxermotoren angetrieben wurde.
Weniger oder mehr
Kaum überraschend, dass der Verzicht auf zwei Zylinder erhebliche Einschränkungen bei den Soft Skills zur Folge hatte. Sprich: Die Emotionen gingen beim Modellwechsel den Bach runter. Aber so was von! Der Sound? Banal und definitiv kaum noch porschig, leider mehr Käfer als Subaru. Ansprechverhalten und Laufkultur? Drastisch schlechter. Der Mensch gewöhnt sich an alles? Stimmt leider nicht immer.
Damit der Schock nicht allzu groß ausfällt, starten wir unseren Gebrauchtwagen-Ausflug in die alte Sechszylinder-Welt. Zunächst steht ein Basis-Cayman mit 275 PS starkem Sauger auf dem Programm, den das Autohaus NUR in Dachau bei München anbietet. Inhaber Nurdogan Özcan reicht uns den Schlüssel zum 2014 erstmals zugelassenen Cayman PDK mit erst 60.000 Kilometern: "Der Wagen lief zunächst im Werk, wurde dann von einer Dame gefahren, die ihn bei einem Porsche Zentrum für einen Neuwagen in Zahlung gegeben hat."
Schon auf den ersten Blick sorgt der Cayman für hohe Anziehungskraft: Schicke 20-Zöller und eine seltene Farbkombi aus Graumetallic außen und Rot innen wirken sehr stimmig und sind eine willkommene Abwechslung zum schwarz-weiß-silbernen Allerlei. Verkaufsberater Sabit Ibrahimovic weiß, dass "diese Kombination in Deutschland nicht so gefragt ist. Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir ihn nach Frankreich oder Italien verkaufen."

Kurzes Vergnügen … Die zweite Cayman-Generation kam 2013 auf den Markt und wurde bereits 2016 vom Modell 982 abgelöst.
Theorie ade, jetzt wird gefahren. Mit seinem bissigen Ansprechverhalten und der seidigen Laufkultur hellt der 2,7-Liter-Boxer die Stimmung an diesem trüben Novembertag auf. Zu den 275 PS bei 7.400/min gesellen sich schüchterne 290 Newtonmeter bei 4.500 Touren – uuiiii, das klingt nach wenig. Aber die Zahlen führen in die Irre. Wie sich der Direkteinspritzer Pferdchen für Pferdchen über die Drehzahlleiter frei saugend emporarbeitet, dann bei 5000/min zulegt und sich das Gurgeln ins melodiöse Röhren verwandelt, lässt keinen Sportwagen-Fan kalt. Abgeregelt wird erst bei 7.600 Kurbelwellenumdrehungen. Kleiner Tipp: Unbedingt nach einem Auto mit dem optionalen Klappenauspuff suchen (der hier leider fehlt), dann schreit der Sechszylinder obenraus noch schärfer.
Das S-Modell bremst besser
Mit diesem Motor macht jeder Kilometer Spaß, egal ob bei einer Landstraßentour, einem ausgedehnten Trip über Alpenpässe oder beim Trackday. Im Jahr 2014 erreichten wir mit einem Basis-Cayman PDK auf dem Kleinen Kurs Hockenheim eine gute Zeit von 1.14,5 Minuten. Doch für häufigen Rennstreckeneinsatz raten wir zum S-Modell, das mit 330er- statt 315er-Scheiben an der Vorderachse besser gerüstet ist.

Schickes Lenkrad mit vernünftigen Schaltpaddles, dazu ein neues Infotainment mit schärferen Grafiken.
Ein echtes Ärgernis sind die Lenkradtasten für den manuellen Eingriff ins PDK-Getriebe. Rauf- und runterschalten geht links wie rechts, ein Verschalten ist vorprogrammiert. Erst der 718 bekam serienmäßig Lenkradpaddles mit der heute gängigen Schaltlogik. Aber es gibt auch 981er mit dem Extra "Sport-Design-Lenkrad", das über Paddles verfügt. Auch eine Nachrüstung ist möglich, sowohl bei Porsche als auch bei Techart. Noch besser: gleich ein Auto mit manuellem Sechsganggetriebe suchen. Doch wer die Angebote studiert, muss feststellen, dass diese leicht in der Unterzahl sind.
Die bei unserem Exemplar montierten 20-Zöller tragen Pirelli P Zeros mit noch ordentlicher Profiltiefe. Sie steigern Lenkpräzision und Agilität, rollen aber wegen ihres Alters laut und hart ab. Dafür ist nur eine Felge leicht angekratzt, und auch sonst gibt’s nicht viel zu meckern: kleine Steinschläge und Schürfwunden an der Front, innen schwarze Verfärbungen an Lenkrad und linker Fußmatte.
Scheckheft bei Porsche
Für den Cayman aus Dachau sprechen der geringe Kilometerstand und das ausschließlich in Porsche Zentren gestempelte Scheckheft. Wie sieht es mit einer Garantie aus? Sabit Ibrahimovic: "Wir haben verschiedene Pakete von Real Garant im Angebot."

Alles so schön rot hier. Seltene, aber reizvolle Farbkombination mit rotem Leder. PDK dominiert das Angebot, umständliche Schalttasten am Lenkrad.
Darauf zu verzichten, um Geld zu sparen, wäre verhängnisvoll, denn auch die 981er-Porsche haben Schwächen. Defekte Injektoren können die Zylinderlaufbahnen zerstören. Hinzu kommen undichte Kühlmittelleitungen und defekte Ventile im Wasserkreislauf. Also besser auf Flecken unter dem Auto achten. Ein Porsche-Dauerbrenner sind mit Laub und Schmutz zugesetzte Kühler in der Frontschürze, die oft zum Hitzestau führen. Bei Autos mit PASM-Fahrwerk können die vorderen Federbeine Rost ansetzen. Danke an die Herren aus Dachau und viel Erfolg beim Verkauf!
Wir bleiben in Bayern, bewegen uns 53 Kilometer westlich nach Augsburg. Beim Autohaus BMG entdecken wir nicht nur einen gebrauchten BMW i8 (sic!), sondern auch einen 718 Cayman GTS. Der komplett in Schwarz gehaltene Sportler glänzt ebenfalls mit Wartungen, die nur bei Porsche stattfanden. Er wurde im Juni 2018 erstmals zugelassen, hat "knapp 92.000 Kilometer runter und zwei Vorbesitzer", so Verkaufs- und Serviceberater Dennis Limmer.

Hier steht er, der Basis-Cayman, mit 275 PS starkem Sauger auf dem Programm. Inhaber Nurdogan Özcan reicht uns den Schlüssel zum 2014 erstmals zugelassenen Cayman PDK mit 60.000 Kilometern.
Der GTS wuchert mit 365 PS und 430 Newtonmetern, aber er muss – wir haben es oft genug erwähnt – auf zwei Zylinder verzichten. Doch gegenüber dem zuvor gefahrenen Cayman 981 c glänzt er mit 90 Zusatz-PS und einem Drehmomentplus von 140 Newtonmetern. Sicher, der Vergleich hinkt. Ein Basis-718 mit 300 PS und 380 Nm aus zwei Litern Hubraum liegt nicht mehr ganz so deutlich in Führung wie der stärkere GTS mit seinem 2,5-Liter-Motor.
Brummen statt Sägen
Turbo statt Hubraum und Zylinder: Die Kombination drückt auf die Emotionen. Auch bei der Laufkultur hapert’s. Statt Gurgeln, Sägen und Röhren dringt ein beliebiges Brummen an die Ohren. Schulterzucken statt Gänsehaut. Dafür punktet der Vierzylinder mit Dynamik. Es liegt satter Schmalz an der Kette an, egal bei welcher Drehzahl. Gleichmäßig geht es Richtung roter Bereich. Auch wenn der GTS-Boxer seine 365 PS bei 6.500/min erreicht, dreht er bis zur 7.500er-Marke.

Schicke 20-Zoll-Alus in Bicolor-Optik.
Dazu ist er agiler und kennt kein Untersteuern: Kurvenwedeln macht fast noch mehr Spaß als mit dem Saugmotor-Cayman. Der schwarze GTS trägt ebenfalls 20-Zoll-Alus, hier jedoch sind die Pirellis etwas jünger und fallen nicht negativ auf. Muss es ein GTS sein? Nun, der 15 PS schwächere Cayman S ist günstiger und praktisch genauso schnell, wie die Zeiten auf dem Kleinen Kurs Hockenheim beweisen: 1.11,4 zu 1.11,3 Minuten. Wir bleiben auf dem Kleinen Kurs: 2017 war ein 718-Basis-Cayman mit 1.12,4 Minuten klar schneller als der 981 c drei Jahre zuvor: Hier blieb die Stoppuhr bei 1.14,5 stehen. Was nichts anderes heißt, als dass Generation 718 (oder 982) gegenüber dem 981 c fahrdynamisch einen echten Sprung gemacht hat. Das muss man der Fairness halber wirklich erwähnen. Punkt.
Die lieben Kosten
Gilt das auch für die Zuverlässigkeit? Unverändert existiert das Porsche-Problem mit Laub und Dreck vor den Kühlern – hier hilft nur die regelmäßige Kontrolle. Bekannt sind auch Undichtigkeiten am Kühlsystem und beim Heizungswärmetauscher. Offenbar konnte Porsche diese Problemfelder nicht abstellen.
Besser also ein Auto mit Garantie kaufen, denn generell verursachen die Kosten für Ersatz- und Verschleißteile Schmerzen – bei der jüngeren Generation übrigens noch heftigere als bei der älteren. Und auch die Versicherungen langen ungeniert zu. Nur der Spritverbrauch darf bei beiden Varianten als adäquat durchgehen.
Und wem jetzt noch immer Fragen über Fragen durch den Kopf schwirren und wer sich nicht entscheiden kann: Vielleicht ist ja ein Cayman GT4 mit sechs Zylindern und 385 PS die perfekte Lösung. Dann aber werden 80.000 Euro fällig. Mindestens.
Sportliche Alternativen
Frankophiler Flitzer: Alpine A110

Der französische Retro-Renner ist seit Ende 2017 auf dem Markt und besitzt einen mittig montierten Vierzylinder mit Doppelkupplungsgetriebe. Leistung: 252 bis 292 PS. Gebaut wird der 1.114 Kilo leichte A110 wie früher in Dieppe. Rundenzeit in Hockenheim: 1.14,0 min. Die günstigsten gebrauchten Alpine liegen bei knapp 50.000 Euro und kosten somit rund 10 Mille weniger als ein nackter Neuwagen. Wie erwartet knappe Auswahl.
Immer mit Allrad: Audi TTS und TT RS

Klar günstiger als bei Porsche und Co. kommt man bei Audi zum Zug. Ein TTS mit dem 306 bis 320 PS (je nach Baujahr) starken Vierzylinder ist aktuell ab 24.000 Euro zu bekommen. Mindestens 20.000 Euro darüber rangiert der fünfzylindrige TT RS mit glatten 400 PS. Beide haben grundsätzlich Allrad und sind auch als Roadster zu finden. Die Rundenzeiten auf dem Kleinen Kurs: 1.14,1 respektive 1.12,5 Minuten.












