In unserem Artikel über Neuwagen, die sich besonders gut für Senioren eignen, gehen wir auf die Kriterien ein, nach denen der ADAC eine Empfehlungsliste herausgegeben hat. Hier finden sich Neuwagen, die eine gewisse Länge nicht überschreiten, damit die Parkplatzsuche leicht bleibt, die eine problemlose Bedienung besitzen und noch dazu einen gewissen Komfort bei Sitzposition und der Beladung des Kofferraums bieten. Weil Neuwagen naturgemäß immer mit einem gewissen Wertverlust einhergehen und für viele ältere Fahrer die jährliche Kilometerleistung an Bedeutung verliert, lohnt sich ein Blick auf gute Gebrauchte. Wie immer bei uns empfehlen wir hier ausdrücklich Modelle, deren Haltbarkeit sich bewährt hat – Ehrensache! Aus logischen Gründen lassen wir auch einige Modelle weg, die zwar durchaus passend wirken, aber aus technischer Sicht nicht ganz zu empfehlen sind. Da wären vor allem Fahrzeuge mit problematischem Ölbad-Zahnriemen (z.B. Opel Crossland oder Ford C-Max), aber auch Kandidaten mit irreführender Bedienbarkeit, wie etwa manches Renault- oder Peugeot-Modell der letzten Jahre.
Zu guter Letzt spielt auch der jeweilige Geldbeutel eine entscheidende Rolle. Daher haben wir die Kandidaten, die wir Ihnen hier vorstellen möchten, in vier Preiskategorien zwischen 10.000 und 40.000 Euro einsortiert. Logisch, dass es Gebrauchte je nach Zustand zu ganz unterschiedlichen Preisen gibt. Wir haben uns für unsere Aufstellung jeweils an Laufleistungen und Gebrauchtpreisen orientiert, deren Kauf besonders sinnvoll erscheint. Bei günstigen, aber besonders zuverlässigen Modellen stören ein paar Kilometer mehr nicht weiter. Bei wertvolleren Modellen darf es dagegen gern ein besonders frisches und gepflegtes Exemplar sein. In jedem Fall ordnen wir unsere Gebrauchtkandidaten aber so ein, dass die Laufleistung stets fünfstellig bleibt und dabei ein preislicher Spielraum für verschiedene Motorisierungen und Ausstattungen erhalten bleibt.
Preisbereich 10- bis 15.000 Euro
Dass in den letzten Jahren, speziell als Folge der Corona-Pandemie, vieles teurer geworden ist, hat sich auch auf alle Bereiche des Gebrauchtmarkts ausgewirkt. Freilich findet man auch für weniger Geld gute und zuverlässige Gebrauchtwagen, doch wer gern zum Händler spaziert und auf der Suche nach einem Rundum-Sorglos-Angebot ist, sollte das Maß ungefähr hier ansetzen. Sollen unsere oben genannten Kriterien erfüllt werden, entdeckt man schnell, dass so mancher Minivan in der Inseratsliste auftaucht. Noch vor einiger Zeit waren diese Vielzweckautos sehr beliebt. Danach kam der SUV-Boom, der bis heute unzählige Crossover-Modelle in sämtliche Fahrzeugklassen spült – also herkömmliche PKWs, die durch eine minimal erhöhte Bauform und etwas Zierrat massiver erscheinen, als sie wirklich sind. Schnell fielen die oftmals deutlich praktischeren Minivans aus reinen Geschmacksgründen aus der Käufergunst. Ein gutes Beispiel:
Der Opel Meriva B (2010-2017). Als Konkurrent zum VW Golf Plus oder den Ford-Modellen B-Max und C-Max, mischte man bei Opel Komponenten des Kleinwagens Corsa mit denen des Kompaktwagens Astra und orientierte sich zudem am Familienraumwunder Zafira. Ganz eigene Talente erhielt der Meriva dank seiner enormen Flexibilität im Innenraum und seinen extragroßen Türen, die sich mit 90 Grad besonders weit öffnen lassen, und die hinten sogar gegenläufig angeordnet sind, damit man noch einfacher Gegenstände vom Rücksitz nehmen kann. So verbirgt sich hinter dem günstigsten Kandidaten sogar schon der vermutlich praktischste. Fürs Budget finden sich viele Exemplare, die zwar schon einige Jahre hinter sich haben, jedoch fast immer aus pfleglicher Privathand kommen. Noch besser: Bis auf wenige Kleinigkeiten, die allesamt im Handumdrehen behoben werden können, sind die Antriebe problemlos und zuverlässig. Nicht selten ist der Meriva B außerdem mit der komfortablen Wandlerautomatik zu finden. Diese ist deutlich robuster als z. B. die Doppelkupplungsgetriebe von gleichaltrigen VW-Konzernmodellen.
Wer doch lieber zur beliebten SUV-Form greift, findet ganz ähnliche Vorzüge bei einem der mit Abstand meistverkauften Pkw in den USA. Die Rede ist nicht von Pick-up-Trucks oder Muscle Cars, sondern vom Honda CR-V . Das Kompakt-SUV ist im Rest der Welt an jeder Straßenecke zu sehen, hat sich hierzulande aber eher in kleiner Stückzahl verkauft. Zum großzügigen Platzangebot ist nicht viel zu sagen. Das kann wohl jeder gut gebrauchen. Wichtiger ist die als bombensicher geltende Technik, speziell bei den Benzinmodellen. Die vierte (ab 2012) und fünfte Generation (ab 2016) findet sich zu fairen Preisen, lässt sich sehr simpel bedienen und kennt praktisch keine Mängel. Das macht sie zum echten Geheimtipp.
Preisbereich 15- bis 20.000 Euro
Nichts für ungut, aber der deutsche Autofahrer ist ein Gewohnheitstier. Diplomatisch ausgedrückt: Es gibt Modelle, die im Straßenbild vordergründig als Favorit bei älteren Fahrern auffallen. Die Rede ist von der Mercedes B-Klasse und dem VW Golf Sportsvan (vormals Golf Plus). Hehres Ziel ihrer Entwickler war es, in den Außendimensionen eines herkömmlichen Kompaktwagens ein spürbar größeres Platzangebot mit besonders gutem Sitzkomfort zu schaffen. Und weil das bei beiden technisch blitzsauber gelungen ist, greifen Kunden gern zu, spätestens wenn's im Kreuz ein wenig zwickt – dagegen ist nichts einzuwenden. Und Gebrauchtkäufer profitieren gleich doppelt. Weil die Erstbesitzer dieser Autos in der Regel weder rücksichtslose Heizer, noch kilometerfressende Vielfahrer sind, stehen die meisten Gebrauchtexemplare auch nach ein paar Jahren da wie aus dem Ei gepellt.
Die Mercedes B-Klasse ist ein echtes Multitalent. Wer sich auf eine Probefahrt begibt, stellt nämlich schnell fest, dass sie in Haptik und Fahrverhalten sofort als klassischer Mercedes im besten Sinne zu erkennen ist. Geräusch- und Fahrkomfort werden dem Markenimage gerecht und auch die Materialien im Innenraum zeigen sich von der noblen Seite. Ab und an finden sich Exemplare, bei denen tief aus der ellenlangen Aufpreisliste geschöpft wurde. Die haben dann feine Ledersitze, edle Aluräder und Motoren, deren Potenz für beachtliche Reisegeschwindigkeiten sorgen. Die B-Klasse ist also vielseitig, noch bevor man sich mit dem erfreulich flexiblen Innenraum befasst. Der sehr großzügig geschnittene Fondbereich lässt sich in unterschiedlichen Stellungen umlegen, sodass eine Ladehalle entsteht, die dem Volumen eines großen Kombis entspricht. Im Autotester-Klartext heißt das: 488 bis 1.547 Liter für die zweite Generation (W246) und 445 bis 1.530 Liter für die dritte Generation der B-Klasse. Technischerseits sind beide sehr empfehlenswert. Beim W246 (2011 bis 2018) schlummern erstaunlich günstige Angebote (auch unter 15.000 Euro), während der noch aktuelle W247 durch modernste Infotainmenttechnik begeistert.
Keine Qual der Wahl besteht beim VW Golf Sportsvan. Der bietet nämlich gleich das Beste aus vielen Welten. Im Raumkonzept zeigt er sich ähnlich bemerkenswert wie der Mercedes und auch die Materialanmutung muss sich nicht hinter dem Daimler verstecken. Falls Sie Wert auf größte Einfachheit bei der Bedienung legen, sind Sie im Golf Sportsvan sogar noch eine Idee besser aufgehoben. Ermöglicht werden diese Vorzüge von der simplen Tatsache, dass der Sportsvan noch der 2020 abgelösten siebten Golf-Generation entspricht. Nicht ohne Grund sagen viele Kenner, dass der Golf hier seinen qualitativen Zenit erreicht hat. Eine Nachfolgegeneration des von 2014 bis 2020 gebauten Sportsvan gibt es nicht (vom noch größeren Touran, der demnächst ausläuft, übrigens auch nicht). Das sorgt dafür, dass gepflegte Gebrauchtexemplare mit adäquater Motorleistung und ein wenig Ausstattung sehr wertstabil sind. Wir empfehlen besonders den 1.5-Liter-Benziner mit Schaltgetriebe. Die DSG-Automatik ist zwar kein Krisenherd mehr, funktioniert im Detail aber nie so feinfühlig wie andere Getriebe. Das juckt natürlich nicht jeden Fahrer.
Preisbereich 20- bis 30.000 Euro
Hier haben wir den Preisbereich etwas größer gefasst. Wer bereit ist, einen Kaufpreis jenseits der 20.000-Euro-Marke anzulegen, genießt ein recht breites Feld an Angeboten. Das gilt nicht nur für die Modellauswahl, die natürlich weit über unsere beiden Tipps hinausgeht, sondern vor allem auch für die Anzahl an verschiedenen Baujahren, Laufleistungen und Kaufpreisen. Kurzum: Hier kommt jeder Käufergeschmack auf seine Kosten. Vor allem bedeutet dies aber auch: Mehr muss niemand ausgeben, der auf der Suche nach einem zuverlässigen Alleskönner im jungen Alter und in taufrischem Zustand ist. Um die Vielfalt in diesem Preisrahmen zu verdeutlichen, haben wir zwei zuverlässige und empfehlenswerte Typen für Sie ausgesucht, die unterschiedlicher kaum sein könnten, und das obwohl beide unsere Kriterien an ein besonders seniorengerechtes Auto spielend erfüllen.
Die Cabrioversion des VW T-Roc ist gleich nach dem Golf Sportsvan schon der zweite Alleskönner aus Wolfsburg, der es in unsere Liste geschafft hat. Untypischerweise gibt es übrigens von keinem der zwei Modelle ein Konzern-Äquivalent von Seat oder Škoda, was wiederum einen gewissen Teil zur Wertstabilität beiträgt. Und was bekommt man hier fürs Geld? Die offene Version eines Crossover-Modells, das seine brave Basis Golf (hier wieder die siebte Generation) allein durch seine bullige Optik vom Bestseller-Thron vertrieben hat. Der wuchtiger wirkende T-Roc hat nämlich um Haaresbreite weniger Platz als der Golf. Dafür – und das zählt ja hier – glänzt er mit einer leicht erhöhten Sitzposition und einer ohnehin sehr guten Ergonomie. Und warum empfehlen wir Ihnen hier die Cabrioversion? Ganz einfach: weil sie über das gesamte Kompaktsegment betrachtet die einzige offene Option ist. Herkömmliche Fünftürer mit viel Platz finden Sie dagegen überall. Hinzu kommen die bewährte Technik und die gute Gesamtqualität. Das dick gefütterte Stoffverdeck lässt Kälte und Windgeräusche draußen und ist ohne Weiteres waschstraßen- und laternenparkgeeignet. Schon für den Mindestpreis ab 20.000 Euro gibt es zahlreiche Exemplare mit 115-PS-Benziner. Der läuft zwar recht wacker, hat aber durchaus am Gewicht des T-Roc zu tragen. Besser sind die etwas teureren Vierzylinder.











