Im Hamburger Hafen wurde jüngst eine Technologie präsentiert, die das Potenzial hat, die Energiewende wortwörtlich auf die Straße zu bringen. Das Tiroler Start-up REPS (Road Energy Production System) hat dort nämlich erstmals unter realen Bedingungen gezeigt, wie sich Bewegungsenergie aus dem Straßenverkehr effizient in elektrischen Strom verwandeln lässt – emissionsfrei, ohne zusätzlichen Flächenverbrauch und mit überraschender Wirtschaftlichkeit.
Premiere im Hafen: Energiegewinnung aus Verkehr
Auf dem Gelände des Hamburger Container Service (HCS) demonstrierte REPS eine zwölf Meter lange und knapp drei Meter breite Anlage, die wie eine reguläre Fahrbahn genutzt wird. Fahrzeuge – insbesondere schwere Lkw – drücken beim Überfahren die eingelassenen Stahlplatten nach unten. Die so entstehende Kraft wird durch ein hydraulisches System an eine Magneteinheit übertragen, die Strom erzeugt. Der Verkehrsfluss bleibt dabei vollständig unbeeinträchtigt.
Interne Berechnungen des Startups zeigen, dass eine großflächige Installation im Hafen bis zu zehn Prozent des aktuellen Energiebedarfs decken könnte – und entsprechend viele verkehrsbedingte CO₂-Emissionen einsparen würde. Der große Vorteil: Die Technologie nutzt bereits versiegelte Flächen, also Straßen, Einfahrten oder Mautbereiche, und benötigt keine zusätzlichen Flächen oder Eingriffe in die Natur.
Energiepotenzial: Zehn Prozent Hafenbedarf
Der Hafen hat die Wirtschaftlichkeit bereits analysiert und 229 Standorte identifiziert, an denen sich REPS rechnen würde. Besonders profitabel sei das System dort, wo Fahrzeuge bremsen oder langsamer fahren müssen – zum Beispiel an Ampeln, Gefällen, Mautstellen oder Hafenzufahrten. Je schwerer das Fahrzeug, desto höher der Energieertrag. REPS liefert dafür eine anschauliche Kennzahl: 16 überfahrende Lkw erzeugen rund 1 kWh Strom.
Im industriellen Maßstab ergibt sich daraus erhebliches Potenzial: Würde der gesamte Hamburger Hafen ausgestattet, könnten jährlich bis zu zehn Gigawattstunden Energie gewonnen werden. Gründer Alfons Huber, ein Physiker aus Tirol, arbeitete sechs Jahre an seinem System – getestet wurde lange im Hintergrund, zuletzt hinter einem Firmengelände in Volders. Nun hat die Technologie den Sprung vom Prototyp zum realen Einsatz geschafft.
Finanzierung und Zukunftspläne
Die Aufmerksamkeit ist groß: Bereits 40 Häfen weltweit, dazu Regierungen aus Saudi-Arabien, Abu Dhabi sowie das U.S. Department of Energy haben Interesse angemeldet. Finanziell ist REPS bereits jetzt gut aufgestellt. 2024 sicherte sich das Start-up eine Seed-Finanzierung von 1,3 Millionen Euro, um die Serienproduktion vorzubereiten. Investorinnen wie Elisabeth Köstinger unterstützen das Projekt. Ab 2026 soll die Serienfertigung starten; weitere Anlagen an hochfrequentierten Standorten sind bereits in Planung. Zusätzlich läuft die Vorbereitung einer weiteren Finanzierungsrunde für den internationalen Rollout.
REPS ist vor allem dann wirtschaftlich, wenn der Verkehr stark genug ist: mindestens 10.000 Pkw pro Tag, oder 4.000 Lkw sollten es schon sein, damit sich die Investition nach zehn Jahren amortisiert. Ein Beispiel aus den eigenen Modellrechnungen zeigt an stark befahrenen Straßen ein immenses Potenzial: 100 Meter REPS pro Spur an der Brenner-Mautstelle würden etwa 2,4 Millionen kWh pro Jahr generieren. Damit wäre eine Installation nach drei Jahren profitabel. Der erzeugte Strom kann lokal gespeichert und direkt genutzt werden – etwa für E-Ladestationen, Straßenlaternen oder eine netzunabhängige Hafeninfrastruktur.





