Stellantis hat als einer der größten Autokonzerne der Welt entschieden, sein Level-3-Autonomie-System zu stoppen. Das System, das es Fahrern ermöglichen sollte, ihre Hände vom Lenkrad zu nehmen und den Blick von der Straße abzuwenden, hat nie den Markt erreicht. Laut Stellantis war das System zwar angeblich technisch bereit, doch die Nachfrage blieb hinter den Erwartungen zurück – so berichtet es Reuters. Stellantis bezeichnete den Markt als "zu begrenzt", um die Technologie schnell einzuführen.
Was Stellantis eigentlich vorhatte
Bereits Anfang März 2025 hatte Stellantis stolz das STLA AutoDrive 1.0 vorgestellt, ein System, das es den Fahrern ermöglichen sollte, die Kontrolle über das Fahrzeug abzugeben und sich während der Fahrt anderen Tätigkeiten zu widmen – wie Filme schauen oder E-Mails beantworten. Diese Technologie galt als Durchbruch im Bereich der teilautonomen Systeme und hätte Stellantis in eine Reihe mit Mercedes und BMW gestellt. Doch der geplante Markteintritt des Systems kam bisher nicht. Allein schon die Ankündigung weit vor einem möglichen Markteintritt hatte bei Branchenkennern Verwunderung ausgelöst.
Darum der Rückzug
Der Konzern nennt mehrere Gründe für die Entscheidung: hohe Entwicklungskosten, technologische Herausforderungen und, vor allem, ein angeblich mangelndes Interesse der Kunden. Auch wenn die Technologie theoretisch bereit ist, die Nachfrage nach einem solch fortgeschrittenen System sei nicht gegeben. Experten und Branchenbeobachter sind sich einig, dass der Markt für autonome Fahrzeuge noch nicht ausgereift ist – und das nicht in Bezug auf den Endverbraucher, sondern eher in technischer Hinsicht.
Der ehemalige Stellantis-CEO Carlos Tavares hatte in der Vergangenheit betont, dass Software und autonomes Fahren als zentrale Säulen der Unternehmensstrategie zu betrachten seien. Doch der Rückzug von Stellantis zeigt, dass die ambitionierten Ziele nicht ohne erhebliche Risiken sind, insbesondere angesichts der hohen Investitionen in Softwareentwicklung und der Unklarheit über die Rentabilität dieser Technologien.

Mit AutoDrive wollte Stellantis seinen Kunden teilautonomes Fahren nach Level 3 anbieten - diese Plänge liegen jetzt erstmal auf Eis.
Stand der Branche
Während Stellantis seine Level-3-Pläne auf Eis legt, sind Mercedes und BMW die führenden Anbieter von serienmäßig verfügbaren Level-3-Fahrzeugen. "Drive Pilot" von Mercedes und "Personal Pilot L3" von BMW bieten den Fahrern bereits ein gewisses Maß an Autonomie – die Verantwortung für die Fahrt geht bei Level 3 vom Fahrer auf das Fahrzeug über. Teslas Serienmodelle schaffen beispielsweise allesamt höchstens Level 2 – in diesem Level verbleibt die Verantwortung für die Fahrt zu 100 Prozent beim Fahrer. Tesla testet allerdings aktuell in der texanischen Hauptstadt Austin einen Robotaxi-Dienst, der mit Model-Y-Modellen arbeitet. Der ehemalige Waymo-CEO John Krafcik bezeichnet Teslas Test spöttisch als eine Art Uber-Fahrdienst, da bei jeder Fahrt ein Sicherheitsfahrer anwesend ist. Damit sei Teslas Robotaxi-Angebot noch weit entfernt, die versprochene autonome Erfahrung zu liefern. Waymo bietet seit 2017 Fahrten in fahrerlosen Taxis an.
Stellantis’ nächste Schritte
Stellantis macht jetzt kleinere Schritte und setzt auf eine schrittweise Entwicklung der AutoDrive-Technologie, wobei der Fokus auf Level-2- und Level-2-plus-Systemen liegt. Diese bieten bereits heute eine teilautonome Erfahrung, allerdings ohne den Anspruch, den Fahrer komplett zu entlasten oder gar aus seiner Verantwortung zu nehmen. In Zusammenarbeit mit ausgewählten Lieferanten wie aiMotive arbeitet Stellantis an der Weiterentwicklung der Software und an weiteren Modulen für zukünftige Fahrzeuge.
Anm.: In der Bildergalerie zeigen wir Ihnen die erst im Frühjahr 2025 erfolgte Vorstellung des Stellantis-Fahrsystems.












