Während die erste Alpine der Neuzeit, der seit 2017 produzierte Mittelmotorsportler A110, mit einer Final Edition von 1.750 Exemplaren bald Richtung Ruhestand rollt, nimmt das Elektro-Programm der französischen Marke allmählich Gestalt an: Auf das sportliche R5-Derivat A290 im letzten Jahr folgt nun der erste eigenständige Stromertyp der Marke, die A390 ; 2026 verwandelt sich dann die A110 in einen elektrischen Sportwagen.
Die 4,62 Meter lange 390er soll neue Zielgruppen für Alpine erschließen; neben Flottenkunden stehen jetzt auch – Achtung – Familien im Fokus der Sportmarke. Und die brauchen neben Power vor allem: Platz. Kein Problem, gibt es doch die AmpR-Medium-Plattform im Renault-Universum, die bisher vorwiegend praktische Modelle wie Megane oder Scenic Electric trägt. Und ab sofort auch ein dynamisches Alpine-Modell – kann das gut gehen?
Fahrdynamische Nähe zur A110
Es kann, wenn die Zutaten stimmen. Das Rezept für einen feurigen Familienfrachter lautet hier wie folgt: Man nehme die vorhandene Elektro-Basis samt einer schnittigen, aber geräumigen Crossover-Karosserie von 4,62 Metern Länge, rüste sie mit Drei-Motoren-Allradantrieb und einer ausgeklügelten Drehmomentverteilung auf und stimme das Ganze mit breiterer Spur, Sportfahrwerk und einer bissigen Sechskolben-Bremsanlage dynamisch ab – fertig.
Zugegeben, diese Aufzählung beschreibt nicht annähernd den tatsächlichen Entwicklungsaufwand, den die Alpine-Leute betrieben haben. Sie sprechen stolz von einem "Rennwagen im Maßanzug" und beschwören die fahrdynamische Nähe zur A110. Doch da wir bei unserer ersten Begegnung auf öffentlichen Straßen das volle Performance-Potenzial der A390 ohnehin nicht ausreizen können, erkunden wir zunächst einmal das, was möglich ist.
Etwa das aufwendig gestaltete Interieur, das seine Abstammung aus dem Renault-Regal nicht leugnet, aber bei Materialien und Verarbeitung höhere Ansprüche erfüllt. Das Platzangebot vorn und hinten beeindruckt ebenso positiv wie das Kofferraumvolumen unter der großen Heckklappe (532 Liter).

Mit 532 Litern Ladevolumen beweist die A390, dass Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit kein Widerspruch sind.
Platz trifft Performance
Doch wer kauft eine Alpine wegen des Kofferraums? Eben. Also ab auf die Landstraße, etwas Druck aufs Pedal, und schon verschwimmt der Wald links und rechts der Fahrbahn zu einem durchgehenden Grünstreifen. Wenn die 824 Nm der GTS-Version auf die 2.121 kg der A390 treffen, wird die Wirkung der Massenträgheit neu verhandelt. Bis zum Erreichen des lokalen Limits ist nicht einmal Zeit, sich mit den Lenkradtasten für Boost oder Rekuperation zu beschäftigen, geschweige denn mit der aufwendig gemachten Fahrdatenanzeige auf dem großen Infotainment-Display.

Das Infotainment-Display zeigt nicht nur Navigationsdaten, sondern auch Live-Performance-Infos aus der Alpine-Datencloud.
Vor der ersten Kurve Tempo raus und zackig einlenken, nach dem Scheitelpunkt früh wieder aufs Gas. Doch die A390 lässt sich nicht provozieren, unsere Kursvorgaben werden präzise und ohne Effekthascherei umgesetzt. Überhaupt fährt sie agiler und direkter, als es Größe und Gewicht vermuten ließen. Sicherlich auch ein Verdienst der beiden separat geregelten PSM-Motoren hinten, die per Torque Vectoring ein fein dosiertes Giermoment erzeugen können. Chapeau, Messieurs Dames!







