Hyundai Ioniq 9 im Test: Warum der Raum-Riese deutschen Premium-SUVs gefährlich wird

Hyundai Ioniq 9 im Test
XXL-Elektro-SUV, der in 25 Minuten fast voll ist

ArtikeldatumVeröffentlicht am 27.09.2025
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Da steht er nun vor dir, der neue Hyundai Ioniq 9 , ein Trumm von einem Auto: 5,06 Meter lang, 1,79 m hoch und knapp zwei Meter breit. Er versucht zwar, seine wahre Größe mit allerlei designerischen Tricks zu kaschieren, das gelingt jedoch nur so mittelprächtig.

Jedenfalls ist der mächtige SUV eine auffallende Erscheinung, zumal dann, wenn er wie unser Testwagen im aufpreispflichtigen Ionosphären-Grün lackiert ist (1.050 Euro). Da wir nun bereits über Geld reden: Auf dem Preiszettel von OF-PR190 E stehen exakt 88.800 Euro. Zum Grundpreis von 86.750 Euro für den Ioniq 9 AWD Performance Uniq kommen außer der Lackierung noch 1.000 Euro für das Swivel-Sechssitzer-Paket dazu.

Nicht weniger eindrucksvoll nehmen sich die Leistungsdaten aus: 315 kW Spitzenleistung, 110-kWh-Batterie, 700 Nm maximales Drehmoment und Allradantrieb. Das Entern des Cockpits erweist sich indes als etwas schwierig, immerhin thront der Pilot im großen Ioniq 710 Millimeter über der Fahrbahnoberfläche. Umso entspannter gestaltet sich der Rest des Fahrerlebnisses. Es ist geprägt von großer Mühelosigkeit, feinem Rundum-Komfort, weitgehend unkomplizierter Bedienung und einem Raumgefühl, das mit dem Adverb "großzügig" nur unvollkommen umschrieben scheint. Dabei ist es gleichgültig, ob man allein oder mit fünf Mitfahrern auf Reisen geht.

SUV-Van-Crossover

Lediglich der recht kleine Rest-Kofferraum bei voller Bestuhlung (338 Liter) sorgt für Punktabzüge, ansonsten gefällt sich der große Wagen als wahrer SUV-Van-Crossover, was man bei Hyundai möglicherweise gar nicht so gern hört. Dazu passt in jedem Fall die Zuladung von 614 kg. Mit ihr ergibt sich freilich ein zulässiges Gesamtgewicht von 3.320 kg – ein Wert, der noch vor Kurzem einem leichten Nutzfahrzeug zugeordnet worden wäre.

Hyundai Ioniq 9
Hans-Dieter Seufert

Spürbare negative Auswirkungen hat die beträchtliche Masse hingegen kaum. Der Ioniq 9 liegt satt und sicher auf der Straße, geht schnelle Biegungen und Wechselkurven zwar nicht gerade angriffslustig an, bleibt jedoch stets sicher und unkapriziös in der Spur. Dabei lässt er sich zu der ein oder anderen Wankerei hinreißen, doch der tiefe Schwerpunkt verhindert Schlimmeres.

Zum sicheren Fahrgefühl tragen nicht zuletzt die recht leichtgängige, doch präzise Lenkung und die sehr guten Bremsen bei. Der schwere Wagen verzögert in kaum mehr als 35 Metern aus 100 km/h bis zum Stillstand, top für ein Auto dieser Kategorie. Zudem gefällt die Bremsanlage mit sauberem Überblenden vom Rekuperieren zum hydraulischen Bremsen und einem konstant straffen Pedalgefühl. Das bekommen einige deutsche Premium-Anbieter nicht annähernd so gut hin.

Hyundai Ioniq 9
Hans-Dieter Seufert

Was der Konkurrenz oft ebenfalls nicht so gelingt: die himmlische Ruhe, die an Bord des Ioniq 9 herrscht. 64 dB(A) bei 130 km/h zeigt die Messapparatur im großen Innenraum. Falls Ihnen das nichts sagt: Es entspricht etwa dem Schallpegel eines Fernsehers oder Radios bei Zimmerlautstärke.

Dabei bedient sich der Hyundai aktiver Geräuschunterdrückung. Die Hintergrundgeräusche werden permanent analysiert und durch gegenläufige Schallwellen aktiv neutralisiert. So ertappt man sich mitunter dabei, dass man bei ausgeschaltetem Entertainment ganz einfach die Ruhe an Bord genießt.

Hyundai Ioniq 9
Hans-Dieter Seufert

Ohnehin umkümmert der Ioniq 9 seine Insassen sehr gekonnt, selbst die in der dritten Sitzreihe. Sogar der bei anderen Fahrzeugen nicht selten eher mühsame Zustieg auf die hinteren Plätze gelingt den Mitfahrern vergleichsweise locker und unverkrampft. Dort dürfen sie auf kommoden Einzelsesseln Platz nehmen – kein Vergleich zu den kümmerlichen Bänkchen, mit denen die dritte Sitzreihe sonst häufig möbliert wird.

Der ausgefeilte Federungskomfort trägt obendrein zum Wohlbefinden der vielköpfigen Besatzung bei. Der Hyundai überflauscht Autobahnfugen, Kanaldeckel oder holperige Straßenabschnitte gleichermaßen souverän – nicht zuletzt dank selbstnivellierender Dämpfer samt automatischer Niveauregulierung an der Hinterachse.

Champ an der Ladesäule

Nun haben wir bereits so viel über den Ioniq 9 erzählt, ohne den Antrieb groß hervorzuheben. Dabei ist er vor allem im Fall des Topmodells mit seinen 315 kW und den 700 Nm Drehmoment eindeutig einer der Stars der Show. Anders als sonst weithin üblich verfügt der Ioniq 9 über zwei gleich starke Motoren vorn und hinten mit je 157 kW Spitzenleistung.

Hyundai Ioniq 9
Hans-Dieter Seufert

Doch das muss man nicht unbedingt wissen, um mit dem großen Koreaner sehr zügig voranzukommen. E-typisch mühelos gestaltet sich auch in diesem Fall die Handhabung. Es genügt, die Fahrstufe D anzuwählen und per Fahrpedal durchzuladen. Dann hechtet der Wagen in nur 5,1 Sekunden auf 100 km/h oder etwa in 3,4 Sekunden von 80 auf 120 km/h. Auch das vollzieht sich recht ruhig und aufregungsfrei, ebenso das Dahinschnüren auf der Autobahn nahe der Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h.

Hyundai Ioniq 9
Hans-Dieter Seufert

Zum wahren Champion wird der Hyundai an der Ladesäule. Dort gelingt es ihm dank 800-Volt-Technik und gemessenen 236 kW-Peak-Ladeleistung, den SoC der 110 kWh-Batterie in 25 Minuten von 10 auf 80 Prozent steigen zu lassen. Die Reichweite ist ohnehin kein Thema: Weit über 400 km sind immer drin, wenn man den Ioniq nicht zu sehr scheucht.

Ob uns denn gar nichts genervt hat an diesem Hyundai? Ja doch, die hypernervöse Fahrerüberwachung per Kamera etwa oder die Unübersichtlichkeit der ausladenden Karosserie, die versenkten Türgriffe und einige übergriffige Assistenten. Nicht viel für einen so großen Wagen.

Fazit

Technische Daten
Hyundai Ioniq 9 AWD Performance UNIQ
Außenmaße5060 x 1980 x 1790 mm
Kofferraumvolumen338 bis 2494 l
Höchstgeschwindigkeit200 km/h
0-100 km/h5,1 s
Verbrauch20,6 kWh/100 km
Testverbrauch25,2 kWh/100 km