Bei Kilometer 3.585, davon die letzten 300 sportlich über Autobahn und Land gefahren, ploppt plötzlich eine Meldung auf: Der überarbeitete Bordcomputer verspricht eine Ladeleistung knapp unter 300 kW. Einfach so, in Echtzeit, ohne die zeremonielle Vorkonditionierung. Also ran an die Ladesäule, schließlich soll der aufpolierte Audi e-tron GT mit 320 kW Strom bunkern. Und was machen Autotester? Testen. Und das Auto? Das lädt. Eilig. Nach nur zwei Minuten mit 321 Kilowatt.
Sieben Minuten später sind wir wieder weg von der Ladesäule, und im Speicher sind 43 kWh frische Energie gebunkert. Genug für die Heimfahrt und zuvor reichlich Standzeit, um den Innenraum des Viertürers ausführlich zu checken.
Das Interieur des Audi S e-tron GT ist auf Tastendruck nun etwas sonniger oder gut beschattet. Ein großes Panoramaglasdach, reich an Flüssigkristallen, die auf Stromzufuhr reagieren, macht diese Schattenspiele möglich. Gleichfalls neu an Bord sind nachhaltige Stoffe, Textilien und Naturfasern aller Art. Gegen den zu kleinen Ladeplatz für Telefone unter der Armauflage konnte Audi dagegen nichts ausrichten.
Alles andere bleibt wie gewohnt. Der GT steht qualitativ top da, die Bedienung im klassischen Audi-Stil ist altbekannt, die kräftig ausgeformten Textil-Sportsitze sind vorzüglich. Formatbedingt fühlen sich im Fond indes nur kleinere Passagiere so richtig wohl. Der Kofferraum könnte 405 Liter Gepäck aufnehmen, im Testwagen sind es dank teurer Bang-&-Olufsen-Beschallung nur 350 l.

Der Kofferraum fasst 405 Liter, mit Soundsystem aber nur 350 Liter.
Weiter geht die Fahrt, und wenn der Tag länger wäre, mit Freude noch ein paar Kilometer mehr. An Reichweite fehlt es bei vernünftiger Fahrweise nur selten. Der umfangreich gekühlte und inhaltlich optimierte Akkumulator fasst nun 97 kWh (statt 83,7), der Testverbrauch liegt bei 25,5 kWh. Stuttgart–Großglockner mit einer Akkufüllung? Denkbar.
Wider alle Vernunft
In der Praxis aber kein leichtes Unterfangen. Dazu fährt der allradgelenkte Audi einfach zu famos. Auf der Geraden bis weit über 230 km/h enorm spurstabil, in Kurven schneller und wendiger als beispielsweise der RS 6. Wie das? Nun, zunächst einmal macht das Coupé mächtig Druck, mehr noch als der Vorgänger. Die Audi-Ingenieure haben den PSM-Motor an der Hinterachse erleichtert und gestärkt, dazu auch gleich die Gelenkwellen. Maximal leisten die Motoren im Verbund nun 500 Kilowatt. Entsprechend zügellos der Vortrieb. Auf 200 km/h in 10,7 Sekunden – Respekt. Wobei das gar nicht mal so fasziniert. Eher ist es die souveräne Leistungsentfaltung, die weder Auto noch Fahrer stresst.

Mit 4,99 Metern Länge, tiefem Schwerpunkt und coupéartigem Dachverlauf vereint der e-tron GT sportliches Design mit Langstreckenkomfort.
Jetzt kommt das neue aktive Zweikammer-Luftfahrwerk (entwickelt in Zuffenhausen) ins Spiel, das den Reisekomfort nochmals steigern kann. Vier Hydraulikeinheiten an den Dämpfern minimieren in Kurven jegliches Wanken und reduzieren Nickbewegungen. Der Effekt ist enorm, kaum ein Stromer dieses Kalibers bleibt dermaßen plan auf Kurs. Allerdings geht auch viel an Feedback verloren. Deshalb haben die Pumpen bei Kilometerstand 3761 durch Deaktivierung erst mal Pause. Der e-tron GT aber rollt weiter.
Fazit
| Audi e-tron GT S quattro S | |
| Außenmaße | 5004 x 1964 x 1402 mm |
| Kofferraumvolumen | 405 l |
| Höchstgeschwindigkeit | 245 km/h |
| 0-100 km/h | 3,4 s |
| Verbrauch | 0,0 kWh/100 km |
| Testverbrauch | 25,5 kWh/100 km |







