20.000 fehlende Lkw-Parkplätze: Verkehrsministerium will, aber kann nicht

20.000 fehlende Lkw-Parkplätze
Verkehrsministerium will, kann aber nicht

ArtikeldatumVeröffentlicht am 19.11.2025
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Parkplatz, Sindelfinger Wald
Foto: Hardy Mutschler

Eine aktuelle Untersuchung des ADAC zeigt, dass sich die Parksituation für Lastwagen an Autobahnen kaum verbessert hat. Die Ergebnisse bestätigen auch die letzte Erhebung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) aus dem Jahr 2023, wonach bundesweit fast 20.000 reguläre Stellplätze fehlen. Trotz Investitionen und Pilotprojekten bleibt der strukturelle Mangel bestehen.

Auf Anfrage von auto-motor-und-sport.de teilte das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit, die Schaffung neuer Lkw-Parkmöglichkeiten sei "eine wichtige Daueraufgabe des Bundes". Nach Angaben des Ministeriums stehen derzeit rund 61.800 Stellplätze auf Rastanlagen des Bundes und weitere etwa 20.700 auf privaten Autohöfen zur Verfügung. Seit 2018 habe sich die Zahl der Parkstände um 16,5 Prozent erhöht.

Bedarf kann auf absehbare Zeit nicht vollständig gedeckt werden

Das BMDV betont, dass jährlich 100 Millionen Euro in die Erweiterung von Rastanlagen investiert werden. Diese Mittel stammen nicht aus dem Brücken- oder Tunnelfonds, sondern aus dem regulären Haushalt.

Gleichzeitig räumt das Ministerium in seiner Stellungnahme ein: "Der Bedarf an Lkw-Parkständen auf den Autobahnen wird auf absehbare Zeit nicht vollständig gedeckt werden können. Gerade in Ballungsräumen ist die Zahl geeigneter Bauflächen begrenzt, und die Planungsverfahren sind aufwendig." Zudem verweist das Ministerium darauf, dass auch Unternehmen und Kommunen gefordert seien, bei Logistik- und Gewerbeflächen ausreichend Stellmöglichkeiten bereitzuhalten.

Der 5-Punkte-Plan des Bundes

Zur Verbesserung der Situation hat das BMDV den sogenannten 5-Punkte-Plan aufgelegt. Er bündelt sämtliche Maßnahmen zum Ausbau, zur Digitalisierung und zur effizienteren Nutzung vorhandener Flächen. Nach Ministeriumsangaben sollen bis 2030 rund 50 Rastanlagen mit telematischer Parksteuerung ausgestattet werden.

Das Ministerium verweist darauf, dass durch die Kombination aus digitaler Steuerung und baulicher Erweiterung eine bessere Auslastung erzielt werden soll. Dennoch bleibe der Fehlbestand bestehen, insbesondere entlang der Hauptachsen A1, A3, A5 und A7.

BASt-Erhebung 2023: Kaum Fortschritte bei den Kapazitäten

Die Bundesanstalt für Straßenwesen hat im Frühjahr 2023 im Auftrag des BMDV eine Vollerhebung an 2.202 Standorten entlang der Autobahnen durchgeführt. Gezählt wurden 102.100 abgestellte Lkw pro Nacht bei einer Gesamtkapazität von 82.489 Stellplätzen. Der Fehlbestand beträgt 19.627 Stellplätze.

Etwa 70 Prozent aller Rastanlagen (in den in der Tabelle genannten Bundesländern) sind nachts überlastet, weitere 10 Prozent vollständig ausgelastet. Nur jede fünfte Anlage verfügt noch über freie Kapazitäten. Besonders angespannt bleibt die Lage auf den Transitstrecken durch Bayern, Nordrhein-Westfalen und Hessen.

Die BASt verweist darauf, dass sich die Zahl der Stellplätze seit 2008 zwar um mehr als 50 Prozent erhöht habe, die Zahl der abgestellten Lkw jedoch ähnlich stark gestiegen sei – von rund 68.000 im Jahr 2008 auf über 102.000 im Jahr 2023. Damit konnte der Ausbau den Bedarf lediglich teilweise abfedern.

Prognose: Fehlbestand bleibt auch 2026 bestehen

Laut BMDV und Autobahn GmbH sollen bis Ende 2026 rund 1.500 zusätzliche Stellplätze entstehen. Damit würde sich die Kapazität auf etwa 84.500 Plätze erhöhen. Bei anhaltend hoher Nachfrage von rund 105.000 abgestellten Lkw pro Nacht bliebe der Fehlbestand damit bei rund 20.000 Stellplätzen.

Lkw-Parkplätze Entwicklung mit Prognose
Wittich

Güterverkehr bleibt auf hohem Niveau

Laut Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) blieb die mautpflichtige Fahrleistung der Lkw auf deutschen Autobahnen 2024 mit rund 23 Milliarden Kilometern auf Rekordniveau. Der Maut-Fahrleistungsindex des Statistischen Bundesamts lag im Dezember 2024 drei Prozent über dem Vorjahr. Damit bleibt die Verkehrsbelastung trotz schwankender Konjunktur hoch.

Die gleichbleibend hohe Auslastung im Güterverkehr verstärkt den Druck auf Rastanlagen. Schon bei unverändertem Verkehrsaufkommen reichen die vorhandenen Kapazitäten nicht aus, um gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeiten flächendeckend zu gewährleisten.

Fazit