Autoproduktion: 70 Prozent kommt aus dem Ausland

Autoproduktion im Ausland
Made in Germany? Von wegen!

ArtikeldatumVeröffentlicht am 10.02.2025
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Deutschland ist das Land der Autobauer – oder? In Wahrheit läuft längst der Großteil der deutschen Autos im Ausland vom Band. Laut den Zahlen des Verbands der Automobilindustrie (VDA) und des Statistischen Bundesamts (Destatis) wurden 2014 in Deutschland noch über 5,6 Millionen Pkw produziert. Bis 2023 sank diese Zahl auf 4,1 Millionen Einheiten, was einem Rückgang von etwa 27 Prozent entspricht. Rund 70 Prozent aller Autos deutscher Hersteller, sprich rund 10 Millionen Fahrzeuge, liefen 2023 außerhalb Deutschlands vom Band.

Anteil europäischer Standorte

Europäische Länder (ohne Deutschland) trugen mit 23 Prozent, also rund 3,2 Millionen Pkw, einen großen Teil zur Auslandsproduktion der deutschen Auto-Marken bei. Die wichtigsten Fertigungsstandorte darunter sind:

  • Tschechien: 865.000 produzierte Pkw deutscher Hersteller
  • Spanien: 804.000 produzierte Pkw deutscher Hersteller
  • Ungarn: 351.000 produzierte Pkw deutscher Hersteller

China als größter Produktionsstandort

Mit 32 Prozent der Gesamtproduktion, was etwa 4,5 Millionen Pkw entspricht, blieb China 2023 der mit Abstand größte Auslandsstandort für deutsche Automobilhersteller – eine Tatsache, die die immense Bedeutung des chinesischen Markts für die deutsche Automobilindustrie unterstreicht.

Umso problematischer erscheint die Debatte um seitens der Europäischen Union veranschlagte Strafzölle auf Elektroautos aus China, um unfaire Wettbewerbsbedingungen durch staatliche Subventionen auszugleichen. Diese Zölle variieren je nach Hersteller zwischen 7,8 und 35,3 Prozent. Deutsche Marken wie BMW, die einige ihrer Modelle in China produzieren und nach Europa importieren, sind davon ebenfalls betroffen. Für BMW beträgt der Strafzoll beispielsweise 20,7 Prozent.

Diese zusätzlichen Kosten könnten die Wettbewerbsfähigkeit der jeweiligen Modelle in Europa beeinträchtigen und zu höheren Preisen für Verbraucher führen. Zudem besteht noch immer die Gefahr, dass China den Absatz deutscher Fahrzeuge auf dem dortigen Markt durch Gegenmaßnahmen erschweren könnte. Deutsche Hersteller haben daher rechtliche Schritte gegen diese Zölle eingeleitet. Übrigens sind die deutschen Hersteller natürlich bei Weitem nicht die einzigen, die etliche Autos in China bauen. In der Fotoshow oben haben wir einige Modelle zusammengetragen, die aus dem Reich der Mitte kommen.

Deutsche Autos aus Nordamerika

Deutlich weniger Pkw als in China produzieren die Deutschen in Nordamerika. Mit zwölf Prozent im Jahr 2023, was etwa 1,6 Millionen Pkw entspricht, war der Anteil aber dennoch beträchtlich. Davon entfielen 900.000 Einheiten allein auf die USA.

Die Nähe zum wichtigen US-Markt und Handelsabkommen wie das Freihandelsabkommen USMCA (United States-Mexico-Canada Agreement) machen Nordamerika zu einem attraktiven Produktionsstandort – noch. Denn der erneut ins Amt berufene US-Präsident Donald Trump macht das, was er im Wahlkampf bereits angesprochen hatte – er droht den Ländern nun mit Strafzöllen. Welche Auswirkungen das für europäische Hersteller haben kann, erfahren Sie ausführlich unter diesem Link.

Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Verlagerung der Produktion ins Ausland sowohl positive als auch negative Effekte auf die deutsche Wirtschaft hat:

  • Wertschöpfung: Trotz der Auslandsproduktion verbleibt ein erheblicher Teil der Wertschöpfung in Deutschland, beispielsweise durch Forschung und Entwicklung sowie durch die Produktion von Schlüsselkomponenten.
  • Beschäftigung: Während in Deutschland hochqualifizierte Arbeitsplätze in Entwicklung und Management gesichert werden, könnten in der Produktion Stellen verloren gehen.
  • Steuereinnahmen: Durch Gewinne der im Ausland tätigen Tochtergesellschaften fließen weiterhin Steuern nach Deutschland, jedoch könnten diese geringer ausfallen als bei inländischer Produktion.
  • Handelskonflikte: Protektionistische Maßnahmen, wie beispielsweise Strafzölle auf Autos aus China sowie angedrohte Strafzölle der USA auf in Mexiko produzierte Fahrzeuge, können deutsche Hersteller empfindlich treffen.
  • Zölle Änderung der Handelsabkommen: Durch die Produktion vor Ort können Zölle vermieden werden, jedoch können neue Handelsbarrieren oder Änderungen in Handelsabkommen die strategische Planung beeinflussen – wie gerade das Beispiel Strafzölle aufzeigt.
  • Abhängigkeiten: Eine starke Präsenz in Ländern wie China macht die Hersteller anfällig für dortige Marktveränderungen und politische Entscheidungen.

Fazit