Chipmangel: VW bereitet Produktions-Stopp vor

Chipmangel
VW bereitet Produktions-Stopp vor

ArtikeldatumVeröffentlicht am 21.10.2025
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Chipmangel
Foto: Getty Images

Nach "Bild"-Informationen aus Unternehmenskreisen könnte zunächst die Fertigung des Golf betroffen sein, anschließend auch der Tiguan.

Nach Angaben von Zulieferern reichen die vorhandenen Halbleiterbestände nur noch für wenige Tage. Vertreter des Unternehmens haben bereits Kontakt mit der Bundesagentur für Arbeit aufgenommen, um Kurzarbeit für Teile der Belegschaft zu prüfen. Betroffen wären zunächst mehrere tausend Beschäftigte, später könnten es deutlich mehr werden. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte, die Lage werde fortlaufend analysiert, für die kurzfristige Produktion sei derzeit noch ausreichend Material vorhanden.

Hintergrund: Chipmangel und geopolitische Spannungen

Die Autoindustrie steht am Rand einer erneuten Krise, da geopolitische Spannungen den Chipmangel wieder verschärfen könnten. Nachdem sich die Lieferketten nach der Pandemie nur langsam stabilisiert hatten, droht jetzt ein weiterer Stillstand, ausgelöst durch die Blockade des Halbleiterherstellers Nexperia.

Das Unternehmen produziert Chips, die unter anderem zentrale Steuer- und Sicherheitsfunktionen in Fahrzeugen übernehmen. Diese Bauteile sind keine High-End-Produkte, aber in hohen Stückzahlen notwendig, um Fahrzeugsysteme zuverlässig zu betreiben.

Nexperia im Zentrum eines internationalen Konflikts

Nexperia gehört seit 2019 zum chinesischen Konzern Wingtech Technology. Auf Druck der Vereinigten Staaten hatten die Niederlande Ende September die Kontrolle über den Hersteller übernommen, um den Export sensibler Technologien nach China zu unterbinden. Peking reagierte mit Gegenmaßnahmen und verhängte Ausfuhrbeschränkungen für bestimmte Vorprodukte. In der Folge kam die Chipproduktion bei Nexperia teilweise zum Erliegen.

Die Halbleiter des Unternehmens gelangen nicht direkt zu den Fahrzeugherstellern, sondern über Zulieferer wie Bosch oder Continental in elektronische Baugruppen. Dadurch betrifft die aktuelle Störung die gesamte Branche. Besonders betroffen sind Steuergeräte und Komponenten für Sicherheitssysteme, bei denen es kaum alternative Lieferanten gibt.

Auswirkungen auf die Autoindustrie

Der Mangel an Halbleitern, der bereits während der Corona-Pandemie die Produktion vieler Hersteller lahmlegte, zeigt erneut die Abhängigkeit der Industrie von komplexen, globalen Lieferketten. Volkswagen hat ein internes Sonderteam gebildet, das die Lage beobachtet und mögliche Gegenmaßnahmen vorbereitet. Eine kurzfristige Umstellung auf andere Chiplieferanten gilt als schwierig und zeitaufwendig.

Auch der Zulieferer Bosch steht unter Druck, da vorhandene Bestände an Nexperia-Chips nur noch für wenige Wochen ausreichen. Der europäische Herstellerverband ACEA warnt, dass ohne eine rasche politische Lösung die Produktion in großen Teilen der Branche gefährdet sei.

Bosch-SiC-Leistungshalbleiter
Bosch

Politische Lösungsansätze und Perspektiven

Wolfgang Weber, Präsident des Zentralverbands der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI), betonte, dass eine Lösung nur auf diplomatischer Ebene gefunden werden könne. Europa versucht derzeit, die Abhängigkeit von geopolitisch sensiblen Lieferanten zu verringern. Der Aufbau neuer Halbleiterwerke in Magdeburg, Dresden und Catania soll langfristig für mehr Stabilität sorgen, doch diese Kapazitäten werden erst in einigen Jahren zur Verfügung stehen.

Blick nach vorn

Die Branche bleibt in Alarmbereitschaft. Noch sind die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie spürbar, nun drohen erneut Produktionsunterbrechungen. Automobilhersteller stehen vor der Aufgabe, ihre Lieferketten resilienter zu gestalten und sich besser auf externe Krisen vorzubereiten.

Fazit