Citymaut New York: Überraschendes Ergebnis nach erstem halben Jahr

Digitales Mautsystem
Citymaut verbessert New Yorks Luft deutlich

ArtikeldatumVeröffentlicht am 10.12.2025
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NYC Skyline
Foto: Shutterstock

Was in London, Stockholm oder Mailand schon länger Realität ist, hat in den USA erst 2025 gezündet: Mit der Einführung der "Congestion Relief Zone" rund um Midtown und Downtown Manhattan hat New York City als erste US-Metropole eine digitale Citymaut eingeführt. Wer werktags zwischen 5 und 21 Uhr die imaginäre Mautgrenze südlich der 60th Street überfährt, zahlt – je nach Fahrzeugklasse – bis zu 36 Dollar. Pkw-Fahrer müssen in der Regel 9 Dollar einplanen.

Das System arbeitet vollautomatisch mit Kennzeichenerkennung, ohne Schranken oder Stationen. Die Maßnahme ist nicht nur als Stauvermeidung gedacht, sondern vor allem als Finanzierungsquelle für den öffentlichen Verkehr in New York.

3,05 Mikrogramm weniger Feinstaub pro Kubikmeter

Die erste umfassende Bilanz zur Wirkung kommt jetzt vom Forschungsteam der Cornell University und wurde im Fachmagazin npj Clean Air veröffentlicht. Die Forscher analysierten vom 1. Januar 2025 bis 30. Juni 2025 über 17.000 Messwerte von 42 Luftqualitätssensoren im Großraum New York und verglichen die realen Feinstaubwerte mit einer Gegenrechnung: Was wäre passiert, wenn die Maut nie eingeführt worden wäre?

Das Ergebnis: In der Mautzone selbst sank der durchschnittliche Maximalwert der täglichen Feinstaubbelastung um 3,05 µg/m³ – das entspricht einem Rückgang von 22 Prozent gegenüber dem erwarteten Wert von 13,8 µg/m³. Zum Vergleich: In London brachte die Einführung der Ultra-Low-Emission-Zone (ULEZ) nur rund 7 Prozent.

Wirkung über die Grenzen hinaus

Überraschend ist nicht nur der Effekt innerhalb der Mautzone. Auch in den fünf Stadtbezirken von New York sank der Wert um 1,07 µg/m³, im gesamten Großraum um 0,7 µg/m³. Anders als befürchtet, kam es also bisher nicht zu einer reinen Verlagerung der Luftverschmutzung in benachbarte Gebiete, sondern zu einem flächigen Rückgang.

Die Wirkung nahm dabei über die Wochen hinweg zu. In der ersten Woche sank der PM2.5-Wert in der Mautzone um 0,8 µg/m³, nach 20 Wochen bereits um 4,9 µg/m³ – ein Hinweis auf anhaltende Verhaltensanpassungen im Verkehr.

Detaillierte Verkehrszählungen im Rahmen der Studie zeigen: Der motorisierte Verkehr in der Mautzone sank im Schnitt um 11 Prozent, bei schweren Lkw sogar um 18 Prozent.

Was Europas Städte daraus lernen können

New York City profitiert dabei von einer Kombination aus hoher Bevölkerungsdichte und einem bereits vorhandenen multimodalen Verkehrsnetz. Der hohe Anteil an U-Bahn-Pendlern und der dichte Busverkehr machen es vielen leichter, auf das Auto zu verzichten. Genau das verstärkt laut den Forschern die Effekte: Wenn die Alternativen stimmen, wirkt die Maut nicht als Strafzahlung, sondern als Steuerungsimpuls.

Das Papier fordert daher, künftige Citymaut-Systeme nicht nur einzuführen, sondern laufend weiterzuentwickeln – mit dynamischen Tarifen, gezielten Ausnahmeregeln für emissionsarme Fahrzeuge und Investitionen in saubere Logistik. So soll hauptsächlich der Rückgang der Diesel-Lkw noch verstärkt werden.

Trumps Eingriff: Maut zwischen Politik und Gericht

Doch obwohl die ersten Erfolge messbar sind, bleibt die Zukunft des Projekts juristisch offen. Bereits im Frühjahr 2025 versuchte die US-Regierung unter Donald Trump, die Genehmigung für das Mautsystem rückgängig zu machen – mit der Begründung, die Maßnahme sei wirtschaftsschädlich und unsozial. Die New Yorker Verkehrsbehörde MTA wehrte sich gerichtlich gegen die Anordnung – mit Erfolg: Bis auf Weiteres darf die Maut weiterlaufen. Eine endgültige Entscheidung über die Rechtmäßigkeit steht allerdings noch aus.

Fazit