Wer in den ländlichen Teilen der USA unterwegs ist, stellt rasch fest, dass der augenscheinliche Cowboy-Lifestyle weit über die Grenzen von Reitsport und Rodeo hinausgeht. Stiefel, Westernhemd und Co. gehören praktisch zur Alltagskleidung aller, die von A, wie Ackerbau bis Z, wie Zuchtbetrieb tätig sind. Oder anders: Jeder, der hierzulande gern hochwertige und funktionale Arbeitskleidung (z.B. die mit Vogel-Logo) trägt, gleicht in Nordamerika aus deutscher Sicht einem Cowboy. Und was ist dann mit denen, die tatsächlich dem berittenen Rinderhüten in weiter Prärie nachgehen, oder die sich im Western-Reitsport betätigen? Deren Insignien bestehen in typischen Western-Details – das können bestimmte Hutformen sein, besondere Schmuckstücke, vorwiegend aus Silber, oder markante Cowboystiefel, die nicht selten wie maßgeschneidert für ihre jeweiligen Einsatzgebiete zugeschnitten sind. Im Zentrum steht jedoch ganz klar die Gürtelschnalle, die aus dem simplen Grund relativ groß ausfällt, damit möglichst viel Platz für Ornamente, Botschaften, oder sonstige Merkmale vorhanden ist. Und genau das hat sich nun ein findiger Silberschmied aus Utah zunutze gemacht, und trat mit einer cleveren Idee an den Autohersteller Ford heran.
"Autohersteller Ford" erfordert aus hiesiger Perspektive ebenfalls eine Erklärung. Man sollte nämlich im Hinterkopf haben, dass Ford in den USA seit der automobilen Frühsteinzeit fast ununterbrochen Jahr für Jahr die Verkaufsstatistik anführt. Das geht mit gewaltigem Abstand auf den Full-Size-Pick-up F-150 zurück (um Platz 2 und 3 in der Bestsellerliste prügeln sich übrigens zu allermeist die Äquivalente Chevrolet Silverado und Dodge Ram). Genau solche Vehikel sind für unzählige Amerikaner Teil der ganz alltäglichen Arbeitsausrüstung.
Ein Problem der Handlichkeit
Weil schon pragmatisch ausgestattete Trucks heutzutage mit Keyless-Go-Systemen ab Werk ausgerüstet sind, werden die dazugehörigen Fernbedienungsschlüssel gefühlt immer sperriger. Noch mehr wird das dadurch begünstigt, dass am US-Autoschlüssel auch eine Paniktaste gesetzlich vorgeschrieben ist, die den Wagen blinken und hupen lässt. Zusätzlich nutzen viele Fahrzeuge eine Fernstartfunktion – das ist mit günstigen Spritkosten billiger als eine Standheizung und erlaubt zudem das Vorklimatisieren im Sommer. Wer nun in bester Cowboy-Manier mit der hoch sitzenden Wrangler-Jeans herumläuft (kein Platz für groß dimensionierte Hosentaschen), freut sich, wenn kein überdimensionaler Autoschlüssel in der Hüfte zwackt. Und nachdem wir förmlich bis nach Übersee ausgeholt haben, kommen wir nun endlich zum Sinn hinter der Erfindung des besagten Silberschmieds Andy Andrews.

Klassische Reiterjeans liegen eng an und besitzen nur wenig Raum in den Hosentaschen. Umso praktischer ist da die Gürtelschnalle mit Staufach.
Der ehemalige Profi-Rodeoreiter betreibt seit Langem eine Manufaktur für wertvolle Gürtelschnallen. Als begeisterter Träger der eigenen Ware kam Andrews auf die Idee, den relativ klobigen Schlüssel seines Trucks einfach in einem extra dafür angefertigten Fach in seiner Gürtelschnalle unterzubringen. Dank Keyless-Go muss der Schlüssel ohnehin nicht in die Hand genommen werden. Die Hosentaschen der engen Cowboy-Jeans bleiben frei. Das war die Geburtsstunde der "Truckle", einem Mischwort aus "Truck" und "Belt Buckle" (Gürtelschnalle).
Und wie funktioniert's?
Typische Western-Gürtelschnallen werden einfach ins jeweilige Gürtelloch eingehakt und halten durch die Spannung von selbst. Entsprechend schnell lassen sich (falls nötig) dann doch die Tasten des Schlüssels erreichen. Ein federbelasteter Haltestab auf der Innenseite hält den teuren Autoschlüssel auch dann an Ort und Stelle, wenn der Cowboy mal die Hosen runterlässt.

Auf der Innenseite der Truckle verbirgt sich ein passgenaues Staufach für den Schlüssel der US-Ford-Modelle ab 2018. Dank Keyless-Go muss er nicht in die Hand genommen werden.
Verziert mit der Frontpartie eines 1975er F-150, also der sechsten von mittlerweile 14 Generationen des Ford-Bestsellers (jedoch die erste, die auch F-150 hieß), ist die Truckle nun offiziell bei Ford erhältlich, wo es die kreative Erfindung sofort ins Lifestyle-Zubehör geschafft hat. 200 US-Dollar erscheinen als Preis nicht unverschämt, wenn man bedenkt, dass jede einzelne Truckle von Hand hergestellt und verziert wird. Die Manufaktur "A Cut Above" aus Dammeron Valley, Utah, wurde 1999 von Andy Andrews gegründet, nachdem sich diese aus dem aktiven Rodeo-Sport zurückgezogen hat und ist seither ein Familienbetrieb. Neben den Ford-Truckles und weiteren Kleinserienprodukten stellt man außerdem auf Sonderwünsche hin Einzelstücke oder Sonderserien her, die z.B. als Trophäen genutzt werden.
Das Schlüsselfach der Truckle ist passgenau für den seit 2018 verwendeten Fernbedienungsschlüssel der US-Modelle ausgelegt. Das macht sie für deutsche Ford-Fahrer zunächst wenig reizvoll, es gibt jedoch eine Ausnahme: Wer einen Mustang, der seit 2018 hergestellt wurde, fährt, könnte sich in Form der Truckle ein nettes und nützliches Souvenir mitbringen – der Schlüssel passt. Der Haken: Derzeit ist die Truckle restlos ausverkauft. "A Cut Above" kündigt aber baldigen Nachschub an.












