Seit mehr als zwei Jahrzehnten durften Besitzer von Elektro-, Plug-in-Hybrid- und Brennstoffzellenfahrzeugen mit einem speziellen "Clean Air Vehicle"-Aufkleber die Carpool Lanes in Kalifornien auch nutzen, wenn nur eine Person im Auto saß. Diese High-Occupancy Vehicle Lanes (HOV) waren ursprünglich dafür gedacht, Autofahrer zum Bilden von Fahrgemeinschaften zu animieren und so den Verkehr zu entlasten. Für viele E-Autofahrer war das Privileg der Carpool-Lane-Nutzung ein zusätzliches Kaufargument. Doch nun ist Schluss: Ab dem 1. Oktober 2025 gibt es diesen Vorteil nicht mehr.
Hintergrund und Folgen
Rund eine halbe Million Fahrzeuge in Kalifornien sind derzeit mit gültigen Clean-Air-Decals unterwegs. Mit Ablauf des Programms dürfen sie die Carpool Lane nur noch dann nutzen, wenn sie die vorgeschriebene Mindestanzahl an Mitfahrern an Bord haben. Auch reduzierte Mautgebühren für Dekal-Fahrzeuge fallen weg. Eine Übergangsfrist von 60 Tagen soll verhindern, dass Autofahrer sofort mit hohen Strafen belegt werden.
Nicht alle Hybridfahrzeuge waren bislang für die Carpool Lane zugelassen. Nur bestimmte Plug-in-Hybride erfüllten die Voraussetzungen, konventionelle Hybride ohne Ladeanschluss waren ausgeschlossen. Motorräder hingegen genießen eine Sonderregelung: Sie dürfen die Carpool Lanes grundsätzlich allein befahren – ein Privileg, das weiterhin gilt.
Strafen und Verstöße
Die kalifornische Highway Patrol ahndet Verstöße gegen die Carpool-Regeln streng. Wer ohne Berechtigung auf der HOV Lane unterwegs ist, muss mit Strafen von rund 490 US-Dollar (aktuell umgerechnet zirka 417 Euro) rechnen. 2021 haben die Behörden mehr als 48.000 Verstöße registriert. Insbesondere bei Stau versuchen einige Autofahrer, sich per unberechtigter Carpool-Lane-Nutzung einen Vorteil zu verschaffen.

Die Car Pool Lane ist in Kalifornien oft mit einer Raute gekennzeichnet (im Bild ein silberfarbener Tesla Model 3 auf der Interstate 80 in San Francisco am 19. September 2018).
Carpool- oder HOV-Lanes gibt es nicht nur in Kalifornien, sondern in vielen Bundesstaaten. New York, Arizona, Georgia oder Hawaii haben ähnliche Regelungen – teils auch mit Ausnahmen für Elektrofahrzeuge.
Mehr Belastung statt Vorteile?
Die Abschaffung der Sonderrechte reiht sich in eine größere Entwicklung ein. Während die Zahl der Elektrofahrzeuge steigt, suchen viele Bundesstaaten nach neuen Finanzierungsmodellen für ihre Straßen. So wird in Oregon aktuell eine verpflichtende Kilometergebühr für E-Autos und Hybride diskutiert – ein weiteres Beispiel dafür, dass Privilegien für saubere Fahrzeuge schwinden. In Oregon geht es darum, dass die Landesregierung wegen wegfallender Einnahmen aus der Mineralöl-Steuer ein Haushaltsloch stopfen muss.

Stau auf dem Freeway 5 in Santa Ana am 27. Juli 2022 - auf einer Carpool Lane können die Fahrer oft am Stau vorbeifahren.
Das Ende der E-Auto-Privilegierung in Kalifornien geht aber auf die Nichtverlängerung der entsprechenden Bundesregelung zurück. Steve Gordon, Direktor der kalifornischen Verkehrsbehörde DMV (Department of Motor Vehicles), wünscht sich eine Verlängerung des Aufkleber-Programms. Nach Angaben der kalifornischen Energiekommission CEC (Californian Energy Commission) sind 25 Prozent der im Bundesstaat verkauften Neuwagen emissionsfreie Fahrzeuge. Das die US-Regierung unter Donald Trump dem Wunsch aus dem von den Demokraten regierten Kalifornien nachkommt, gilt als unwahrscheinlich.





